1646 - Baphomets Diener
Sekunde zu Sekunde.
»Was soll ich denn tun?«, flüsterte er, und seine Stimme hatte einen bittenden Klang angenommen.
»Du wirst in den Keller gehen.«
»Nein, ich…«
Drax verzog das Gesicht, bevor er fragte: »Wirklich nicht? Denk mal darüber nach.«
Paul nickte. »Okay, ich habe verstanden. Ich - ich - werde also wieder in den Keller gehen. Und dann?«
Drax beugte ihm sein Gesicht entgegen. »Weißt du, wer dort unten auf dich wartet?«
»Nein - ja - drei Figuren, glaube ich.«
»Das stimmt. Und weiter?«
»Ich - ich - kann dazu nichts sagen. Sie sind mir fremd. Mein Onkel muss sie gesammelt haben.«
Drax kicherte. Er konnte sich kaum beruhigen.
»Gesammelt, ja, das ist gut! So kann man es auch sagen. Er hat mit ihnen experimentieren wollen, es dann aber aufgegeben und sie im Keller versteckt. Sagt dir der Name Baphomet etwas?«
Paul musste überlegen. So völlig fremd war ihm der Name nicht. Es konnte sein, dass sie im Seminar schon mal drüber gesprochen hatten.
Er hörte sich dämonisch an, mehr fiel ihm nicht ein. Er stand auch unter einem zu großen Druck.
»Ich weiß nicht.«
Drax verzog den Mund. »Das macht nichts. Du wirst ihn bald erleben. Sehr bald schon.«
»Wo soll ich ihn treffen?«
Drax deutete mit dem Daumen gegen den Fußboden. »Dort unten im Keller. Er ist noch gefangen, er schläft, kann man auch sagen, aber er wird erwachen. Wir sind hier, um das in die Wege zu leiten, und du bist dabei unser Trumpf.«
Sullivan hatte alles gehört und nur wenig begriffen.
Es stand für ihn nur fest, dass er zum zweiten Mal den Keller besuchen musste. Diesmal allerdings nicht freiwillig.
Was diese drei gefährlichen Männer mit den drei Figuren dort unten zu tun hatten, konnte er sich nicht vorstellen. Aber sie taten, als wären die Gestalten im Keller lebendig. Das war aber nicht der Fall, er hätte es bestimmt bemerkt.
»Bereite ihn vor, Tibor!«, befahl Drax.
Paul wusste nicht, was die Worte zu bedeuten hatten. Er kam auch nicht mehr dazu, darüber nachzudenken, denn Tibors Hände glichen plötzlich den Krallen, die er unten gesehen hatte. Sie griffen zu, und dann erlebte Paul etwas, das ihn völlig aus der Bahn warf.
Tibor zerrte ihm die Kleidung vom Leib. Er legte seinen Oberkörper frei.
Die Hose konnte er anbehalten, ebenso seine Schuhe.
Paul drehte fast durch. Er schüttelte sich und brüllte: »Wen soll ich treffen?«
»Ihn oder seinen Geist!«, schrie Drax zurück und gab Babikan ein Zeichen. Der hielt bereits die Handschellen hoch, die wenig später um Pauls Gelenke klickten.
»Jetzt bist du bereit«, erklärte Drax. »Bereit für die Hölle, die ich schon kenne.«
Paul begriff nichts. Er wollte es auch nicht. Er konnte nicht nachdenken, es war alles zu fremd für ihn. Er war in etwas hineingeraten, das er als einen höllischen Traum bezeichnete.
Als er wieder einigermaßen klar sehen konnte, sah er, wie Babikan zur Tür ging, hinter der die Treppe zum Keller lag. Er öffnete sie und blieb dort stehen.
Drax nickte Paul zu. »Du kennst den Weg?«
»Ja, verflucht. Aber warum?«
»Du hättest deinen Verwandten fragen sollen. Jetzt ist es zu spät.«
Es war eine Antwort, die ihn nicht befriedigte. Im Prinzip war nichts gesagt worden, doch es stand für ihn fest, dass er in eine tödliche Maschinerie hineingeraten war, aus der er sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien konnte.
Jemand stieß ihm hart die Hand in den nackten Rücken und sorgte dafür, dass er nach vorn taumelte. Es war nicht einfach, sich mit den gefesselten Händen auf den Beinen zu halten und das Gleichgewicht zu bewahren, aber er schaffte es.
Er fürchtete sich vor der schmalen Treppe. Die Stufen ohne Stütze hinabzusteigen war gefährlich, aber man sorgte dafür, dass er nicht fiel.
Auch das schwache Licht an der Decke wurde wieder eingeschaltet, und so fand Paul zum zweiten Mal den Weg in die Tiefe.
Diesmal stieg er mit anderen Gefühlen hinab. Er dachte sogar daran, dass es sein letzter Gang sein könnte.
Aber er wurde festgehalten und gestützt, damit er nicht auf der Treppe stolperte. Auf den letzten Stufen der Treppe hatte ihn nur Drax begleitet. Er blieb neben Paul stehen und tat zunächst nichts. Paul atmete heftig, er quälte sich und als er sprechen wollte, gelang es ihm nicht. Dafür hörte er den Befehl des Mannes.
»Knie dich hin!«
Sullivan wollte nicht verstehen. »Bitte, was soll ich tun?«
»Ach, jetzt bin ich es leid.« Drax stieß seine Hand wie eine Klaue gegen den Hals
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