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1652 - Im Netz des Quidor

Titel: 1652 - Im Netz des Quidor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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hatten. Und weshalb hatte er keinen Kontakt mehr zu ihnen oder Joara? War er auf einer ganz anderen Welt gelandet, irgendwo außerhalb des Systems, aus dem Netz geworfen?
    Nein, das konnte nicht sein. Der Callon funktionierte immer noch, und er spürte nach wie vor das Schwirren anderer Gedanken.
    Und dennoch ... irgendwie schien diese Welt hier nicht real zu sein, manchmal hatte er das Gefühl - wenn er seinen Blick auf einen Punkt konzentrierte -, als ob das Bild sich veränderte und verwischte. Die Stadt schien zu leben, zu atmen, ihre Lage zu verändern. Er hörte das Kreischen der Echsenkreaturen sowie das leise Wimmern und Klagen der pilgernden Verlierer, und er sah monströse, unförmige Kreaturen zwischen den Strebenverbindungen herumklettern, während andere, flache Geschöpfe, mit Schwämmen vergleichbar, über den Boden schlurften. „Es ist falsch", murmelte Bull. „Es ist einfach alles falsch. Ich glaube das nicht, was ich hier sehe."
    Weil du es nicht glauben willst, wisperte die Stimme des Alptraums in ihm. Du hast Angst, gib es doch zu. Du erkennst mich in dem, was du siehst, und du weißt, daß dies die Wirklichkeit ist. Diesmal kannst du nicht mehr vor mir fliehen, indem du aufwachst, denn du bist bereits wach. Wehre dich nicht gegen mich, sondern mach dich mit mir vertraut. Dies ist deine zukünftige Heimat, dein künftiges Leben. „Nein", flüsterte Bull. Er schwankte unschlüssig hin und her und fühlte, wie ihm ein eisiger Schauer den Rücken hinablief. Er träumte nicht, er sah eine Bewegung in der Dunkelheit hinter einem Rohrgeflecht und wußte, was es war - und was es wollte. Bald würde es den Schutz der Schatten verlassen und ins Licht treten, und es würde einen Moment verharren, ihn mit seinen grausamen Blicken durchbohren, und dann würde es angreifen mit dem donnernden Gebrüll eines wilden Tiers ... „Nein!" rief er laut, gleichzeitig sandte er einen Impuls an den Callon. Der Anzug reagierte augenblicklich.
    Bull erstarrte, als sich die Oberflächenstruktur der Rüstung veränderte, geradezu versteinerte; die Ohrfilter schlossen sich schalldicht, das Visier verdunkelte sich zu absoluter, undurchdringlicher Schwärze. Der Terraner war völlig in sich abgeschlossen, das einzige Wesen in dem Universum seiner Rüstung, nichts konnte mehr von außen eindringen, nichts konnte mehr nach außen abgegeben werden. Einen kurzen Augenblick genoß er die Stille, den Moment der Leere und Versenkung, aber sein auf Hochtouren arbeitender Verstand gestattete keine längere Pause. Er konzentrierte seine Gedanken und suchte nach Joara.
    Nun, da er nicht mehr abgelenkt werden konnte, fand er schnell das vertraute Muster und schaltete sich in Joaras Gedanken ein. Sie kauerte in einem winzigen runden Raum und versuchte, scharfen Nadeln auszuweichen, die unregelmäßig aus den Wänden herausschossen und sich wieder zurückzogen; sobald sie den Callon berührten, erhielt Joara einen schmerzhaften Stromschlag, und sie schrie auf. Bull hatte es nicht leicht, ihre Angstgefühle zu durchdringen und sie dazu zu bringen, ihm zu antworten.
    Ich komme zu dir.
    Das kannst du nicht! Ihre Gedanken waren voller Verzweiflung und Panik. Wir haben beide nicht genug Platz hier, und ich kann nicht mehr hinaus. Mein Anzug funktioniert nicht mehr!
    Du darfst nicht nachgeben. Joara. Dies ist nicht die Realität. Mach dich davon frei.
    Bist du verrückt? Ich spüre den Schmerz! Was kann realer sein als Schmerz?
    Daß es kein Schmerz ist. Du erwartest, daß es weh tut, und deshalb glaubst du daran. Du kannst dich daraus befreien.
    Aber wie denn?
    Zieh dich in dich selbst zurück. Ich habe es auch getan. Hab keine Angst, ich bin bei dir.
    Schalte alles nach außen hin ab, der Callon tut das übrige dazu. Vertrau mir.
    Sie hielt einen Moment still und schrie erneut auf, als sie wieder getroffen wurde. Bull sandte sofort den Impuls an ihren Callon, und dieser reagierte tatsächlich. Für ein paar Sekunden schwiegen Joaras Gedanken verblüfft, dann fragte sie zaghaft: Wo sind wir jetzt?
    In uns. In der Leere. Wo immer wir sein wollen.
    Sind wir allein?
    Er lachte. Diese Frage führt sich selbst ad absurdum. Wir sind zusammen, wie können wir da allein sein?
    Tut mir leid, Reginald. Ich habe nie zuvor etwas Ähnliches erlebt. Wo sind die anderen?
    Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich in ähnlichen Fallen wie wir. Wir werden sie suchen, sobald wir uns befreit haben.
    Wie stellst du dir das vor?
    Wir schließen uns zusammen und stellen

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