1640 - Ein teuflischer Nachbar
menschlichen Umriss hatte.
Sofort stoppte Ann ihre Schritte. In Höhe des Herzens spürte sie ein Ziehen. Schweiß legte sich plötzlich auf ihre Handflächen. Am Hals zuckte eine Ader und durch ihren Körper jagte ein Adrenalinstoß.
Sie sah nur diesen Umriss, der sich nicht bewegte. So fand sie nicht heraus, ob sie es mit einem normalen Besucher zu tun hatte oder mit einem, der von ihren Gegnern geschickt worden war. Er schellte nicht.
Er tat auch nichts, was auf ein gewaltsames Eindringen hingedeutet hätte.
Dann bewegte er sich. Die Sicht war nicht so klar, als dass Ann hätte Einzelheiten erkennen können, doch Sekunden später sah sie, was da passierte.
Die Gestalt kam weiter auf das Haus zu.
Da gab es noch die Tür, aber sie war für den Besucher kein Hindernis.
Er drückte sich einfach durch das Glas hindurch und stand wenig später im Haus.
Ann Duras sah ihn sehr deutlich. Aber etwas zog ihren Blick besonders an: das Gesicht.
Es war nicht das Gesicht eines normalen Menschen, sondern die Fratze eines Teufels…
***
Ann Duras fiel ein, was man ihr angedroht hatte. Die andere Seite hatte sie zum Teufel schicken wollen, und jetzt war ihr so etwas wie der Teufel auf den Hals gehetzt worden.
Bleich und hässlich sah das Gesicht aus. Die kalten Augen und die abstehenden Ohren fielen ihr besonders auf. Sie wusste zudem, dass dies kein Scherz war. Den Eindringling konnte sie auch nicht als normalen Menschen ansehen. Das lag nicht nur an seinem Gesicht, es ging auch um das Eindringen, was nicht normal war.
Hier hatte sie etwas Unnatürliches und gleichzeitig Schreckliches erlebt, das sie in allerhöchste Lebensgefahr gebracht hatte.
Und sie war allein…
Der Eindringling hatte nach seinem Erscheinen nichts getan. Er stand da und wartete, aber Ann wusste, dass dies nicht ewig andauern würde. Er war gekommen, um einen Job auszuführen, und als er sie ansprach, hörte sich seine Stimme künstlich an.
»Ich bin dein Schicksal. Ich bin hier, um dich in die Hölle zu schicken. So ist es dir versprochen worden. Und ich werde meinen Auftrag ausführen, Ann.«
Sie nickte, als wollte sie ihr Schicksal nachträglich bestätigen. Aber darum ging es nicht. Sie spürte die Angst, die sich immer stärker in ihr ausbreitete. Sie hatte alles in ihr übernommen und sorgte dafür, dass sie kaum noch Luft holen konnte. Da wurde ihr die Brust zusammengedrückt.
Die Fratze ging vor.
Ann bewegte sich zurück.
Sie wusste, dass ein Entkommen unmöglich war, aber sie konnte einfach nicht stehen bleiben und auf ihren Tod warten. Es war so grausam, dass sie keine Worte dafür fand, und selbst einen Schrei gab sie nicht ab. Das war ihr nicht möglich.
Er kam näher.
Sie sah keine Waffe in seiner Hand, er selbst war Waffe genug, und als sie rückwärts die Schwelle zu ihrem Wohnzimmer überschritt, schnellte er plötzlich vor.
Sein Griff erwischte ihre Kehle.
Dann drückten die Finger zu, die zu Klauen geworden waren. Ihr wurde die Luft genommen, aber das war nicht alles. Plötzlich jagte ein Hitzeschwall in ihr hoch, der alles übertraf, was sie sich vorstellen konnte. Etwas presste ihre Lunge zusammen. Ihr Herz schlug schwer und unregelmäßig.
Sie glühte innerlich. Die Hitze in ihrem Innern war grausam, sie verbrannte einfach alles, und als der Mann sie losließ, da kippte sie nach hinten auf den schwachblauen Teppich, wo sie liegen blieb.
Ihr Mörder nickte.
In seinem Teufelsgesicht zuckte es. Wahrscheinlich sollte es ein Lächeln sein. Er war zufrieden, drehte sich um und verließ den Raum, wobei er keine Tür zu öffnen brauchte, denn für ihn gab es kein Hindernis.
Seine Aufgabe war erfüllt.
Jetzt wartete er auf den nächsten Auftrag…
***
Meine Augen brannten!
Es war nicht nur das Brennen, ich verspürte auch Schmerzen. Es waren die Folgen des Schlags gegen meinen Kopf.
Ich hatte mich hingesetzt und stellte fest, dass ich so gut wie nichts sah.
Nur den Unterschied zischen Hell und Dunkel, und ich schaute in das Helle hinein.
Mein Erinnerungsvermögen hatte nicht gelitten. Sofort stand die Szene wieder vor meinen Augen. Es hatte mich und womöglich auch Suko eiskalt erwischt. Diese Blendung war nicht auf magische Weise passiert.
Ich ging davon aus, dass man uns mit Blendgranaten geschockt hatte, um zumindest mich dann eiskalt niederzuschlagen.
Meine Augen fingen an zu tränen. Ich sah es als gutes Zeichen an.
Obwohl es mich drängte, über die Augen zu wischen, ließ ich den Tränen freien Lauf. Das
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