1653 - Der schöne Schein des Bösen
sein, dass ich für euch nur ein Hindernis bin. Wenn diese Vanessa noch einmal kommen sollte, dann will sie was von Bill, und ich würde ihr dabei im Wege stehen.«
Diese Antwort hätte auf Feigheit schließen können, aber das sah ich nicht so. Ich hatte diese Worte bewusst so gewählt und war gespannt darauf, wie die Conollys reagieren würden.
Ein wenig überrascht waren sie schon, tauschten ein paar Blicke, hoben dann beinahe synchron ihre Schultern und stimmten mir schließlich zu, auch wenn es nicht überzeugend klang.
Sheila meinte sogar: »Du hast recht. Seine Lebensretterin wird ihn nicht töten wollen. Ich bin nur gespannt darauf, was sie von Bill möchte. Das werden wir dann herausfinden.«
»Genau.« Ich sagte nichts mehr dazu. Ein leicht schlechtes Gewissen hatte ich schon, aber ich wollte meinen Plan durchziehen und dabei eine bestimmte Rolle übernehmen.
Diesmal ging alles glatt.
Ich öffnete die Rovertür und wollte schon einsteigen, als Bill mich fragte: »Was hat du wirklich vor, Alter? Du fährst doch nicht in deine Wohnung?«
Ich sah ihn aus großen Augen an. »Doch, das habe ich vor. Was soll ich hier? Diesmal ist es dein Spiel, ich bin außen vor. Und Vanessa wird dir ja nicht wirklich etwas tun.«
»Weiß man's?«
Ich klopfte ihm auf die Schulter. »Ihr beide schafft das schon«, sagte ich und stieg ein.
Bill schlug die Tür zu. Dass ich lächelte, sah er nicht, aber er kannte mich gut genug und wusste, dass ich längst einen Plan hatte, den ich für mich behalten wollte.
Er lief neben dem Wagen her und klopfte schließlich auf das Dach, weil ihm noch etwas eingefallen war. Ich stoppte und ließ die Scheibe nach unten gleiten.
»Ist noch was?«
»Ja, soll ich das Tor schließen oder es offen lassen, falls du noch mal zurückkommst?«
»Das überlasse ich dir.«
»Okay, ich weiß Bescheid.« Er winkte, trat vom Rover weg und ließ mich fahren…
Natürlich hatte ich nicht vor, zu mir nach Hause zu fahren. Ich wollte die Conollys auf keinen Fall im Stich lassen. Es gab ja auch andere Möglichkeiten, als nur bei ihnen im Haus zu bleiben, und da hatte ich mir eine ausgesucht.
Ich fuhr recht langsam durch den winterlichen Vorgarten, der sich bis zum Tor erstreckte, das die Conollys nicht geschlossen hatten. Es war offen geblieben, und der Rover rollte hindurch in die schmale Straße, in der meine Freunde wohnten.
Im Vorgarten hatte ich nichts Verdächtiges gesehen. Auch auf der Straße und den Gehsteigen bewegte sich niemand. Die Welt hier lag unter einer winterlichen Stille begraben.
Licht gab es auch. Das Leuchten stammte zumeist von den Tannen in den Gärten, die illuminiert waren. Auch andere Gebilde zeigten erleuchtete Umrisse. Da standen Tiere in den Gärten. In der Regel waren es kleine Rehe oder auch Rentiere, die vor Schlitten gespannt worden waren und aussahen, als wären sie für eine Reise in den Himmel startbereit.
Weit musste ich nicht fahren, um das Fahrzeug zu sehen, das am Straßenrand parkte.
Das war natürlich normal, aber in dieser Umgebung fiel so etwas auf. Die Mieter hatten ihre Fahrzeuge in den Garagen stehen. Wenn sie Besuch bekamen, war auf den Grundstücken Platz genug, um Autos zu parken. Dass um diese Zeit ein Fahrzeug am Straßenrand stand, war zwar nicht verdächtig, aber durchaus ungewöhnlich, und das registrierte ich auf der Stelle.
Ich hatte sowieso nicht sehr weit fahren wollen und bremste den Rover hinter dem dunklen Volvo ab. Ich ließ gut eine halbe Minute verstreichen und stellte fest, dass sich in diesem Fahrzeug nichts tat.
Ich stieg aus, ging den Weg aber nicht zurück, sondern untersuchte den Volvo aus der Nähe. Wenig später war ich sicher, dass niemand darin saß.
Ich machte mich auf den Weg. Eine einsame Person in der Kälte des Winters. Es fing leicht an zu schneien, war aber nur ein Schneegeriesel, das den Verkehr kaum behindern würde.
Ich war auf der Hut und achtete auf jedes Geräusch, das nicht in diese Nacht passte.
Der Eingang zum Grundstück der Conollys wurde von zwei Kameras überwacht. Das war auch jetzt der Fall. Möglicherweise stand Bill vor dem Monitor und schaute sich an, was ihm die Kameras übertrugen. Das Tor jedenfalls hatte er nicht geschlossen.
Die Mauer rechts und links bildete ein dunkles Hindernis.
Ich schlüpfte durch das Tor und sah vor mir den leicht ansteigenden Weg. Ob Bill die Alarmanlage im Haus eingeschaltet hatte, war mir nicht bekannt.
Sie hätte zudem eine Person wie diese Vanessa nicht
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