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165 - Am heiligen Berg

165 - Am heiligen Berg

Titel: 165 - Am heiligen Berg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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fröhlich, als er antwortete. »Nein, deine Lebensbegleiter haben dich rechtzeitig hergeführt! Das Talumpo-Fest findet in drei Tagen statt. Du kannst solange bleiben, wenn du möchtest.«
    Aruula starrte ihn an. »Meine Lebensbegleiter«, wiederholte die Barbarin langsam und betont.
    Tandra Meeru nickte. »Wir glauben, dass alles Leben miteinander verbunden ist. Jeder hat immer und überall Begleiter, die versuchen, ihn zu schützen.«
    »Ach so, du meinst Götter!«, rief Aruula erleichtert. Sie hatte schon befürchtet, der Mönch wäre verrückt.
    Ihre Befürchtung schien sich zu bestätigen, denn Tandra Meeru sagte: »Wir sehen Götter als nichts Besonderes an. Sie gehören für uns zum Kreis des Lebens, deshalb achten wir sie so wie jedes andere Wesen.«
    Wudan, vergib ihm! Er weiß nicht, was er tut, betete Aruula. Sie war verwirrt. Wie konnte ein Mönch die Götter als nichts Besonderes ansehen?
    ***
    Juli 2521
    Es war Sommer, als Quong Ho aus Induu zurückkehrte, mit bunten Stoffbahnen im Gepäck und von Tschinnaks eskortiert. Er hatte auf diese Reise auch ein paar eigene Leute mitgenommen. Außer Tao war keiner mehr am Leben.
    »Ich werde den Göttern ein Dankopfer bringen, wenn ich endlich wieder zuhause bin«, sagte der junge Mann.
    Quong Ho musterte ihn düster. »Welchen Göttern?«, knurrte er. Ho war zu der Überzeugung gelangt, dass es keine gab. Die Welt wurde von Dämonen regiert, und die hielten ihre schwarzen Krallenhände schützend über alles, was schlecht war. Anders ließ es sich nicht erklären, dass Ki Ling zwei Jahre nach der Herrscherprobe noch immer auf dem Thron saß.
    Müde trotteten die Pferde am Flussufer entlang, erschöpft und mit hängenden Köpfen. Es hatte seit Wochen nicht mehr geregnet; der Wasserpegel des Yang-Yang war tief gesunken. Hitze brachte die staubtrockene Straße zum Flimmern, und selbst der Wind, der von den Roten Hängen herunterkam, wehte unangenehm warm. Er raschelte im verdorrten Schilf.
    Quong Ho rümpfte die Nase. Von den Wellen stieg ein elender Gestank auf, und bei näherem Hinsehen konnte man auch erkennen, warum. Im Wasser dümpelten Fäkalien.
    »Hier stimmt was nicht!«, murmelte der Cinnese. Er tippte Tao an und wies auf die riesigen Liitsa-Felder der Ebene. Sie sahen kränklich aus.
    Tao zuckte die Schultern. »Das liegt nur an der Hitze«, sagte er.
    »Tatsächlich?« Quong Ho lächelte dünn. »Wieso blüht dann der Mohn so wie immer?«
    Shen Chi kam in Sicht, die Stadt der Hundert Tore.
    Niemand ließ sich blicken, weder auf der Marktwiese noch zwischen den Hütten, die mittlerweile schon den Stadtrand sprengten. Vor den Mauern wucherte Unkraut, und einen Moment lang hatte Quong Ho das Gefühl, sich einer Geisterstadt zu nähern. Doch dann hörte er Stimmen und sah ein paar spielende Kinder.
    Ho stutzte, als er mit den Tschinnaks durch die Tore ritt.
    Die Stadt war hoffnungslos überfüllt. Hütte reihte sich an Hütte, man passte kaum zwischen ihnen hindurch. Husten und ein säuerlicher Geruch begleiteten die Heimkehrer. Hier und da erbrach sich jemand. Und überall liefen Kinder herum.
    »Was ist hier los?«, fragte Quong Ho stirnrunzelnd.
    Er bekam seine Antwort im Palast.
    »Sie sind so faul!«, jammerte Ki Ling, während er die mitgebrachte Seide begutachtete. »Rammeln, rammeln, rammeln – das ist alles, was diese Bauern tun! Ansonsten kotzen sie meine Stadt voll, scheißen in den Fluss und behaupten, sie wären krank!«
    »Schön, aber wo kommen sie her?«, bohrte Quong Ho weiter.
    »Das sind die Perlenfischer aus Shan'kai, die mir seit dem letzten Jahr erzählen, ihre Muschelgründe wären leer. Ist das zu glauben? Kaum erhöhe ich die Steuern, sind die Perlmuscheln alle, wie spaßig!«, sagte Ki Ling wütend. »Nun ja. Die Einnahmen müssen stimmen, deshalb habe ich die Fischer herbringen und zusätzliche Liitsa-Felder anlegen lassen. Hast du sicher gesehen.«
    »Hab ich.« Quong Ho nickte. »Die Felder nützen aber nichts, wenn kein Wasser da ist.«
    »Gut, dann hole ich eben noch Leute aus den Provinzen. Die sollen Kanäle bauen.«
    »Wasser ist überall knapp!«, sagte Quong Ho und wechselte sofort das Thema, als er sah, wie sich Ki Lings Miene verdüsterte.
    »Du siehst gut aus, lieber Vetter!«, log er.
    »Findest du?« Ki Ling klopfte sich geschmeichelt den Bauch. Er schwabbelte, wie der Rest des Kaisers, »Manche behaupten, ich wäre dick geworden.«
    »Leben sie noch?«, fragte Quong Ho trocken.
    »Nein.« Ki Ling legte die Hände

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