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1643 - Die Templer-Katakombe

1643 - Die Templer-Katakombe

Titel: 1643 - Die Templer-Katakombe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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auf dem Fleck stand und nur zugehört hatte.
    Jetzt ging er auf sie zu.
    Ich griff noch nicht ein und beobachtete ihn, weil mir etwas aufgefallen war. Orry van Daal ging nicht normal, er schleppte sich dahin, als hätte sein Körper mehr Gewicht, was durchaus möglich war, wenn tatsächlich das flüssige Gold in ihm steckte.
    Das würde alles verändern. Dann war er kein normaler Mensch mehr, sondern nur noch ein Zombie. Er hätte tot sein müssen, in der Masse erstickt. Dass er sich noch bewegen konnte, hing mit der Kraft zusammen, die in dem Gold steckte.
    »Rühr mich nicht an!«, schrie ihm Ellen ins Gesicht. Er lachte nur.
    Da griff ich ein. Aber auch ich rührte ihn nicht an. Ich lief nur auf ihn zu und erwischte ihn mit einem Tritt an der Hüfte. Für einen Moment schwankte er, dann kippte er zur Seite, landete auf dem Boden und blieb zunächst mal in einer Seitenlage liegen.
    Ellen Radix sah zu, dass sie aus seiner Nähe kam, und Godwin rief mir zu: »John, das kann es noch nicht gewesen sein!«
    »Stimmt.«
    Van Daal versuchte, wieder auf die Füße zu gelangen. Ich überlegte, was ich gegen ihn unternehmen sollte, und da kam mir der Gedanke, ob Silber stärker war als das Gold. Besonders geweihtes Silber.
    Ich zog die Beretta.
    Danach ging ich zwei Schritte vor. Jetzt hatte ich ihn vor mir.
    Er hockte noch immer und schaute zu mir hoch. Ich sah nur an den Augen, dass er kein normaler Mensch war, ansonsten hatte er sich nicht verändert.
    Ich hörte ihn nicht atmen, und das gab den Ausschlag für meine Reaktion.
    Ich richtete die Mündung der Beretta auf van Daals Brust und schoss eine geweihte Kugel hinein…
    ***
    Van Daal zuckte zusammen. Er hatte sich schräg hingesetzt, und blieb auch in den folgenden Sekunden in dieser Lage. Dabei senkte er den Kopf, um auf das Einschussloch in seiner Brust zu schauen.
    Genau dort begann es. Zuerst war es nur ein dünner goldener Faden, der aus seinem Körper rann. Schnell nahm er aber an Dicke zu, und das flüssige Gold rann wie Öl aus seinem Körper.
    Zugleich wurden auch die anderen Körperöffnungen mit einbezogen.
    Von innen her drückte die Masse gegen die Augen, presste sie aber nicht nach außen, denn das flüssige Metall fand seinen Weg an den Augäpfeln vorbei.
    Ich hatte in meinem Leben schon schreckliche Bilder von sterbenden Menschen oder Schwarzblüter gesehen. Aber nie wäre ich auf den Gedanken gekommen, dass Gold ebenfalls ein so schlimmes Bild hinterlassen konnte.
    Van Daal hatte den Mund weit geöffnet. Aus ihm floss ebenfalls die goldene Masse, sie rann aus den Nasenlöchern, und sie bekam von innen her immer mehr Druck. Das sahen wir, weil sich plötzlich seine Haut wellte und spannte.
    Das geschah am ganzen Körper und ließ auch das Gesicht nicht aus.
    Noch wehrte sich die Haut gegen den inneren Druck, weil sie dehnbar war, doch mir war klar, dass sie dieser Kraft nicht mehr lange standhalten konnte.
    Und so kam es auch.
    Nicht mal ein Schrei war zu hören, als van Daals Haut im Gesicht wegplatzte und die goldene Masse endlich freie Bahn hatte.
    Und das geschah überall. An der Brust, den Beinen und auch den Armen.
    Gold, wohin wir auch schauten. Es gab keine Eingeweide mehr, wohl noch Knochen, und auch sie waren von einer goldenen Schicht regelrecht beschmiert.
    Und der Kopf? Er verdiente diesen Begriff nicht mehr. Er war nur noch ein Gebilde aus Knochen, Fleischfetzen und Gold, das sich wie träger Sirup ausgebreitet hatte.
    Ellen Radix konnte nicht mehr hinsehen. Sie stand von uns abgewandt, und nur ihr Schluchzen war zu hören.
    Godwin und ich blieben zusammen. Der Templer nickte und sagte zu mir: »Das Böse frisst seine Kinder, John. So war es letztendlich wohl immer, und so wird es auch bleiben.«
    Ich nickte und schaute zu, wie das Gold van Daals Körper vernichtete, denn nach dem Austreten aus dem Körper schien es sich in eine Säure verwandelt zu haben, die so gut wie nichts mehr zurückließ.
    »Zum Glück war es nur einer, Godwin. Damit wäre dieser Fall so gut wie abgeschlossen.«
    »Nicht ganz.«
    »Wieso?«
    »Dreh dich mal um.«
    Mehr musste er nicht sagen. Wenn Godwin so drängte, war etwas geschehen.
    Es war die Wand, die uns die Überraschung bereitete, und es kam mir wie ein Wunder vor.
    Ich hatte sie bisher nur als starr erlebt. Das war vorbei. Sie bewegte sich jetzt, und ungläubig stellten wir fest, dass ihr Gold verschwand. Es war kaum zu fassen, aber es begann in dem echten Fels zu versickern.
    Lange dauerte es nicht.

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