1651 - Höllenkreis
auch mit ihm unterhalten können.
Plötzlich löste sie die Hände von ihrem Knie. »Ja, ich verstehe dich.«
»Das ist gut.« Während ich ihr antwortete, lauschte ich ihrer Stimme nach. Sie hatte zwar menschlich geklungen, aber auch etwas fremd. Möglicherweise eine Idee zu schrill.
Ich lächelte und sprach weiter: »Willst du in deinem Kreis sitzen bleiben?«
»Das weiß ich noch nicht.«
»Darf ich dir einen Vorschlag machen?«
»Ja, ich höre.«
»Du könntest deinen Kreis verlassen und an meiner Seite bleiben. Na, wie gefällt dir das?«
Ich war zwar mit der Tür ins Haus gefallen, hoffte allerdings, sie damit locken zu können.
Sie überlegte noch. Ihr Blick hatte sich jetzt verändert. Er war direkt auf mich fixiert, und ich blickte in Augen wie Glas. Einen Ausdruck sah ich nicht darin.
Dann stand sie auf!
Das wunderte mich. Damit hatte ich nicht rechnen können, aber ich wartete ab.
Suko, der nichts gesagt und mich nur beobachtet hatte, mischte sich jetzt ein. Seine warnende Stimme war nicht zu überhören.
»Vorsicht, John, du weißt, dass sie eine Mörderin ist.«
»Keine Sorge, das habe ich nicht vergessen.«
Der Kreis trennte uns noch. Celina sah aus, als müsste sie noch überlegen, ob sie ihn verlassen sollte oder nicht. Es vergingen nur Sekunden, da hatte sie sich dazu entschlossen, trat aus dem Licht und überschritt die Grenze.
Ich hatte nur Augen für diesen nackten Körper. Jetzt kamen mir Zweifel, ob Celina überhaupt nackt war. Es konnte auch sein, dass sie ein Hautfarbenes Trikot trug. Eines, das so eng saß, dass es bei den Bewegungen keine Falten warf.
Das Leuchten, das sie bisher umgeben hatte, war schwächer geworden, aber nicht völlig verschwunden. Sie zeigte nicht die geringste Furcht vor mir, sie streckte mir sogar ihre Hand entgegen, als wären wir die besten Freunde.
»Achtung, John!«, warnte Suko.
»Ja, ja, schon gut.«
Ich fasste sie an. Vor dieser ersten Berührung war die Spannung in mir gestiegen. Mich durchlief so etwas wie eine Kribbeln, aber zurückziehen konnte ich meine Hand nicht mehr.
Es kam zum Kontakt!
Keine Wärme, kein menschliches Gefühl, aber auch keine Feindschaft, die ich erlebte. Ich blieb ruhig. Celina war kleiner als ich. Sie schaute zu mir auf, und jetzt lächelte sie.
Ich wartete darauf, dass ich einen Hitzestoß auf meiner Brust verspürte, aber auch da tat sich nichts.
»Und jetzt?«, fragte ich. »Was hast du vor?«
»Lass uns gehen.«
»Wohin?«
»Das wirst du schon sehen.«
Ich hatte in den sauren Apfel gebissen und musste ihn nun auch essen. Bevor ich einen Schritt ging, warf ich Suko einen Blick zu. Mein Freund lauerte sprungbereit im Hintergrund. Falls ich angegriffen wurde, würde er mir zur Seite stehen. Darauf wies nichts hin.
Wir verließen den Kellerraum und blieben vor der Schräge stehen. Dort fragte mich Celina: »Wo ist er hin?«
»Wen meinst du?«
»Adrian hat ihn Otto genannt.«
Ich schüttelte den Kopf, nachdem ich ihren Satz gehört hatte. Sie sprach so locker von dem Mann, den sie getötet hatte, als wäre nichts geschehen. Als hätte sie kein Gewissen. Ich musste mich von dem Gedanken lösen, dass sie ein normaler Mensch war, und antwortete ihr, wobei ich mich bemühte, mich so normal wie möglich zu verhalten.
»Ich kann dir nicht sagen, wohin er gegangen ist.«
»Hm. Dann lass uns überlegen.«
»Ist er denn so wichtig für dich?«
»Ja, das ist er.«
»Und warum?«
»Das ist mein Geheimnis. Und bald wird es unser Geheimnis sein, das verspreche ich dir.«
»Gut, da bin ich gespannt.« Ich schaute kurz zurück und sah Suko in der Tür stehen, der zuhörte. »Aber über Otto weiß ich leider nichts.«
Celina senkte den Kopf. Sie sah aus wie jemand, der angestrengt nachdachte. Dann hatte sie sich zu einer Antwort entschlossen.
»Wenn du es nicht weißt, gehen wir dorthin, wo ich ihn schon mal gesehen habe.«
»Aha, das ist gut.« Ich sagte kein Wort über Adrian Cox. Stattdessen fragte ich: »Und wo ist das?«
»In seiner Wohnung.«
Überrascht war ich nicht. Diese Zeit war vorbei. Deshalb sagte ich nur: »Dann lass uns gehen…«
***
Der Tätowierte hatte sich zurückgezogen. Es war ihm gelungen, innerhalb des Kellers zu schauspielern. Er hatte so getan, als wäre ihr alles neu gewesen, aber das traf nicht zu. Das Zeichen auf dem Boden schon, aber diese Celina nicht.
Er hatte sie einige Male bei Adrian gesehen. Und so harmlos sie auch auf ihn gewirkt hatte, in seinem Innern hatte er anders
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