1643 - Die Templer-Katakombe
das Gesicht des Mannes wies. Dabei verging nicht mal eine Sekunde.
Der Kerl hatte überhaupt keine Chance, zu reagieren.
Als er das Zischen hörte, war es bereits zu spät. Da traf die volle Ladung seine Augen.
Sein Schrei hörte sich schlimm an, er zuckte zurück, und Ellen schoss noch einmal nach, bevor sie ihr rechtes Bein in die Höhe riss und dem Mann zwischen die Beine rammte. Was dann mit ihm geschah, sah sie nicht mehr, denn sie dachte nur noch an Flucht, und sie musste schnell sein, denn es gab noch den zweiten Hundesohn.
Gern wäre sie noch mal zu ihrem Vater gelaufen, doch das konnte sie nicht riskieren. Sie musste so schnell wie möglich weg, denn sie wusste, dass die beiden Verfolger nicht aufgeben würden. Der eine musste längst bemerkt haben, dass der tote Roland Radix die Unterlagen nicht bei sich trug. Also kam nur Ellen infrage.
Sie rannte so schnell wie noch nie in ihrem Leben. Zumindest konnte sie sich daran nicht erinnern. Es war ihr Glück, dass sie die Stadt gut kannte, in der sie lebte. So war ihr auch die Abkürzung bekannt, die zu dem Ort führte, an dem sie ihren Polo abgestellt hatte. Wenn sie ihn unbehelligt erreichte, war das die halbe Miete, denn sie glaubte nicht daran, dass die Verfolger so leicht aufgeben würden. Das Gelände der Kirche hatte sie schnell hinter sich gelassen. Der Weg führte leicht bergab dem Hafen entgegen, und Elfen war froh, dass sie so oft gejoggt hatte, denn so bereitete ihr das Laufen keine großen Probleme.
Aber die Angst blieb. Sie traute sich nicht, über die Schulter zu schauen.
Sie hörte nur ihre eigenen Trittgeräusche und erreichte endlich die kleine Straße, in der sie ihren Polo geparkt hatte.
Ellen sah den roten Polo so stehen, wie sie ihn verlassen hatte. Aus ihrem Mund drang ein Schrei der Erleichterung. Sie taumelte die letzten Meter auf den Wagen zu und war so erschöpft, dass sie zunächst mal gegen ihn fiel und verschnaufen musste.
Lange durfte sie nicht warten. Sie wusste nicht, ob sie den Killern tatsächlich entkommen war. Die Türen ließen sich per Funksignal öffnen, und wenig später warf sich Ellen auf den Sitz hinter dem Lenkrad.
Der Motor sprang an, kaum dass sie den Zündschlüssel bewegt hatte.
Es war auch kein Problem, die Parklücke zu verlassen, und als sie das geschafft hatte, fiel endlich der größte Teil der Last von ihr ab. Und sie hatte einen Vorteil, sie kannte sich in Hamburg aus. Aber es war auch möglich, dass die beiden Killer die Stadt ebenfalls kannten. So war es letztendlich ein Risiko, wenn sie nach Hause fuhr. Sie dachte auch an ihre Mutter, die woanders wohnte. Um die musste sich Ellen keine Sorgen machen, denn sie befand sich im Moment in einem Ort in Süddeutschland zur Kur.
Etwa eine Viertelstunde lang fuhr sie kreuz und quer durch die Stadt.
Dann hatte sie eine Entscheidung getroffen. Sie würde nicht zurück in ihre Wohnung kehren, sondern die Nacht in einem Hotel verbringen und von dort aus in London anrufen. Für sie stand längst fest, dass sie Kontakt mit diesem John Sinclair aufnehmen musste.
Sie kannte ein sehr schönes Hotel, das nicht in der Innenstadt lag, sondern etwas außerhalb. In Othmarschen, nahe bei Blankenese. Mit dem Geld, das ihr Vater ihr gegeben hatte, konnte sie es sich leisten.
Dort, so glaubte sie, würde sie sich sicher fühlen, denn in diesem Haus würden die Verfolger nicht nach ihr suchen.
Sie fuhr in Richtung Elbe und dann auf die Elbchaussee. Hin und wieder erhaschte sie einen Blick auf den dunklen Fluss und sah auch auf das andere Ufer, wo Lichter wie ferne Sterne leuchteten.
Jetzt konnte sie nur hoffen, dass noch ein Zimmer frei war.
Der Wind schüttelte die Bäume und riss die Blätter von ihnen ab, die dem fahrenden Wagen entgegen taumelten. Es regnete nicht, aber der Himmel zeigte schon ein mächtiges Wolkengebilde.
Wenn sie in den Spiegel schaute, sah sie die Lichter der anderen Fahrzeuge. Es war nur zu hoffen, dass sich kein Verfolger darunter befand.
Vor dem Hotel gab es einen schmalen Parkstreifen. Sie stoppte hinter einem Audi A8, der zum Hotel gehörte, blieb für eine Weile im Polo sitzen und schlug die Hände vor ihr Gesicht. Etwas Erleichterung erfasste sie schon. Auch deshalb weil die Autos an ihr vorbeifuhren und keines in ihrer Nähe stoppte.
Ellen Radix stieg aus. Hier in der unmittelbaren Nähe der Elbe war es kühler als in der Innenstadt. Sie fröstelte, als sie die wenigen Schritte auf den Eingang zuging.
An der Rezeption empfing man
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