1653 - Randwelt der Rätsel
verdunkeln.
Nachdem der Shift an seinem Platz war, ging Dilja mit Urghuun und Czaknor in die Zentrale.
Arlo Rutan stand mit vor der Brust gekreuzten Armen mitten im Raum und sah den Ankömmlingen finster entgegen. „Das ist also das Wissenschaftlerteam, das du mitgebracht hast", stellte er bärbeißig fest. „Ist ja toll! Wie viele Unterwasserstädte willst du mit ihrer Hilfe gleichzeitig erforschen?"
„Ich habe nicht nur sie, sondern ich habe auch dich", gab Dilja zurück. „Myles erteilt dir die Auflage, du sollst mich mit deinen fünfhundert Leuten nach besten Kräften unterstützen. Er hält die Erforschung der Hinterlassenschaften des alten Volkes für sehr wichtig!"
„Das hast du ihm eingeredet!" brauste Rutan auf. „Du weißt, daß es so ist", entgegnete Dilja ernst. „Wenn du begriffsstutzig wärst, hättest du es nicht zum Kommandeur des Landungskommandos gebracht."
Der Ertruser mußte grinsen, wurde aber gleich wieder ernst. „Aber meine Leute sind Elitesoldaten!" begehrte er auf. „Ihr Einsatzwert sinkt auf Null, wenn sie total frustriert sind, weil man sie als Sonntagsforscher zweckentfremdet."
„Blödsinn!" fuhr die Oxtornerin ihm über den Mund. Sie deutete mit ausgestrecktem Arm in Richtung See. „Dort unter dem Meer lauern in vielen verwaisten Kuppelstädten bestimmt so viele Gefahren wie auf einem Giftgasplaneten voller Monster. Niemand von uns hat eine Ahnung, welche technischen Anlagen wir dort finden.
Aber wir wissen, daß die Technik eines Volkes, das die interstellare Raumfahrt beherrscht, hoch entwickelt sein muß. Wenn wir dort herumstöbern, können alle möglichen Zwischenfälle passieren.
Arlo, der Einsatz dort unten ist mehr als ein Kampf und Abenteuer, er ist eine Herausforderung, der nur Elitesoldaten gewachsen sind. Falls du allerdings fürchtest, daß deine Leute dort unten kläglich versagen ..."
Weiter kam sie nicht. „Schweig!" donnerte Rutan mit drohend erhobener Faust. „Ich lasse meine Leute weder beleidigen noch herabsetzen! Sie werden hinab tauchen und wenn es in den Schlund der Hölle wäre. Und sie werden dort unten alle Gefahren meistern und alles zerschmettern, was sie bedroht.
Denn sie kennen keine Furcht, weil ich ihnen beigebracht habe, jederzeit das eigene Leben hinzugeben, wenn es erforderlich ist."
So redet ein gebildeter und empfindsamer Mensch! dachte Dilja ironisch. Dann kam sie wieder zur Sache. „Ich gehe jetzt zu den Xophach. Organisiere du inzwischen den Großeinsatz! Zu dumm, daß wir die Standorte der Kuppelstädte noch nicht kennen."
Rutan lächelte frohlockend. „Ja, das wäre wirklich zu dumm!" sagte er ironisch. „Aber wir waren ja während deiner Abwesenheit nicht ganz untätig. Ich habe alle Standorte der Kuppelstädte orten lassen. Es sind dreihundertneunzig, und durch ihre Kuppeln pfiffe der Wind, wenn sie an Land stünden. Sie sind nämlich fast alle löchrig wie durchgelaufene Stiefelsohlen. In ihrem Innern dürfte sich viel Schlamm abgelagert haben, und es wird von Meeresbewohnern wimmeln."
Die Oxtornerin schluckte. „Ich habe dich unterschätzt, scheint mir", murmelte sie verlegen.
Er winkte großzügig ab
11.
Drei Stunden später waren sämtliche vorhandenen Shifts ausgeschwärmt, um die verlassenen Städte im Meer zu untersuchen. Die Stammeshäuptlinge der Xophach hatten ihren Segen gegeben.
Doch keiner war bereit gewesen, die Galaktiker zu begleiten. „Die Stadt ist nur noch vierhundert Meter entfernt", sagte Sherl Honk, der die Ortungssysteme des Shifts bediente, mit dem Dilja, Arlo Rutan, die beiden Wissenschaftler der BASIS, der Ertruser Donk Hershle und der Blue Hürfü Tymür unterwegs zu ihrem Zielgebiet waren.
Eben hatte das Fahrzeug in einer Tiefe von 90 Metern auf dem Meeresgrund aufgesetzt.
Dennoch war es nicht völlig dunkel. Von dem seit zwei Stunden wieder wolkenlosen Himmel strahlte die Sonne, und das kristallklare Wasser ließ ihr Licht weit nach unten dringen.
Dilja beobachtete die Holos, die die Umgebung teils so zeigten, wie menschliche Augen sie sehen würden, und teils so, wie die hochwertigen Beobachtungssysteme sie mit Hilfe der Scheinwerfer „hereinholten".
Der Meeresboden war hier relativ eben. Es gab nur wenige flache Bodenwellen. In beinahe regelmäßigen Abständen ragten regelrechte Inseln aus Meerespflanzen empor. Die meisten waren bleich und ließen an aufgeschüttete Hügel von Skeletten denken. Andere leuchteten in warmen Farbtönen. Über den aus winzigen
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