1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
zu Ende. Ich muss daran arbeiten.«
Der Bus hatte sich in Bewegung gesetzt. Er war wirklich voll, und als Johnny in den Mittelgang schaute, da überkam ihn ein leicht ungutes Gefühl. Das hing mit den vier Typen zusammen, die an der letzten Haltestelle eingestiegen waren.
Sie machten keinen Vertrauen erweckenden Eindruck. Mit nahezu neugierigen Blicken schauten sie sich um, und das gefiel Johnny Conolly immer weniger.
Einer von ihnen, der ein Piratentuch um seine Haare geschlungen hatte, machte den Anfang. Er schrie einen Befehl, und plötzlich setzten sich die vier Typen in Bewegung.
Der Pirat huschte auf Johnny zu, und bevor dieser richtig begriff, was Sache war, spürte er schon das Messer an seiner Kehle.
»Viel Zeit haben wir nicht. Deshalb würde ich dir raten, sofort die Kohle herauszurücken…«
***
Es war keine Einbildung, kein Traum. Hier wurde tatsächlich ein Überfall durchgezogen, und Johnny war nicht der einzige Fahrgast, den die Räuber bedrohten.
»Ich will deine Kohle und auch dein Handy, Arschloch. Ist das klar für dich?«
»Ja.«
»Dann rück raus damit!«
»Moment. Ich muss mich bewegen. Nimm das Messer weg. Ich will nicht, dass meine Haut aufgeschlitzt wird.«
»Okay, aber keine Dummheiten. Du bist schneller tot, als du denken kannst.«
»Ja, ich weiß.«
Plötzlich meldete sich Skip. »Tu es nicht, Johnny.«
»He, was hast du gesagt?« Der Pirat hatte alles verstanden. »Bist du lebensmüde? Keine Sorge, du kommst auch noch dran.«
»Ich habe es so gemeint, wie ich es sagte.«
»Lass es«, riet Johnny ihm. Seine Stimme war gut zu hören, denn inzwischen hatte sich eine ungewöhnliche Stille über den Bus gesenkt. Die Fahrgäste waren still geworden. Die meisten von ihnen saßen wie Wachsfiguren auf ihren Sitzen. Johnny sah noch einen zweiten Räuber hier unten. Die anderen beiden waren nach oben gegangen, von dort hörte er auch einen Schrei.
Zugleich entdeckte er noch einen weiteren Typen. Er stand neben dem Fahrer und bedrohte ihn mit einer Waffe.
Dass der Bus durch Kameras im Innern überwacht wurde, machte den Kerlen nichts aus. Sie fühlten sich als die großen Macher und in allem sehr sicher.
Das Messer schwebte noch immer vor Johnnys Gesicht. Nur jetzt in Nasenhöhe und mit einem Abstand.
Als Johnny sein Handy hervorholte, hörte er wieder die Stimme seines Nachbarn.
»Du musst dir keine Sorgen machen. Es wird dir nichts passieren. Die sind schon so gut wie tot.«
»Hör auf damit, Skip.«
»Es stimmt aber.«
Johnny sah, dass der Pirat unsicher geworden war. Das musste an Skips Worten gelegen haben.
»So. Und jetzt die Kohle her!«
»Gib sie ihm nicht, Johnny.«
»Mann, sei ruhig.«
»Bin ich nicht. Schau mal nach vorn.«
Es war wie ein Zwang. Johnny konnte nicht woanders hinschauen. Es gab da eine Lücke zwischen ihm und dem Piraten, und selbst der Räuber veränderte seinen Blick. Er drehte den Kopf nach rechts und sah das, was auch alle anderen sahen.
Innerhalb des Busses und direkt im Mittelgang hatte sich eine schwarze Wolke ausgebreitet. Niemand konnte erklären, woher sie gekommen war. Sie existierte einfach.
Auch Skip hatte sie natürlich gesehen und gab einen Kommentar ab.
»Gothic ist da!«
»Was meinst du?«, fragte Johnny.
»Gothic, mein Held.«
»Und weiter?«
»Du kennst ihn. Du hast ihn in meinen Zeichnungen gesehen. Er ist aber mehr. Er ist da, um zu helfen. Er wird die verdammten Hundesöhne vernichten.«
»Scheiße!«, brüllte der Pirat. »Was redest du denn da für einen Bockmist?«
Skip musste kichern. »Sieh selbst hin!«
Der Räuber drehte den Kopf. Er hatte nur kurz hinschauen wollen, aber es wurde ein längerer Blick, denn was er sah, ließ ihn nicht mehr los. Es gab die Wolke noch, aber aus ihr löste sich plötzlich eine Gestalt, die es im normalen Leben kaum geben durfte.
Auch Johnny hatte den Bewaffneten gesehen. Er erkannte ihn, denn es war Gothic, der Held aus dem Comic.
Nur war er diesmal keine Zeichnung, sondern eine lebendige Person, die den Angriff startete…
***
»Ihr habt schlechte Laune«, sagte Glenda Perkins, als wir nach einem knappen Gruß das Vorzimmer betraten.
»Stimmt«, sagte ich und stoppte meine Schritte an der Kaffeemaschine.
»Und worum geht es?«
Ich füllte erst mal meine Tasse. »Um einen Fall, der mal wieder alles auf den Kopf stellt.«
»Und wieso?«
Ich gab ihr einen knappen Bericht.
Glenda schüttelte den Kopf. Sie bekam sogar eine Gänsehaut und strich mit beiden Handflächen
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