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1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

1642 - Ein Rächer aus dem Nichts

Titel: 1642 - Ein Rächer aus dem Nichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nichts verändert. Nach wie vor lag der blassblaue Himmel über der Stadt und trudelten die Blätter dem Erdboden entgegen.
    Wir hatten den Rover auf dem Gelände abgestellt. Johnny ging neben mir her, und ich fragte ihn, ob er nicht lieber nach Hause fahren wollte.
    »Warum? Gehe ich euch auf die Nerven?«
    »Nein, so ist das nicht.«
    »Es ist möglich, dass ich euch behilflich sein kann. Wenn sich Skip bei mir meldet und…«
    »Schon gut, ich habe verstanden.« Ich zwinkerte ihm zu und ging den letzten Rest auf den Rover zu. Auf seinem Dach klebten einige feuchte Blätter.
    Hinter einem Baumstamm hatte jemand gewartet und löste sich jetzt aus der Deckung, um auf uns zuzugehen.
    Es war eine ältere Frau. Sie sah aus wie die nette Großmutter von nebenan. Bevor sie uns erreichte, sprach sie uns an.
    »Gehe ich richtig in der Annahme, dass Sie mich gesucht haben?«
    Ich war im Moment überrascht. »Wie? Sie gesucht?«
    »Ja.« Sie lächelte. »Als Zeugin. Mein Name ist Loreen Sander…«
    Ich sagte gar nichts mehr, und auch Suko brachte kein Wort hervor.
    Wir beide wussten nur, dass plötzlich eine Tote vor uns stand, und das machte den Fall nicht eben leichter…
    ***
    Zum Glück hatten wir in unserem Leben gelernt, hin und wieder zu schauspielern, was uns jetzt zugute kam. Auch Suko verzog keine Miene, und er fand als Erster die Sprache wieder.
    »In der Tat, wir haben Sie gesucht, Mrs. Sander. Aber man sagte uns, dass Sie verstorben seien, als wir bei Ihnen klingelten. Doch jetzt stehen Sie vor uns.«
    »Ich weiß.«
    »Sind Sie tot oder nicht?«
    »Kann sein, dass ich es bin. Kann sein, dass ich auch lebe und mich aus der Öffentlichkeit verabschiedet habe.«
    Das begriff ich nicht. »Können Sie uns das nicht näher erklären, Mrs. Sanders?«
    »Wenn Sie wollen.«
    »Ja, gern.«
    Sie schaute sich um wie jemand, der wollte, dass niemand zuhörte. Erst als sie sicher war, sagte sie einen Satz, der uns aufhorchen ließ.
    »Hilft es Ihnen weiter, wenn ich von einem Nahtoderlebnis spreche?«
    Ich wusste zwar, dass es Menschen gab, die so etwas schon erlebt hatten, aber ob es in diesem Fall wichtig war, das musste sich erst noch herausstellen.
    »Das ist Ihre Sache«, sagte Suko.
    »Es wäre hilfreich.«
    »Dann bitte.«
    »Können wir uns in das Auto setzen?«
    Wir fanden den Vorschlag nicht schlecht und stimmten zu. Im Rover war Platz genug. Loreen Sander setzte sich nach hinten, wo auch Johnny saß, der ein wenig von ihr abgerückt war.
    Ohne dass wir sie auffordern mussten, fing sie an zu sprechen.
    »Ich hatte dieses Nahtoderlebnis, das ist eine Tatsache. Und dabei hat sich einiges verändert.«
    Ich wollte wissen, wie es dazu gekommen war.
    »Durch ein Ertrinken. Ja, ich wäre beinahe ertrunken. Ich war mit einem Boot auf dem See unterwegs, als plötzlich ein Sturm aufkam und mein Boot zum Kentern brachte. Ich war völlig allein auf mich gestellt. Ich sank immer tiefer, ich erlebte, wie es ist, wenn man ertrinkt, wenn die Luft knapp wird, wenn die grauenvolle Angst kommt, die aber dann wieder verschwindet und einer gewissen Seligkeit Platz macht. Das ist dann der Fall, bevor man nach drüben geht.«
    »Waren Sie dort?«
    Loreen Sander schaute mich aus großen Augen an.
    »Ja, ich bin dort gewesen. Nicht lange, nicht kurz - ich weiß es nicht, denn dort gibt es keine Zeit. Aber es ist wohl nicht das Jenseits gewesen, wie man es sich immer vorstellt. Ich sah kein helles Licht, ich glitt auch nicht durch einen Tunnel, an dessen Ende ich erwartet wurde, nein, ich befand mich in einem anderen Reich, in dem es Gestalten gab, die sehr nebulös waren. Ich weiß bis heute nicht genau, mit wem ich es zu tun hatte. Waren es gefallene Engel? Befand ich mich in einer Art von Vorhölle? Es war alles möglich. Man hat mich sehen und spüren lassen, dass es Dinge gibt, die nicht zu unserer normalen Welt gehören. Ich bekam einen Einblick, aber der war nicht für immer. Ich starb nicht. Die Welt zog sich wieder zurück. Ich erwachte irgendwann aus diesem Zustand und fand mich in der Realität wieder. In meinem alten Leben.«
    »Aber offiziell sind Sie doch tot«, sagte ich.
    »Ja, das stimmt.« Sie lächelte verloren. »Ich habe mich sterben lassen, verstehen Sie? Ich bin kein Zombie, der hier bei Ihnen sitzt. Ich bin ein normaler Mensch, aber ich musste einfach aus dieser Welt verschwinden, in der ich mich nicht mehr zurechtfand. Vielleicht wäre es besser gewesen, zu ertrinken, aber da war wohl die Welle, die mich ans Ufer

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