1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
flüsterten miteinander und zeigten sich gegenseitig irgendwelche Botschaften auf ihren Handys, die sie zum Kichern brachten. Hin und wieder schauten sie zu Johnny hin, der ihre Blicke allerdings nicht erwiderte.
Dann kam der Bus.
Ein rotes Ungetüm, das von seinem Fahrer perfekt durch die nicht eben breiten Straßen gelenkt wurde.
Herbstlaub wirbelte von den Bäumen. Einige Blätter waren an der Außenhaut des Fahrzeuges festgeklebt.
Eine Fahrkarte musste Johnny nicht lösen. Aus Sicherheitsgründen hatte er sich ein Tagesticket besorgt. Es galt für alle Londoner Verkehrsmittel.
Er war hur überrascht, dass der Bus schon so dicht besetzt war. Schnell huschten seine Blicke durch die Reihen. Nach oben wollte er nicht gehen.
Dorthin kletterten die kichernden Teenager.
Und er fand noch einen freien Platz. Fast ganz hinten war ein Sitz leer.
Neben ihm am Fenster war der nächste Sitz besetzt. Ein etwa sechzehnjähriger Junge saß dort. Auf seinen Knien lag eine recht große Ledermappe.
»Darf ich?«
»Klar doch.«
»Super.«
Johnny nahm seinen Platz ein und warf dem Jungen einen Seitenblick zu. Dunkle lange Haare, ein weiches Gesicht, das auch einem Mädchen hätte gehören können. Bekleidet war der junge Mann mit einer braunen Cordjacke und schwarzen Jeans.
Er saß ruhig auf seinem Platz am Fenster. Hin und wieder nur drehte er den Kopf nach links, um nach draußen zu schauen. Manchmal zuckte es auch um seine Mundwinkel, und wenn er mal nach rechts zu Johnny schaute, dann immer nur für einen kurzen Moment.
»Musst du auch zur Uni?«
Der Junge zuckte zusammen. »Meinst du mich?«
»Wen sonst?«
»Nein, nein, ich bin im ersten Semester auf einer Kunstakademie.«
»He, finde ich toll.«
»Ach, wirklich?«
»Ja, echt. Wenn jemand sich kreativ betätigt, ist das echt stark. Nicht so langweilig. Willst du Grafiker werden?«
»Mal sehen.«
Johnny ließ nicht locker. »Oder Maler?«
»Das schon eher. Nur ist es ein harter Weg, bis man davon leben kann.«
»Stimmt auch wieder.«
»Aber ich gebe nicht auf.« Der Junge hatte alle Scheu verloren und Vertrauen zu Johnny gefasst. »Ich habe mich allerdings schon entschieden. Ich werde Comic-Zeichner. Ich erfinde meine eigenen Figuren und dazu auch die Texte.«
Johnny pfiff durch die Zähne. »Das hört sich ja gut an. Hast du schon was gezeichnet?«
»Klar.«
Johnny deutete auf die Mappe. »Und hast du auch Proben mit dabei?«
Jetzt machte der Junge einen nahezu stolzen Eindruck. »Klar habe ich schon was geschaffen.«
»Stark. Darf ich es sehen?«
Der Junge zögerte noch. Johnny wollte ihn wieder zurück in die alte Situation bringen und streckte ihm seine Rechte entgegen. »Ich heiße Johnny.«
Nach einem Zögern wurde eingeschlagen. »Gut, du kannst mich Skip nennen.«
»Guter Name für einen Künstler.«
»Findest du?«
»Immer.«
»Der ist auch echt.«
»Dann lass doch mal deine Werke sehen.«
Skip zögerte noch. »Ich weiß nicht so recht. Magst du überhaupt Comics?«
»Klar.« Um die Antwort noch überzeugender zu gestalten, zählte Johnny die Namen der Superhelden auf, die er kannte. Und das waren nicht wenige.
»He, du bist ja ein richtiger Fan.«
»Kann man wohl sagen.«
»Okay, dann bin ich gespannt, was du zu meinen Zeichnungen sagst. Das geht auch in die Richtung Superheld.«
»Habe ich mir gedacht.«
Die Mappe war durch zwei diagonal gestreckte Bänder verschnürt worden. Die musste Skip erst lösen. Danach konnte er die Mappe aufklappen.
Er tat es in dem Augenblick, als der Bus an einer Haltestelle stoppte.
Einige Fahrgäste stiegen aus, ein paar andere ein.
Skip musste ein Deckblatt lösen, dann erst konnte Johnny einen ersten Blick auf das Kunstwerk werfen, das noch nicht koloriert war. Er sah die einzelnen Szenen in Schwarzweiß.
»Oooh…«
»Was meinst du damit?«, fragte Skip leise.
»Das ist super.«
»Ach, hör auf!«
»Nein, wenn ich dir es doch sage, ich kenne mich aus, ehrlich.« Johnny nickte seinem Nachbarn zu. »Durch dein Talent stehst du jetzt schon am Beginn einer großen Karriere.«
»Na ja, ich weiß nicht…«
Johnny stieß ihn an. »Doch, glaube es mir. Bist du schon mal bei einem Verlag gewesen?«
»Nein, noch nicht.«
»Warum denn nicht?«
Skip Tandy hob verlegen die Schultern. »Na ja, ich habe mich nicht getraut.«
»Das musst du aber.«
»Mal sehen.«
»Gut, dann zeig mir mal die anderen Seiten. Ich bin richtig gespannt, wie die Geschichte weitergeht.«
»Ach, sie ist noch nicht
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