1645 - Operation Draco
Qeyonderoubo?"
„Ich werde den Sriin entgegenfliegen."
„Mit einem Schiff?" höhnte der Arcoana, dessen Namen er nicht kannte. „Was könnte das bewirken?"
„Nicht mit einem Schiff", korrigierte der Großdenker, „sondern mit einhundert. Sie sollen denken, daß wir zum Äußersten entschlossen sind."
Mit einem einzigen Satz durch das Abstrahlfeld erreichte er die OUC-COU. Die erste, die ihn begrüßte, war eine fremde Arcoana namens Naonounaned. Ausgerechnet jetzt verlangte sie ihn zu sprechen - doch er schüttelte ihre Berührung unwirsch ab und ließ sie im Transmitterraum zurück.
Xhanshurobar und die anderen nahmen ihn in der Zentralmulde mit allen Zeichen von Ungeduld in Empfang. Sie waren von allen Arcoana vielleicht noch am ehesten daran gewöhnt, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, und brannten deshalb vor Tatendrang.
Der Großdenker ließ scharf gebün- delte Supra-Webfäden zu den Welten Palloandruüs, Loorinui, Battagoleum und Gorvouened herstellen. Dort wußte er die zahlenmäßig stärksten Raumschiffsverbände ,der Arcoana-Welten, und er war sicher, daß sich jedes einzelne Schiff in Startbereitschaft befand. Binnen weniger Minuten erhoben sich einhundert Räumer, die meisten von ähnlicher Größe wie die OUCCOU, manche aber auch bis zur dreifachen Fadenlänge.
Kampfschiffe befanden sich nicht darunter - aus dem einfachen Grunde, weil das Volk der Arcoana keine Kampfschiffe besaß. Sie verfügten nicht einmal über Offensivbewaffnung, lediglich über Schutzschirme und kleine Strahlkanonen, die als Arbeitswerkzeuge dienten. Und die offenen „Mäuler" ihrer Einheiten, die auf andere Rassen womöglich als Drohung wirkten, fanden höchstens als Beiboothangar oder zum Lastentransport Verwendung. „Wir setzen uns an die Spitze, Patron."
Qeyonderoubo starrte mit verkrampften Eingeweiden die beiden Flotten an; er war sicher, daß man sein Unbehagen deutlich riechen konnte.
Im Verlauf der nächsten Minuten wurde aus Unbehagen die Furcht, einen Fehler zu begehen, den er niemals wieder aus der Welt schaffen konnte. Dennoch ließ er weiterhin direkten Kurs auf die 45 Schiffe der Fremden halten.
Allzu lebhaft stellte er sich vor, wie drüben unter den Sriin Diskussionen ausbrachen... Hatte man die Arcoana falsch eingeschätzt? Weshalb gaben sie nicht nach, so wie es im entscheidenden Augenblick noch jedesmal der Fall gewesen war? Oder handelte es sich drüben in der Tat um Fremde, die nie zuvor etwas vom Sheokorsystem gehört hatten? Dann würden sie jetzt ihre Strahler prüfen, sie würden die Mannschaften auf ihre Gefechtsstationen schicken und den Zeitpunkt klären, an dem der entscheidende Angriff erfolgte. „Abstand 0,3 Lichtläufe", meldete Xhanshurobar mit einer zittrigen Melodie. „Und die fremde Flotte?"
„Rührt sich nicht."
„Kurs halten, Patron. Bis ich das Gegenteil befehle. Haltet die Abwehrschirme in Bereitschaft."
Sriin oder Fremde, davon hing jetzt alles ab. Waren es die Schrecklichen, dann half nur bedingungslose .Härte. Im anderen Tall jedoch... Die Gedanken in seinem Hirn überschlugen sich. Aber als er ein weiteres Mal den Text der Botschaft an seinem inneren Ohr vorbeiziehen ließ, als er ein weiteres Mal die Begriffe wie „unser Heimatsystem Sol", „Tote Zone" und „Barracudaschiffe" hörte, da gelang es ihm erstmals, das äußere Erscheinungsbild der Fremden zu verdrängen. Auch die Sprache zählte jetzt nicht mehr. Denn hatte man nicht gesehen wie viele Zufälle den Lauf des Kosmos bestimmten? Von Indizien konnte er seine Entscheidung nicht abhängig machen. Es zählten die Fakten, und die besagten eindeutig, daß es sich tatsächlich um Fremde handelte. „Xhanshurobar! Lege meine Stimme auf den Webfäden-Sender. Ich werde die Verhandlungen aufnehmen."
Ungläubige Blicke trafen den Großdenker der Arcoana.
Niemand konnte es verstehen, weil die Furcht ihrer Rasse vor den Schrecklichen sich längst zu einer Psychose ausgewachsen hatte. Wer das Wort Sriin nur zu hören bekam, war schon außerstand, einen klaren Gedanken zu fassen. „Großdenker! Was sagst du da?"
„Keine Diskussion, Xhanshurobar, nicht in diesem Augenblick."
Der Patron der OUCCOU zögerte -dann aber gab er sich geschlagen und schaltete den Sender ein. „Du kannst singen, Großdenker."
Doch Qeyonderoubo kam nicht mehr dazu, seine ersten Worte auszusprechen. In derselben Sekunde löste sich aus dem Pulk der Fremden mit wahnwitziger Beschleunigung ein einziges Schiff. Es war
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