165 - Olivaros Tod
in der Faust, trat ihm entgegen. Das war der Torwächter. Seine rotglühenden Augen hefteten sich auf Astaroth.
„Name?" fragte er. „Und die Parole?"
„Schwefeldampf und Höllenbrut!" fluchte Astaroth.
Der Sturz hatte ihm Schmerzen bereitet. Er war zu überraschend und unsanft erfolgt.
„Falsch", antwortete der Torwächter ungerührt. „Ich muß dich vernichten, wenn du mir keinen triftigen Grund für dein Vorhaben nennst, in unsere Feste einzudringen. Ich zähle bis drei…"
Der Torwächter richtete den Stab auf Astaroth. Das Ende des Stabes flimmerte. Es handelte sich um eine gefährliche Waffe, die Don Hermano seinem Torwächter Nuntio anvertraut hatte. Astaroth schlug ein Zeichen der Abwehr.
„Ich bin Astaroth, der Eberkopf. Don Hermano kennt mich. Ich bin mit seiner Bastardtochter Viviana liiert und muß ihn ganz dringend sprechen."
„Es gibt keine Munante-Tochter mit Namen Viviana", antwortete Nuntio. Seit Viviana zum Freak geworden war, schwieg man ihre Existenz tot. „Bereite dich vor zu sterben. Der Name Astaroth sagt mir auch nichts."
Astaroth brach der kalte Schweiß aus. Sollte er von einem sturen Torwächter getötet werden, bei all seinen Fähigkeiten und hochfliegenden Plänen?"
„Es handelt sich um Olivaro", stieß er hervor. „Luguri ist in den Plan eingeweiht. Der Erzdämon und Don Hermano werden dich schwer bestrafen, wenn du mich blind und uneinsichtig tötest." Astaroths Stimme steigerte sich zum Gebrüll. „Was fällt dir überhaupt ein, du Höllenfurz, mir derartige Schwierigkeiten zu bereiten? Das sollst du bitter bereuen."
Er schnob Pech und Schwefel. Nuntio blieb unbeeindruckt.
„Ich gehorche meinen Anweisungen. Da könnte jeder kommen. Bleib da stehen, ich will mich in der Feste erkundigen. Rühr dich nicht vom Fleck und beweg dich nicht. Mein Vollstreckerstab ist ständig auf dich gerichtet."
Nuntio verschmolz mit dem Berghang. Nur die Stabspitze war zu sehen. Astaroth wartete und schaute über den Dschungel hin. Es war früher Morgen. Hermano Munante war die ganze Nacht aufgewesen und wollte noch einen kleinen Imbiß zu sich nehmen, bevor er sich in seinem Prunksarg zur Ruhe legte. Er war zwar kein Vampir, aber das einzig standesgemäße Ruhelager für einen Schwarzblütigen war und blieb doch der Sarg.
Hermano Munantes Schlafsarg stand in einer mit Fresken reichgeschmückten Gruft. Die Fresken zeigten dämonische und pornografische Szenen, auch solche von Verbindungen zwischen Menschen und Unwesen. Don Hermano war schon im Nachthemd. Es bestand aus rabenschwarzer Seide. Hermano Munante war 230 Jahre alt und zeigte sich meist in der Gestalt eines agilen, drahtigen Mannes um die Sechzig. Er hatte schlohweißes Haar und ein hageres Gesicht mit einer geierschnabelartigen Nase. Oft glühten seine Augen, oder kleine Hörner sprossen ihm aus der Stirn. Das Oberhaupt der Munante-Sippe war ungeheuer herrisch.
Hermano beugte sich im Vorzimmer seines Schlafgemachs gerade über eine blutjunge Mulattin, von deren Lebenskraft er zehren wollte. Das Mädchen lag gebannt und spärlich bekleidet auf einer silbernen Platte, auf der dienstbare Geister sie Don Hermano serviert hatten.
Die glühenden Augen des Dämons rollten. Er rieb sich die ringgeschmückten Hände. Hermano war ein Gourmet. Seine Opfer mußten besonders behandelt sein, um den gewünschten Leckerbissen abzugeben. Ihre Qualen kümmerten Hermano nicht. Menschen waren nach seiner Ansicht schließlich dazu da, den Dämonen dienstbar zu sein.
Hermano war streng konservativ und im höllischen Sinn gläubig erzogen. Er hielt die zu Krallen geformten Hände nach oben.
„Urdämon, Urvater alles Bösen, schwarzer Nachtmahr und Vater des Grauens, segne mir dieses Essen. Gelobt seist du und gepriesen. Deine Bosheit erfülle uns alle."
Das Mädchen konnte keinen Ton von sich geben. Hermano wollte sich gerade über es hermachen, als die magische Kugel auf dem Wandbord aufleuchtete. Don Hermano meldete sich, ungehalten über die Störung.
Er erfuhr, daß Astaroth eingetroffen war, und sah ihn auch gleich in der Kugel.
„Schick ihn zu mir", befahl er Nuntio. „Das geht in Ordnung."
Hermano rief seinen Kammerdiener, ein uraltes Gerippe, das er noch von seinem Vater übernommen hatte. Er zog goldbestickte Gauchokleidung an, denn im Nachthemd mochte er, der sehr auf die Etikette sah, einem Besucher nicht gegenübertreten. Dann begab er sich in seinen Audienzraum, wo Astaroth schon wartete.
„Ich hoffe, du hast einen
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