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165 - Olivaros Tod

165 - Olivaros Tod

Titel: 165 - Olivaros Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ihn nicht mit den üblichen menschlichen oder dämonischen Maßstäben messen."
    „Das sagst du. Er lebt jetzt schon viele Jahrhunderte lang auf der Erde. Er muß sich den hiesigen Gebräuchen und Moralgesetzen anpassen. Unser Freund Unga, der Steinzeitmann, tut das auch. Mit der Begründung, die du für Olivaro anführst, könnte Unga jede Frau, die ihm gefällt, an den Haaren packen und mitschleifen. Oder jeden Mann, der ihm mißfällt, mit der Keule erschlagen. Das waren die Sitten der Steinzeit."
    „So genau kann ich das nicht sagen, ich bin nicht dabeigewesen. Wir wollen aber nicht über Olivaros Moral diskutieren. Ich habe ihm Unterstützung zugesagt, und ich halte mein Wort. Versuch noch einmal, mit ihm eine Verbindung zu erhalten."
    Es mißlang wieder. Ich ging ins Bad, um mich zu rasieren. Die Brandwunden in meinem Gesicht und am Oberkörper waren durch Cocos Salbe abgeheilt. Den Haarwuchs konnte die Salbe allerdings nicht fördern. Ich würde den Friseur auf suchen müssen, der mir einen kürzeren Schnitt verpaßte und das Versengte ausglich.
    Obwohl ich nie auf das Aussehen eines Schönlings Wert gelegt hatte, mochte ich doch nicht völlig unmöglich herumlaufen. Ich achtete auf den Spiegel, während ich mich rasierte. Meine Rippen schmerzten noch. Ich würde mich nach Möglichkeit schonen müssen. Das tat meiner guten Laune und dem Gesamtzustand aber keinen Abbruch.
    Der Spiegel blieb unverändert. Wir verließen dann bald die Suite. Auf der Banco do Brasil hoben wir Geld ab, und ich ging zum Friseur. Es war später Abend. Keine Zeit, um an den Strand zu gehen. Wir bummelten durch das lebenssprühende, bunte Copacabanaviertel mit seinen vielen Bars, Restaurants und Vergnügungsstätten.
    Die Lebensfreude der Menschen in Rio gefiel mir. Bei den meisten war sie jedenfalls anzutreffen. Selbst in den Slums herrschte trotz des Elends noch mehr Heiterkeit, als man hätte erwarten sollen. So nahmen auch die Bewohner der Armenviertel jedes Jahr an dem berühmten Karneval teil und sparten lange dafür und entbehrten vieles, um Tanzgruppen in glitzernden Kostümen aufbieten zu können.
    Ich saß, den Kommandostab und einen Weihwasserflakon in der Tasche mit Coco in einer Bar. Wir sahen den Flamencotänzerinnen zu. Rank und schlank waren sie, von verblüffender Gelenkigkeit, meist kaffeebraun. Dann ertönten Rumbarhythmen. Ich zog Coco zur Tanzfläche, und wir tanzten engumschlungen.
    Man konnte es mit dem Tanz auf einem Vulkan vergleichen, wir waren schließlich ständig in Gefahr. Doch deswegen konnte ich nicht immer angespannt und mit mürrischer, verkniffener Miene herumlaufen. Coco mäkelte ohnehin gelegentlich, ich sei zu düster und hätte eine geradezu dämonische Ausstrahlung.
    Nun ja. Als Dämonenkiller konnte ich schlecht die Aura eines Managers oder Landarbeiters aufweisen.
    Als wir an unsern Platz zurückkehrten, stellte ich fest, daß meine Geldbörse und auch der Weihwasserflakon aus der Jackettasche verschwunden waren. Ein Taschendieb hatte das Gedränge auf der Tanzfläche geschickt genutzt. Mir blieb nur übrig, ein langes Gesicht zu ziehen und ihn zu verwünschen.
    Er war fort, das Geld, die Kreditkarte und mein Ausweis auch. Daran änderten selbst Cocos Hexenkünste nichts mehr. Der Taschendieb hätte schon etwas von sich hinterlassen müssen, ein Haar zum Beispiel oder ein Stück Fingernagel. Dann hätte ihn Coco entlarven und finden können.
    Den Kommandostab hatte ich noch, das war die Hauptsache, denn das wäre sonst ein herber Verlust gewesen. Der Zwischenfall hatte uns die Laune verdorben, und wir kehrten früher als beabsichtigt ins Hotel zurück. Ich sah Elia Gereon in der Halle stehen. Doch als ich auf ihn zuschritt. verschwand er hinter einer Topfpalme, und als ich den Fleck erreichte, war er fort.
    Er hatte sich wegversetzt. Gereon gefiel mir immer weniger. Ich überlegte, ob der Taschendiebstahl vielleicht auf seine Veranlassung hin erfolgt war. Vielleicht brauchte er persönliche Gegenstände von mir. Wenn es so war, wurde es kritisch.
    Wir wollten gerade zu den Lifts gehen, als einer der Angestellten an der Rezeption uns anrief.
    „Mr. Hunter?" Ich nickte. „Da ist eine Botschaft für Sie."
    Es handelte sich um einen einfachen Briefumschlag ohne Absender. Ein Blatt Papier lag darin. Es war leer. Ich steckte es ein, nahm es mit aufs Zimmer und fuhr mit dem Kommandostab darüber weg. Eine Gnostische Gemme oder auch ein anderer zur Beschwörung geeigneter Gegenstand hätten den

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