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1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

Titel: 1642 - Ein Rächer aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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erschaffene Figur des Gothic trat jedes Mal deutlicher hervor.
    Er erlebte die Morde erneut und fing dabei an zu zittern und zu schluchzen. Es gab keinen Menschen, dem er sich hätte anvertrauen können. Seine Mutter hatte ihren Dienst im Krankenhaus längst angetreten. Sie konnte er auf ihrer Arbeitsstelle nicht stören. Außerdem hätte sie ihn nur ausgelacht.
    Zudem meldete sich bei ihm das schlechte Gewissen. Skip wusste, dass er einen Fehler begangen hatte. Er hätte sich bei der Polizei melden und alles erzählen müssen. Stattdessen war er fluchtartig weggerannt, um so schnell wie möglich nach Hause zu kommen. Und jetzt?
    Nichts hatte er gewonnen. Die Erinnerungen glichen Gespenstern, die ihn nicht mehr loslassen wollten. Man konnte sie als grausame Erinnerungen bezeichnen. Immer wieder sah er die Toten. Dann seine Flucht - und natürlich Gothic.
    Skip konnte nicht mehr länger liegen. Er stand auf, setzte sich an seinen Arbeitsplatz und holte seine Zeichnungen aus der Tasche. Im kalten Licht der Arbeitsleuchte sah er das vor sich, was noch nicht ganz fertig war.
    Aber sein neuer Held Gothic war sehr gut zu erkennen, und er sah so aus wie der lebende Rächer.
    Skip verlor sich in den Anblick seiner Zeichnung. Plötzlich kam er sich vor wie ein anderer Mensch. Er vergaß das, was er gesehen und erlebt hatte. Automatisch griff er zum Stift und begann mit seiner Arbeit.
    Er zeichnete.
    Er war perfekt.
    Er hatte noch nie so schnell und gut gezeichnet. Es schien, als wäre eine andere Kraft in ihm, die ihm die Hand führte. So etwas hatte er noch nie erlebt.
    Er war gelöst, und als er irgendwann den Stift sinken ließ und auf seine Strichbilder schaute, da weiteten sich seine Augen.
    Skip konnte nicht fassen, dass er so gut war. Er hatte eine ganze Folge geschaffen, und natürlich stand sein Held im Mittelpunkt. Gothic war auf jedem Strip zu sehen. Mal rennend, mal fliegend, mal in oder mal außerhalb der Wolke, aber stets in Action.
    »Wahnsinn«, flüsterte er, »das ist der reine Wahnsinn. Ich fasse es nicht, ich bin - nein - oder ja, das ist phänomenal. Ich bin nicht nur besser geworden, ich bin super.«
    Jede Zeichnung sah er sich genau an. Und immer wieder stand Gothic im Mittelpunkt. Es war zu sehen, wie er es gegen vier Gegner zugleich aufnahm. Obwohl sie auf ihn schössen, war er der Sieger. Mit seiner Waffe schickte er sie alle in den Tod.
    Und noch etwas fiel Skip auf. Im Hintergrund hatte er eine Figur gezeichnet, über die er sich wunderte. Er war sich dessen gar nicht bewusst, dass sie aus seiner Feder stammte.
    Auf jedem Bild war sie zu sehen. Immer im Hintergrund.
    Aber da gab es ja eine Person, über die er sich nun Gedanken machte, denn an sie hatte er nicht mal im Traum gedacht. Sie war auch kein wichtiger Mensch in seinem Leben, er kannte sie erst seit Kurzem, aber er wusste genau, wo er sie gesehen hatte.
    In der U-Bahn.
    Ja, es war die nette ältere Frau, die sich zu ihm gesetzt und seine kleinen Kunstwerke bewundert hatte. Sogar der Name fiel ihm ein. Sie hieß Loreen Sander.
    Und jetzt war sie auf jedem Bild zu sehen. Das begriff der junge Künstler nicht. Sein Lächeln sah leicht verzerrt aus, und das Kopf schütteln passte dazu. Er dachte nach, überlegte hin und her, suchte nach einer Erklärung und fand sie nicht.
    Was hatte die Frau mit seinen Zeichnungen zu tun? Warum hatte sie sich so tief in seine Erinnerungen eingegraben, dass er sie bei seiner Arbeit nicht vergessen konnte?
    Es war ihm nicht möglich, eine Erklärung zu finden, aber es musste eine geben, dessen war er sich sicher. Sie und Gothic hingen zusammen.
    Er schaute auf die Blätter und ging die Geschichte noch mal durch.
    Und immer stand Gothic im Vordergrund. Er kämpfte, denn seine Feinde waren überall zu sehen. Man konnte sie als normale Menschen bezeichnen, als Gangster, als Entführer, und in einer Szene stand Gothic sogar auf dem Dach eines Busses, der besetzt war, denn in den Fensterausschnitten sah man die entsetzten Gesichter der Fahrgäste.
    Da musste sich innerhalb des Busses etwas abspielen: Was es genau war, wusste Skip Tandy nicht, denn er hatte nicht weiter gezeichnet. Mit diesem Bild brach seine Geschichte praktisch ab.
    Warum? Sie musste doch weitergehen. Leider war das nicht der Fall. Sie war dort beendet.
    So sehr Skip auch nachdachte, er hatte keine Idee. Er wusste nicht, wie er sie weiterführen sollte. In seinem Kopf befand sich eine Leere, die neu für ihn war. Jegliche Kreativität war

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