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165 - Am heiligen Berg

165 - Am heiligen Berg

Titel: 165 - Am heiligen Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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und schlotterte derart herum, dass die Schaulustigen zu buhen begannen. Doch dann geschah etwas, das ihnen wie ein Wunder vorkam.
    Tian Lung tauchte auf, in der Absicht, sein Futter zu holen. Doch er war mit Opium abgefüllt und irgendwie nicht wirklich da. Er schwankte eine ganze Weile auf der Stelle herum, mit stierem Fernblick ins Nirwana, bis Ki Lings Geschrei zuletzt die Nebel seiner Glückseligkeit durchdrang und den mächtigen Lavadrachen in Bewegung setzte. Tian Lung kam angedümpelt wie eine betrunkene Ente, legte seinen Drachenkopf Ki Ling zu Füßen und schnarchte los, dass der Felsen bebte.
    Das ahnungslose Volk erhob sich und applaudierte, schweigend und zutiefst beeindruckt. Etwas Derartiges hatte man nie zuvor gesehen! Ki Ling musste ein ganz besonderer Himmlischer Hüter sein!
    ***
    Mai 2522
    Schatten krochen übers Land, als Aruula den Klosterhügel erreichte. Die Sonne war fort, es wurde eisig kalt.
    »Wir sind gleich da«, sagte die Barbarin über ihre Schulter. Yinjo antwortete nicht. Er hatte sich zähneklappernd an sie geschmiegt und hielt sich fest, als hinge sein Leben davon ab. Aruula seufzte. Seit der Begegnung mit den vermummten Kriegern hatte der Neunjährige keine Silbe mehr gesprochen, nur gelegentlich aufgeschluchzt.
    Wer waren diese Kerle?, fragte sich Aruula wohl zum hundertsten Mal. Im Geiste sah sie noch immer dieses unverständliche Bild, das sich ihr beim Eintreffen geboten hatte: Alle Vorratssäcke der Bajaaten waren aufgeschlitzt, der ärmliche Inhalt durchwühlt. Die können nicht ernsthaft geglaubt haben, sie würden dort etwas Wertvolles finden!
    Aruula hatte die Opfer unter Steinen begraben, zum Schutz vor wilden Tieren, und ein Gebet gesprochen.
    Nachdenklich griff sie in die Tasche und zog das Tuch heraus, das sie einem der Angreifer abgenommen hatte. Ein Drache war darauf gestickt, rot und gelb. Irgendwas kommt mir daran bekannt vor, grübelte Aruula, während das Yakk sich schnaufend auf die Steintreppe wuchtete. Sie führte hoch zum Kloster, und man konnte an herumliegendem Dung erkennen, dass sie auch von Lasttieren genutzt wurde.
    Dennoch war Vorsicht geboten. Viele der verwitterten Stufen waren gebrochen und wackelten unter dem Gewicht des Yakks. Andere fehlten ganz. Der Boden dort ließ sich leicht wegtreten, und so mancher Stein sprang dabei klackernd in die Tiefe.
    Auf halber Strecke holte die Dämmerung den kleinen Trupp ein. Es wurde schwierig, Spalten von Schatten zu unterscheiden, und das Yakk begann zu stolpern. Aruula schwang sich aus dem Sattel, hob Yinjo herunter und nahm die Zügel in die Hand.
    Der Junge marschierte vorneweg, als sie, das Yakk hinter sich her ziehend, den Aufstieg begann. Aruula war nicht wohl in ihrer Haut. Wenige Speerlängen entfernt ragte der Daa'murenkristall aus den Felsen, den sie schon bei ihrer ersten Annäherung an den Hügel entdeckt hatte. Jetzt, mit fortschreitender Dunkelheit, musste er weithin sichtbar sein.
    Unwirkliches grünes Licht tanzte über den zerklüfteten Hang mit seinen Felsnasen und Abgründen. Aruula behielt den Kristall misstrauisch im Auge. Seltsam, dass die Daa'muren ihn nicht zum Kratersee geschafft hatten. War er vergessen worden? Sie fragte sich, ob Shi'gana am Ende eine getarnte Daa'muren-Hochburg war.
    Über diese Möglichkeit dachte Aruula nach, als ihr Yakk derart unglücklich auf eine marode Stufe trat, dass sie barst.
    Das Tier kam von der Treppe ab und rutschte auf feuchtem Gras weg. Aruula hielt die Zügel fest, stemmte sich mit Macht gegen den Zug – doch es war unmöglich, ein ausgewachsenes Yakk aufzuhalten. Es geriet in Panik, als sich mehr und mehr Hügelerde unter seinen Hufen löste, und trat nach hinten aus.
    Steine flogen davon und verschwanden in einem gähnenden Abgrund. Ihnen folgten ausgelöste Brocken, dann ein Felsstück, dann die Hinterbeine des Yakks. Das Tier blökte kläglich, während es mit dem Körper über die Erde schrammte, ohne sich halten zu können.
    Aruula musste die Zügel loslassen, ob sie wollte oder nicht.
    »Nein! Bei allen Göttern, nein!«, rief sie, als ihr Yakk in der Dunkelheit verschwand. Aruula fuhr sich über die Stirn und trat schwer atmend zurück. Ihr Reittier musste jede Sekunde irgendwo aufschlagen. Sie wappnete sich für den Todesschrei.
    Er kam nicht.
    Stattdessen tauchten plötzlich Hörner am Felsenrand auf.
    Ihnen folgte der Schädel, dann der Körper, und Aruulas Augen wurden groß. Im gespenstischen Licht des Daa'murenkristalls schwebte ihr

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