1650 - Flugziel Große Leere
ergangen wie mit allen anderen Frauen vor ihr. Thora, die stolze Arkonidin, auch Mory, die rebellische Tochter des plophosischen Neutralistenführers Lord Kositsch Abro - zwischen ihnen hatte es immer eine unsichtbare Mauer gegeben. Er war durch Zelldusche und Zellaktivator biologisch unsterblich geworden, seine Frauen meist nicht. Mory ja, aber sie war ermordet worden.
Auch Gesil und er hatten auf Dauer nie eine echte Chance gehabt. Sie gehörte zu denen hinter den Materiequellen, den Kosmokraten. Sie war mit Taurec gegangen, und mit ihnen Eirene, Rhodans und Gesils gemeinsame Tochter, die sich am Schluß von beiden abgewandt und sich mehr und mehr zu einem Nakken entwickelt hatte.
Und nun? Was machte er mit seinen Gefühlen Henna Zarphis gegenüber? Mußte er sie unterdrücken, eliminieren, aus seinem Ich herausbrennen? War es sein ganz persönlicher Fluch, daß er niemals wie ein „einfacher" Mensch mit einer Partnerin glücklich werden konnte? Einer der hohen Preise für die Unsterblichkeit?
Wußte sie um seine Gedanken und drückte mit ihrem Lächeln die Antwort aus?
Es war unergründlich, und er wußte nicht, ob er die Wahrheit kennen wollte. Um sich selbst abzulenken, sagte er: „Wir haben die Hälfte des Weges hinter uns. Von jetzt an wird es schneller gehen, jedenfalls in den Köpfen der Expeditionsteilnehmer. Die meisten denken jetzt nur noch an den Tag, an dem wir die letzte Etappe hinter uns haben. Das Schlimmste ist überstanden.
Bisher ging es nur fort, nämlich von dem Teil des Universums, den wir zu einem guten Teil kennen, und nun geht es endlich wieder hin, zum Unbekannten, zur Herausforderung, zum Abenteuer. Was werden wir am Rand der Großen Leere finden, Henna?"
Die Akonin stand aufrecht neben ihm. Auf einen Befehl Rhodans wechselte die dreidimensional projizierte Umgebung. Henna und er befanden sich auf einmal scheinbar dort, wo die Schöpfer des Universummodells ihre letzten Daten gesammelt hatten, bevor sie vor der Leere kapitulieren mußten - oder vor dem, was sich darin verbarg.
Ihr Arm berührte wie zufällig den seinen. Er zuckte unmerklich zurück und ärgerte sich im nächsten Moment über seine Reaktion. Er spurte ein Kribbeln und eine Hitze in seinem Leib, als habe sich sein Blut in eine Armee winzigster Glutfunken verwandelt, die durch seine Adern rasten und ihm den Schweiß aus den Poren trieben.
Und dann nahm er ihre Hand. Gemeinsam blickten sie in die Richtung, wo sich eine riesige Spiralgalaxis in Zeitrafferdarstellung um ihr Zentrum drehte und dabei Gasschleier in den interstellaren Raum entweichen ließ.
Hinter ihr war nichts mehr. Das Bild zeigte keinen Ausschnitt der realen Umgebung, sondern stammte aus dem Mystery-Modell. „Was werden wir finden?" wiederholte er, als sie schwieg. „Philip sparte nicht mit großen Worten, um uns davon zu überzeugen, wie nötig eine Erforschung der Großen Leere sei. Das Geheimnis der Großen Leere - das größte kosmische Rätsel."
„Und damit hat er dich ködern können?" fragte Henna.
Rhodan schüttelte den Kopf. „Ich hatte schon einmal die Gelegenheit, eine Antwort auf wichtigste Fragen zu erfahren - am Berg, der Schöpfung. Aber ich wollte sie nicht hören, und ich weiß nicht, ob ich sie heute hören will. Es gibt Fragen, die besser unbeantwortet bleiben. Zumal die Antwort auf die beiden ersten Ultimaten Fragen uns Galaktiker keinen Schritt weitergebracht haben."
Er war jetzt nicht bereit, mehr zu diesem Thema zu sagen. Zu sehr steckten ihm die Enttäuschung und das Gefühl, verhöhnt und mißbraucht worden zu sein, selbst nach Jahrhunderten in den Knochen. Die Akonin schien das sehr genau zu spüren und sagte leise: „Ich würde sicher wie du denken. Was du heute besitzt, das hast du dir selbst erarbeitet, Perry. Du hast niemals Hilfe erfleht oder Geschenke angenommen." Sie lachte heiter. „Bis auf die Unsterblichkeit."
Und es klang wie: Bis auf das, was uns trennt.
Alnora Deponar, ihre Klonschwester, hatte ihr Schicksal dabei gefunden, daß sie versuchte, die Unsterblichkeit für sich zu gewinnen - und für Henna, die sie in ihrer grenzenlosen Vermessenheit für ihre „Spiegelschwester" hielt.
In diesem Moment wünschte sich Perry Rhodan, die Blaue Schlange hätte recht behalten, und Henna Zarphis besäße einen Unsterblichkeitschip. „Das Universum aus den Angeln hebeln", sagte er, ohne sie anzublicken. „Und es klang doch wie eine Drohung."
„Dann werden wir dieser Drohung begegnen, Perry."
Die Betonung,
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