1646 - Baphomets Diener
Verantwortung, die ihm sein Onkel übertragen hatte. Nicht grundlos hatte er seinem Neffen den Schlüssel vererbt. Dieses Erbe war mit einer Pflicht verbunden, die er erfüllen musste. Wenn nicht, wäre er sich wie ein Verräter vorgekommen.
Er sah zur Lampe, danach wieder auf die Stufen, die nur schwach vom schummrigen Licht beleuchtet wurden.
Er nahm seine Lampe und richtete den Strahl nach unten. So schmal die Stufen auch waren, er sah keine Hindernisse auf ihnen. Ein glattes Gestein, ohne Buckel und Dellen.
Das Fehlen eines Geländers war nicht weiter schlimm. Aufgrund der Enge konnte er sich wunderbar mit der Linken an der Wand abstützen.
Und so schritt er in die Tiefe. Er merkte nicht, dass die Luft schlechter wurde, dafür schlug sein Herz schneller. Es war nicht eben leicht, diesen Weg zu gehen, ohne zu wissen, was ihn in der Tiefe des Kellers erwartete.
Das Haus war recht groß, und so war es durchaus möglich, dass der Keller die gesamte Grundfläche einnahm. Er dachte an Ratten und Mäuse, aber zu hören war nichts. Kein Rascheln oder Fiepen. Er wurde von einer Stille empfangen, die nur von Geräuschen unterbrochen wurde, wenn er seine Füße auf die Stufen setzte. Die Lampe über ihm bezeichnete er als eine Farce. Sie war wirklich nur eine Funzel, und als er den Leuchtkörper passiert hatte, schaute er in einen dunklen Schlund, der erst heller wurde, als er hineinleuchtete und das Ende der Treppe erkannte. Er sah auch, was dahinter begann. Es war ein Quergang, den Paul gleich darauf erreichte und zunächst mal stehen blieb und sich erholte.
Nichts war zu hören, abgesehen von seinem Herzschlag. Paul Sullivan bewegte nur die Augen. Er suchte nach einem weiteren Weg, dann leuchtete er mit der Lampe zuerst nach rechts und sah, dass der Kegel schon bald auf eine Wand traf. Sie war nicht glatt. Unbearbeitete Steine waren aufeinander gesetzt worden, sodass es unterschiedlich breite Spalten in der Wand gab.
Sullivan drehte sich um und strahlte in die andere Richtung. Er hätte sich gefreut, wenn er dort ebenfalls eine Wand gesehen hätte. Das traf jedoch nicht zu. Der Strahl glitt in einen langen Gang oder Flur in dem er sich zu verlieren schien, aber dann riss er doch etwas aus der tiefen Finsternis hervor, was Paul allerdings nicht genau erkennen konnte.
Um etwas zu sehen, musste er näher heran.
Er achtete nicht weiter auf die Luft, die wahrlich nicht besser wurde.
Dann weiteten sich seine Augen, denn im Strahl des hellen Lichts schälte sich plötzlich etwas hervor.
Paul blieb stehen.
Er hatte das Gefühl, die Luft würde ihm wegbleiben.
Es dauerte ein paar Sekunden, bis er den Anblick verdaut hatte, und er merkte, dass seine Handflächen feucht wurden. Dass sich am Ende des Ganges etwas befand, das hatte er schon vorher festgestellt, aber was waren das für große Gegenstände, die sein Onkel hier versteckt hatte?
Sie hatten die Formen von Menschen, zumindest von ihren Umrissen her. Um es genauer zu sehen, musste er näher heran, was er auch tat.
Er achtete darauf, dass er so wenig Geräusche wie möglich verursachte.
Seinen Atem konnte er trotzdem nicht unter Kontrolle halten. In zischenden Stößen drang er über seine Lippen.
Noch wenige Schritte, dann hatte er sein Ziel erreicht. Es war leicht, die Umgebung auszuleuchten, denn er war in einen nicht sehr großen Raum gelangt. Er sah auch keine weitere Tür, nur das dunkle Mauerwerk.
Und er sah die drei starren Gestalten.
Für einen Moment hielt er den Atem an. Es war ein Anblick, mit dem er nicht gerechnet hatte. Sie bildeten ein Dreieck, das zu ihm hin offen war.
Was waren sie? Wer waren sie?
Paul schaute sie sich genauer an. Jedenfalls waren es keine Menschen.
Er tippte auf drei Puppen, die man verkleidet hatte. Sie trugen lange Gewänder, die bis zum Boden reichten. Zwei hielten alte Waffen in den Händen, die Paul an Äxte erinnerten und die mit ihren Enden den Steinboden berührten.
Er schwenkte die Lampe. Das Licht glitt in Hüfthöhe über sie hinweg und holte Hände aus der Dunkelheit, über deren Anblick Sullivan erschrak.
Sie waren nicht normal, obwohl sie die Waffen umklammerten. Da gab es wohl Finger wie bei einem Menschen, aber sie zeigten eine andere Farbe. Das war auch keine normale Haut, sondern ein dünner bläulicher Stoff, der sich wie ein Handschuh über die Finger zog.
Paul zwang sich zur Ruhe. Er musste schlucken und stellte dabei fest, dass sein Speichel bitter schmeckte. Nicht erst jetzt fragte er sich,
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