1653 - Randwelt der Rätsel
Kalkskeletten bestehenden Grund wandten sich schlangenähnliche Meerestiere, andere Tiere ragten nur mit den Mäulern aus dem Boden und lauerten auf Beute.
Zwischen den Meerespflanzen bewegten sich Schwärme kleiner Fische in seltsamem Rhythmus hin und her, auf und ab. Hier und da tauchte ein meterlanger Fisch auf, holte sich seine Nahrung aus einem Schwärm und huschte dann wieder davon, aufgeregte Fische zurücklassend.
Der Shift bewegte sich mit Hilfe des spoilerartigen Gravojets durch das Wasser. Die Antigravprojektoren hielten ihn einen Meter über Grund. Arlo Rutan sprach fast ständig über Funk mit den Kommandanten anderer Forschungsgruppen sowie mit seinem Stellvertreter, der die Gruppen auf der anderen Seite des Planeten befehligte.
Bisher hatte nur eine Gruppe ihr Ziel erreicht. Sie berichtete von einer ehemaligen Kuppel, die nur noch aus dem Skelett der tragenden und stützenden Strukturen bestand. Der Rest waren Schlamm und Trümmer.
Das sah nicht gerade vielversprechend aus.
Die Hanse-Spezialistin hoffte, daß ihre Gruppe mehr Glück hatte. Voraus war ihre Stadt als verwaschener Schemen zu sehen, der sich als etwa 25 Meter hohe Kuppel aufwölbte. Die Ortung zeichnete da schon ein genaueres Bild.
Ein gerundetes Gerippe, von dem in der Strömung lange Fahnen brauner Algen wehten.
Die Enttäuschung war allen Gesichtern anzusehen. „Hier können wir lange wühlen, ehe wir fündig werden", sagte Urghuun Tallawanta. „Ich schlage vor, wir fahren zum nächsten unserer drei Ersatzziele."
„Was meinst du, Dilja?" fragte Rutan. „Ich bin auch dafür", antwortete sie. „In Ordnung", stimmte der Ertruser zu. „Es hat wenig Sinn, die Zeit mit unproduktiven Aktivitäten zu vertrödeln. Ich habe ohnehin ein ungutes Gefühl, wenn die BASIS ohne uns ist."
Er gab Donk Hershle ein Zeichen. Der Shift vollführte eine halbe Drehung nach rechts, dann schwebte er mit erhöhter Geschwindigkeit weiter.
Die BASIS ist doch nicht schutzlos! wollte Dilja einwenden. Aber sie unterließ einen Kommentar. Wie Arlo darüber dachte, war seine Sache.
*
Nach rund vier Kilometern kamen sie zu einem rund 600 Meter durchmessenden Atoll. Donk Hershle steuerte den Shift dicht am Korallenriff entlang, das ringförmig um eine seichte Lagune angeordnet war.
Die Korallenbauten fußten in siebzig Meter Tiefe auf felsigem Grund, wahrscheinlich der höchsten Erhebung einer ehemaligen Insel, die seit Jahrtausenden langsam immer tiefer abgesunken war.
Arlo Rutan bedeutete dem Piloten aufzusteigen.
Es wurde heller und heller, je höher das Fahrzeug kam. In etwa vierzig Meter Tiefe begann die Zone der belebten Korallen. Das glasklare Wasser ließ das Sonnenlicht fast ungeschwächt bis in diese Tiefe vordringen.
Hier, unter dem Atlasblau des von der Sonne überflimmerten Wassers, war das Reich blumenhafter Tiere, riesiger Muscheln, grellbunter Fische - schillernd und funkelnd in allen Farben des Regenbogens zwischen den Zweigen und in den Grotten des Korallengartens. „Was ist das?" fragte Czaknor von Aeskus und deutete nach vorne.
Die Scheinwerfer blendeten auf. Sie beleuchteten eine Art Floß, das in allen Regenbogenfarben schimmerte und funkelte. Es sah aus, als setzte es sich aus Tausenden fußballgroßer Seifenblasen zusammen, war so groß wie ein Swimmingpool und zirka anderthalb Meter dick. Von seiner Unterseite hingen armstarke, milchigweiße Seile, in die dunkle Klumpen eingelassen waren. „Ekelhaft", bemerkte Sherl Honk angewidert.
Hürfü Tymür gab ein paar zwitschernde Töne von sich, dann rief er aufgeregt: „Das ist Shlungüly Küfkü, die Basis für das leckerste Festessen meiner Heimatwelt. Sehr gut für jede feine Hochzeitstafel."
„Wohl eher für Leichenschmaus", sagte Urghuun Tallawanta angewidert. „Das ist eine Kolonie von Riesenquallen. Bei meinem Heimatort auf Terra gibt es ähnliche, nur viel kleinere Quallen. Das Gift ihrer Nesselkapseln kann einen Menschen töten."
„Wir Blues essen Tentakel und Nesselkapseln von Shlungüly Küfkü", berichtete Tymür. „Bei richtiger Zubereitung besteht keine Gefahr." Er wandte sich an Rutan: „Arlo, gib Befehl, die Shlungüly Küfkü mit einem Fesselfeld zu fangen! Ich schneide dann heraus, was wir für eine gute Mahlzeit brauchen."
„Nein", entschied der Ertruser. „Das dort sind keine bluesschen Quallen. Ihr Gift hat bestimmt eine völlig unbekannte Wirkung. Aber wir gehen näher heran und nehmen alles auf.
Vielleicht können wir beobachten, wie
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