165 - Olivaros Tod
ein Munante. Ich bin der Don. Gehorche oder stirb!"
„Herr, ich gehorche."
Dolfo erhob sich und stand mit gesenktem Kopf da. Hermano ging dreimal um ihn herum, sprach eine Beschwörung und griff Dolfo, der paralysiert war, mit der bloßen Hand durch die grobe Haut, die nicht einmal eine Kugel durchdringen konnte. Er entnahm Dolfo eine Rippe und reichte sie Astaroth, der sie in seinem Gewand versteckte.
„Damit kannst du ihm gebieten", erklärte Hermano Astaroth. „Das ist ein unfehlbares Mittel. Alles, was du der Rippe zufügst, wird Dolfo spüren. Ich weiß schon, wie ich mit diesem Hinterwäldler umzugehen habe."
Mit einem Fingerschnippen weckte er Dolfo aus der Starre und Betäubung. Dolfo hatte keine Schmerzen nach dem Eingriff, spürte aber, daß sich in seinem Körper etwas verändert hatte. Er wußte aber nicht, was es war. „Bist du bereit, Dolfo?" fragte Hermano.
„Nun ja, wenn es sein muß, Herr. Wenn ihr wirklich keinen anderen findet…"
Dolfo küßte Hermano die ringgeschmückte Hand. Hermano besprach mit Astaroth noch die anstehenden Pläne. Dann verabschiedete er sich mit einem Wink und fuhr mit Donnerknall durch die Lüfte. Astaroth und Dolfo blieben in der Bresche zurück, die Dolfo in den Urwald gerissen hatte. Kaum daß Hermano weg war, brummte und murrte Dolfo wieder. Astaroth quetschte die Rippe in seiner Tasche und Dolfo krümmte sich und stöhnte vor Schmerzen. Dampfstrahlen schossen ihm aus den Augen. Astaroth drückte noch etwas mehr, um seinen Frust und die Wut auf Dolfo abzureagieren.
„Siehst du, Bürschchen", sagte er dann zufrieden, „jetzt habe ich dich, und du wirst spuren. Du wirst jetzt ein gehorsamer Diener, oder ich wende einen Feuerzauber an."
„Nein, Herr, nein!" rief Dolfo voller Angst. „Großer Astaroth, ich bin dein ergebenster Diener. Du wirst nie mehr über mich zu klagen haben, und ich bin glücklich, dir dienen zu dürfen. Ich bin glücklich, wieder nach Rio zu können. Ich lasse mich gleich von dir befördern oder befördere auch dich, wenn du es wünschst. Ich eile, ich fliege."
„Warum nicht gleich so?" fragte Astaroth zufrieden.
Ums Haar hätten er und Dolfo in der vergangenen Nacht den Dämonenkiller und Coco Zamis bereits erledigt gehabt. Wenn Dolfo besser funktionierte, konnte überhaupt nichts mehr schiefgehen, dachte Astaroth. Das nächste Mal würden seine Bemühungen von Erfolg gekrönt sein.
Er zog einen magischen Kreis, um sich und Dolfo zurück nach Rio zu befördern, nach Boca do Mato.
Cocos Heilsalbe wirkte. Ich schlief zwölf Stunden und fühlte mich danach wie neugeboren. Coco war ebenfalls guter Dinge.
„Ich habe bereits versucht, über eine magische Kugel Verbindung mit Olivaro aufzunehmen", sagte sie. „Aber er meldet sich nicht. Vielleicht hat ihn die Schwarze Familie schon geköpft."
Coco wußte von der Vision mit Olivaros Kopf im Einmachglas. Ich hatte sie ihr geschildert. Man sollte Coco deswegen nicht für herzlos halten, aber als eine Hexe sah sie manche Dinge anders, und für sie war Olivaro eher ein Feind als ein Freund. Er hatte auch zahlreiche Menschen und Dämonen auf dem Gewissen.
Das erwähnte Coco, als sie meinen Blick sah.
„Wegen der Dämonen brauchen wir ihn gewiß nicht zu tadeln", erwiderte ich. „Außerdem ist Olivaro kein Mörder. Auch geschichtliche Persönlichkeiten, die heute hoch geschätzt werden, Staatsmänner, Generäle und selbst einfache Soldaten sind am Tod von Mitmenschen schuldig." Ich schaute auf meine Hände. Ich schluckte. „Auch ich bin kein Heiliger, Coco, auch an meinen Händen klebt Blut, obwohl ich immer nur im Kampf und in der Verteidigung meines Lebens oder des Lebens anderer tötete. Jeder lädt Schuld auf sich, der geboren wird, Coco. Der eine mehr, der andere weniger. Es sei denn, er stirbt schon in seinen ersten Lebensjahren."
Coco strich mir übers versengte Haar.
„Ich weiß, Rian", sagte sie sanft. „Diese Welt ist kein Paradies und keine Lämmerweide und wird es auch niemals sein. Jeder Mensch und auch der Schwarzblütler hat sein Schicksal. Aber wir sind keine Ränkeschmiede und Opportunisten wie der entartete Olivaro. Was ist er eigentlich? Nicht einmal seinem Volk, dem von Malkuth, ist er treu geblieben."
Dazu hätte ich einiges über die Malkuth-Welt sagen können, auf der ich und Coco gewesen waren. Doch ich unterließ es. Wenn eine Frau mit jemandem ins Gericht ging, blieb meist nicht viel übrig. „Olivaro ist ein Fremder", sagte ich lediglich. „Man kann
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