1644 - Sturm auf Wanderer
Henna Zarphis ist bei ihr."
„Davon können wir ausgehen."
Sie legten ihre SERUNS ab und gingen in die Hauptleitzentrale des Raumschiffs, wo Arie Behrton und einige andere an den Instrumenten arbeiteten. „Wie sieht's aus auf Wanderer?" fragte Tek. „Kann man etwas erkennen?"
Auf dem wandhohen Monitor erschien das Bild des Kunstplaneten. Die scheibenförmige Oberfläche hatte einen Durchmesser von annähernd 8000 Kilometern.
Ronald Tekener und Michael Rhodan wußten, daß es ausgedehnte Gebirge, Wälder, Meere und Parks mit einer reichhaltigen Flora und Fauna auf der Oberfläche gab. Sie selbst waren einige Male dort gewesen und hatten den Sitz der Superintelligenz ES in Augenschein nehmen können.
Die Oberfläche Wanderers wurde von einem Energieschirm umhüllt, in dessen Zenit eine Kunstsonne schwebte. Das Klima, das Wetter und alle anderen Umweltfaktoren wurden von den technischen Einrichtungen dieser Kunstwelt und von ES geistigen Kräften gesteuert, und fast immer konnten Beobachter ihr Wirken von außen durch den Energieschirm hindurch beobachten. Jetzt jedoch nicht.
Eine milchige Wolke wölbte sich unterhalb der Energieschirms über die vielfältigen Landschaften. „ES hat den Vorhang zugezogen", kommentierte Michael. „Richtig. Beobachter unerwünscht." Ronald Tekener setzte sich in einen der Sessel und nahm einige Schaltungen vor.
Damit ließ er die Ergebnisse der verschiedensten Ortungen und Messungen der gesamten Wachflotte auf dem großen Hauptmonitor erscheinen.
Michael ließ sich neben ihm nieder. „Glaubst du wirklich, daß wir erkennen können, was sich auf der Oberfläche abspielt, wenn ES es nicht will?" fragte er. „Wenn ES es nicht will, können wir es ganz sicher nicht", antwortete der Smiler.
Tatsächlich lieferten die Messungen und Ortungen kaum Erkenntnisse. Bis vor wenigen Stunden war die Energieglocke über Wanderer noch durchsichtig gewesen. Mit Hilfe der hochauflösenden Optiken waren Einzelheiten auf der Oberfläche auszumachen - Tiere, die in den Tälern der Berge, auf den Savannen und im Meer lebten, und vereinzelt robotische Maschinen, die sich in den Landschaften bewegten, um hier oder dort regulierend einzugreifen.
Die Bilder vermittelten den Eindruck eines unbesiedelten Planeten. „ES läßt sich nicht ins Schlafzimmer blicken", sagte Michael.
Auf dem Monitor wurde die Zeit eingeblendet. Exakt um 15.15 Uhr am 16i Juni 1201 NGZ schob sich eine milchige Schicht unter den Energieschirm. Sie war mit keinem der zur Verfügung stehenden Mittel zu überwinden. „Und wie geht es weiter?" fragte Ronald Tekener. „Keine Ahnung", gab Michael zu. „Ich gehe davon aus, daß Alnora De ponar und Henna Zarphis auf Wanderer sind."
„Und mit ihnen eine bislang noch unbekannte Zahl von Jägern der Unsterblichkeit", fügte der Smiler hinzu. „Und was geschieht mit ihnen?" mischte sich Arie Behrton ins Gespräch. Er strich sich behutsam mit den Fingerspitzen über die Diamantsplitter an seiner Schläfe, als wolle er sich davon überzeugen, daß sie noch da waren. „Werden zwei von ihnen unsterblich?"
„Keine Ahnung", wiederholte Michael Rhodan. „Es ist durchaus möglich, daß die beiden Spiegelgeborenen unter denjenigen sind, die mittels des XD-Transponders nach Wanderer gelangt sind."
„Richtig", stimmte der Galaktische Spieler zu. „Auszuschließen ist das nicht. Jetzt kommt es nur darauf an, ob ES die beiden, falls sie denn da sind, von sich aus akzeptiert, oder ob sie beweisen müssen, daß sie die Spiegelgeborenen sind."
„Und was glaubst du?" fragte Arie Behrton. „So wie ich ES kenne, wird es einen heißen Tanz geben."
Tekener erhob sich. Ein eigenartiges Lächeln lag auf seinen Lippen. Es war ein Lächeln, das dem Syntronik-Techniker das Gefühl gab, in einen Abgrund zu blicken. Er fühlte, wie es ihn kalt überlief. „Ich jedenfalls hätte niemals und unter gar keinen Umständen gewagt, gewaltsam in die gute Stube von ES einzudringen!"
Wieder wechselte das Bild auf dem Monitor. Eine Statistik gab Auskunft über den Ablauf der Einsätze, mit denen die Wachflotte versucht hatte, den Sturm der Jäger der Unsterblichkeit auf Wanderer aufzuhalten. Danach waren 91 Raumschiffe geentert worden, und es war gelungen, 49 Raumfahrer vor einem unbedachten Schritt zurückzuhalten. „Es sind also 42 Männer und Frauen in die Transmitter gegangen", stellte Michael fest. „Und wir können nur vermuten, daß sie jetzt auf Wanderer ist."
Etwas in der Stimme des Smilers
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