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1647 - Engelstadt - Höllenstadt

1647 - Engelstadt - Höllenstadt

Titel: 1647 - Engelstadt - Höllenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Vogelmädchen verengte seine Augen leicht. Die Stimme, mit der sie sprach, klang nicht mehr so sicher. »Darf ich dann fragen, was mit mir passieren wird? Ich bin kein Engel.«
    Livia legte ihren Kopf schief und schaute Carlotta von der Seite her an.
    »Das ist eine gute Frage«, gab sie zu. »Ich glaube, dass diese sonderbaren Engel für sich bleiben wollen. Diese Dimension gehört ihnen. Sie bestimmen, wer herein darf. Es ist dein Pech, dass ich geflohen bin und sie dich bei mir angetroffen haben. Jetzt sind wir beide dran. Ich kann dir nur sagen, dass die Arena auf dich wartet.«
    »Aha. Und wo finde ich sie?«
    »Willst du sie sehen?«
    »Ja, denn ich möchte wissen, was man mit mir vorhat.«
    »Dann komm zum Fenster.« Bisher hatte Livia gekniet. Jetzt stand sie auf und drehte sich um. Sie wartete und schaute zu, wie sich Carlotta erhob.
    Das tat sie unter Mühen. Durch die Bewegungen zuckten wieder Stiche auf, die ihren Kopf malträtierten. Aber sie biss die Zähne zusammen, und sie tat jetzt, da sie stand, etwas, was im Sitzen nicht möglich gewesen war. Sie breitete ihre Flügel aus. Es klappte, und darüber war sie sehr froh.
    Der leichte Schwindel ließ sie etwas schwanken. Sie umfasste die Hand, die ihr entgegengestreckt wurde, denn dieser Halt tat ihr gut.
    »Besser so, Carlotta?«
    »Ja.«
    »Dann komm mit.«
    Beide gingen sehr langsam, und Livia erklärte dem Vogelmädchen noch, dass es sich auf keinen Fall beim Blick durch das Fenster erschrecken sollte.
    »Nein, nein, ich weiß ja Bescheid.«
    »Dann ist es gut.«
    Das Herz in ihrer breiten Brust schlug heftiger als gewöhnlich. Carlotta hatte die Warnung nicht vergessen und machte sich auf einiges gefasst.
    Vor dem Fenster blieben beide stehen. Zuerst warf Livia einen kurzen Blick nach draußen und nickte danach zufrieden.
    »Jetzt du«, sagte sie. »Aber halte dich sicherheitshalber an einem der Stäbe fest.«
    »Schon gut.« Carlottas Antwort hatte nur aus einem rauen Flüstern bestanden. Ihre rechte Hand umklammerte einen Stab. Sie war froh, sich einen Halt verschafft zu haben, bevor sie ihren Körper näher ans Fenster heranschob.
    Der erste Blick nach draußen, was leider nicht eine Sicht in die Freiheit bedeutete.
    Carlotta stellte zunächst fest, dass es dort heller war als in ihrem Verlies.
    Das lag an den Mauern und an dem ebenfalls hellen Steinboden. Vor ihr lag tatsächlich eine Arena, von der aus leere Tribünen hochwuchsen und sie darüber dieselben Fenster sah wie hier in ihrem Verlies.
    Niemand bewegte sich draußen durch die Luft und unter einem schwefelfarbenen Himmel. Dann senkte sie den Blick und besah sich den Boden genauer.
    Erst jetzt wurde ihr klar, warum Livia sie gewarnt hatte, denn der Boden der Arena war mit zahlreichen Leichen bedeckt, die sich in unterschiedlichen Verwesungszuständen befanden…
    ***
    Ein neuer Schock, den Carlotta zu überwinden hatte. Dieser Anblick war schlimm. Im alten Rom hatte man die Toten zumindest weggeschafft, hier aber waren sie einfach liegen gelassen worden.
    Carlotta spürte, dass ihre Fingernägel in das Fleisch ihres rechten Handballens stachen, so hart hielt sie den Gitterstab umklammert. Und noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals.
    »Hast du es gesehen?«
    Livias Stimme schien meilenweit entfernt zu sein, so leise nur erreichte sie ihr Gehör.
    Das Vogelmädchen konnte nicht antworten. Der Schock hatte sie stumm gemacht.
    Eine Hand griff nach ihrer, die den Stab umklammert hielt, und löste den Griff.
    »Geh wieder an deinen Platz. Es ist besser.«
    Carlotta nickte und drehte sich um. Dabei suchte sie nach einer besseren Sitzgelegenheit, doch die gab es nicht. So musste sie wieder ihren alten Platz einnehmen.
    Zwar saß sie an derselben Stelle, aber sie fühlte sich anders. Keine Hoffnung mehr. Innerlich leer und ausgebrannt. Kein Wille zum Widerstand.
    »Na, weißt du nun Bescheid?«
    »Ja, es war nicht zu übersehen. Das also sind die Menschen, die hier eindrangen so wie du.«
    »Ja. Und welche, die geholt oder gelockt wurden. Mich hat die Neugierde getrieben, ich habe Warnungen außer Acht gelassen, dann wollte ich fliehen. Aber die Engel sind stärker.«
    Carlotta blitzte Livia an. »Hör doch auf, von ihnen als Engel zu sprechen. Da sind keine Engel. Das sind keine Beschützer der Menschen. Das sind Teufel.«
    »Ja, du magst recht haben. Doch gehören Engel und Teufel nicht zusammen?«
    »Nein!«
    »Bei ihnen ist es anders. Die Väter der Nephilim waren die Grigori, und sie

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