1642 - Ein Rächer aus dem Nichts
deinen Helden, nicht wahr?«
»Ja. Das - das - weißt du?«
»Sicher, ich weiß einiges. Du musst dir keine Sorgen machen. Du hast eine Grenze überwinden können und hast dir selbst etwas Wunderbares erschaffen. Angst darf es für dich nicht geben. Nicht Gothic ist der Held, sondern du.«
Das wollte er nicht hinnehmen. »Nein, das kann man so nicht sagen. Er hat mich gerettet.«
»Aber du hast ihn erfunden.«
»Stimmt. Nur ist er kein lebendiges Geschöpf. Er ist nicht mehr als eine Figur auf dem Zeichenbrett.«
»Warte es ab, Skip. Unterschätze deine Kräfte nicht. In dir steckt mehr, als du ahnst.«
Das musste er so hinnehmen. Er sprach das Thema auch nicht mehr an, sondern kümmerte sich um Loreen Sander.
»Und wer bist du? Kannst du mir erklären, wer du wirklich bist? Eine Frau, die aussieht wie eine Großmutter aus dem Märchen. Aber das kann ich nicht glauben. Es muss doch etwas anderes dahinterstecken. Oder habe ich unrecht?«
»Nein, das hast du nicht.«
»Und wer bist du dann?«
»Sei nicht so neugierig. Vielleicht bin ich diejenige, die ein Auge auf dich hat. Die einen Auftrag hat. Die dafür sorgt, dass du gut durchs Leben kommst…«
Skip konnte mit der Antwort nichts anfangen. Er stand noch immer auf derselben Stelle und schüttelte den Kopf. Aber seine Fragen waren nicht weniger geworden.
Stellen konnte er sie nicht mehr, denn Loreen Sander zog sich ohne ein Wort des Abschieds zurück. Es war nichts mehr von ihr zu hören, als sie in die dunkle Wolke eintauchte und eins mit ihr wurde.
Wenig später lag der Hof wieder so vor ihm, wie er ihn auch kannte.
Dennoch blieb er stehen, denn in seinem Kopf gab es keine Ruhe. Er musste nachdenken und einen klaren Gedanken fassen, was in seinem Zustand nicht möglich war.
Irgendwann verließ er den Platz am Fenster und warf einen Blick auf seine neuen Zeichnungen.
Sie waren noch nicht koloriert, aber sie waren trotzdem perfekt.
Er konnte wieder lächeln. Während er einen Strip nach dem anderen durchsah, überkam ihn plötzlich ein völlig anderes Gefühl, und das konnte er als gut bezeichnen.
Sein Lächeln wurde breiter, denn so schlecht sah seine Zukunft nicht aus…
***
»Und wie willst du zur Uni kommen?«, fragte Sheila ihren Sohn Johnny, als sie sich beim Frühstück gegenübersaßen.
Bill Conolly war bereits unterwegs zu einem frühen Termin und hatte Frau und Sohn allein gelassen.
»Warum fragst du das?«
»Weil dein Roller doch kaputt ist.«
Johnny nickte. »Ja, leider. Irgendwelche Chaoten haben ihn zerbeult. Das wird dauern, bis er wieder in Ordnung ist. In der nächsten Woche werde ich ihn wieder fahren können.«
Sheila biss in eine Scheibe Toast, die sie mit einem leckeren Käse belegt hatte. Sie trank dazu Kaffee, nickte und sprach Johnny erst an, als sie den Mund wieder frei hatte.
»Den Wagen zu nehmen, das würde ich dir nicht raten.«
Er lächelte. »Das hatte ich auch nicht vor.«
»Gut. Und wie hast du dich entschieden?«
»Ich nehme den Bus.«
»Ach.«
»Ja, Ma, ich habe Zeit, und ich bin zudem lange nicht mehr Bus gefahren.«
Sheila lehnte sich zurück. »Sehr gut, deine Alternative. Ich kann dir nur zustimmen.«
»Und was hast du heute vor?«
Sie winkte ab. »In zwei Stunden wird ein Gärtner hier bei uns erscheinen. Er soll sich die Bepflanzung mal anschauen. Ich denke, dass die Bäume beschnitten werden müssen. Wir haben jetzt Herbst, und das ist für einen Schnitt die beste Zeit.«
»Da hast du ja was als Gartentante zu tun.«
»Na, na, na. Als eine Tante sehe ich mich nicht.«
Johnny lächelte breit und meinte: »War auch nur im übertragenen Sinne gemeint.«
»Dann ist es ja gut.«
Die beiden beendeten ihr Frühstück in den folgenden fünf Minuten. Dann wurde es für Johnny Conolly Zeit, sich auf den Weg zu machen. Er wohnte in einer ruhigen Gegend im Londoner Süden. Auch in dieser Gegend fuhr ein Bus. Er kam aus Richtung Wimbledon und sein Ziel war die City of London.
Johnny hatte wirklich keine Lust gehabt, sich mit dem Auto in den Verkehr zu stürzen. Auf die U-Bahn verzichtete er ebenfalls, und er gab sich gegenüber zu, ein kleiner Romantiker zu sein, dem es Spaß machte, mit einem großen Fahrzeug durch die Stadt zu fahren und stresslos den Verkehr zu beobachten, denn für die Busse gab es eigene Fahrspuren, sodass sie pünktlich ihre Haltestellen erreichen konnten.
Johnny wartete nicht allein an der Haltestelle. Zwei Teenager hatten sich ebenfalls eingefunden. Sie standen zusammen,
Weitere Kostenlose Bücher