1660 - Die Todesengel von Hangay
sagte Bolder Dann. „Am besten du stellst Fragen zu den Punkten, die dir noch unklar erscheinen."
„Dann gehen wir die Punkte noch einmal der Reihe nach durch."
*
Nachdem Ronald Tekener durch das Eingreifen der QUEEN LIBERTY und galaktischer Einheiten auf Makkom der Ertruserin Lyndara entwischt und damit dem Schicksal knapp entgangen war, seinen Unsterblichkeitschip zu verlieren, war klar, worauf es diese Verrückte tatsächlich abgesehen hatte. Und da ihr mit dem unbekannten Anführer der Paylaczer Guardians die Flucht gelungen war, konnten sich die in der Heimat zurückgebliebenen Unsterblichen ihres Lebens nicht mehr sicher sein.
Homer G. Adams, Dao-Lin-H'ay und sich selbst zu schützen, das stellte keine besondere Schwierigkeit dar. Sie waren gewarnt und konnten entsprechende Sicherheitsvorkehrungen treffen. Aber Julian Tifflor war bereits Mitte Oktober in einer diplomatischen Mission nach Hangay aufgebrochen, und ihm eine Warnung zukommen zu lassen, erwies sich als gar nicht so einfach - letztlich sogar als unmöglich.
Zwar bestand eine Hyperfunkbrücke nach Hangay, doch war diese nicht allzu zuverlässig. Auf einer Strecke von 2,13 Millionen Lichtjahren fielen immer wieder einige der Funksonden aus, so daß improvisiert werden mußte und oft große Umwege beim Funkverkehr in Kauf zu nehmen waren. Was in Quasi-Nullzeit hätte vor sich gehen sollen, konnte durch solche Pannen oft Tage dauern. Manchmal war man sogar mit dem Raumschiff schneller in Hangay als ein Hyperkomspruch.
So geschah es, daß seine Warnung an Julian Tifflor die PERSEUS erst am 2.
November erreichte, 48 Stunden nach der Abwehr von Lyndaras Attacke, während er selbst mit der LEPSO bereits in Richtung Hangay aufgebrochen war. Inzwischen war die Funkbrücke wenigstens stabilisiert worden, so daß Ronald Tekener beim ersten Zwischenstopp an einer Station der Funkkette auf Antwort hoffen durfte. Dort erfuhr er jedoch aus der Antwort des Kommandanten der PERSEUS, von Bolder Dahn, daß die Warnung Julian Tifflor nur noch verstümmelt erreicht hatte, als er nach einem glücklich abgewehrten Attentat auf dem Priesterberg Tiil von einem haurischen Raumschiff nach Kyrlon geflogen wurde.
Als die PERSEUS auf Kyrlon eintraf, erfuhr die Mannschaft, daß Julian Tifflor in die Gewalt eines regionalen Extremistenkommandos geraten sei. Ronald Tekener hätte sich sagen können, daß Tiff in den Händen der Extremisten vor Lyndaras Zugriff sicherer sei als unter dem offiziellen Schutz der Hauri.
Aber er kannte die Macht der Paylaczer Guardians und den Einfluß ihres anonymen Anführers auch auf politischer Ebene, der in Hangay mindestens ebenso vorhanden war wie in NGC 6822.
Wenn es ihm, Tekener, wenn auch auf Umwegen, möglich war, der PERSEUS eine Warnung zukommen zu lassen, dann war es für den Chef der PayGuas mindestens ebenso einfach, gleich nach der Niederlage, von Makkom seine Leute zu verständigen und auf Julian Tifflor anzusetzen.
Die extremistischen Amateure waren wohl den professionellen PayGuas zuvorgekommen. Es war ein Wettlauf gegen die Zeit, Julian Tifflor aus der Gewalt der Extremisten zu befreien, bevor ihnen die PayGuas zuvorkamen. Die zehn Tage, die Tiff Gefangener der „Entschlossenen Haurischen Bürgerrechtsfront" war, erschienen Tekener als zu lange Zeitspanne. Wenn die PayGuas an Tiffs Unsterblichkeitschip interessiert waren, und daran durfte bei Lyndaras Entschlossenheit nicht gezweifelt werden, dann mußten sie die Spur zu den Extremisten bereits gefunden haben.
Ronald Tekener machte sich nichts vor. Obwohl er für seine konsequente und kompromißlose Handlungsweise bekannt war, standen den PayGuas weitaus mehr Möglichkeiten zur Verfügung. Sie hatten eine weitverzweigte Organisation zur Verfügung und gingen über Leichen, während er auf lose geknüpfte Verbindungen angewiesen war und sich bei aller Härte auch über moralische Verpflichtungen nicht hinwegsetzen konnte.
Als er mit der LEPSO das Ohnkgem-System erreicht hatte und über Funk von Bolder Dahn erfuhr, daß es den Hauri noch nicht gelungen war, das Terroristenversteck auf Kyrlon auszuheben, sanken seine Hoffnungen, Julian Tifflor auf dieser Welt zu finden, auf den Nullpunkt. Aber das konnte er Nia nicht sagen. Er mußte an die winzige Chance glauben, die sie noch hatten. Diese mußten sie jedoch innerhalb kürzester Zeit nützen.
Aus Bolder Dahns Protokoll ging hervor, daß Tekeners schlimmste Befürchtung eingetreten war und die PayGuas sich schon
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