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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Wir waren am Ziel. Eiligst wurde in Rom eine außergewöhnliche Versammlung der vierzehn Mitglieder unserer Bruderschaft einberufen. Leider Gottes hat Euer Vater bei seiner Ankunft in Rom einem unserer Brüder, mit dem er angereist war, den Anlass der Zusammenkunft offenbart. Nur die Leidenschaft Eures Vaters für die Kunst der Verschlüsselung hat uns damals gerettet. Er hatte gerade noch die Zeit, die Formel mit einem Code zu verschlüsseln, der nur uns bekannt ist. Am selben Tag, dem Vortag der Versammlung, zeigte der Verräter ihn an und lieferte ihn Mazarins Spitzeln in Italien aus. Euer Vater wurde nach Frankreich gebracht, ins Gefängnis geworfen und gefoltert, doch er hat nichts verraten. Schließlichkonnte er entkommen, der verschlüsselten Formel aber nicht wieder habhaft werden. Fünfzehn Jahre lang war sie verloren – bis die Vorsehung sie vor Eure Füße warf.«
    »Und das Original der Formel?«, fragte Gabriel aufgewühlt.
    »Hat er vernichtet, als er begriff, dass er verraten worden war.«
    Der Oberintendant wandte den Blick ab.
    »Die Geschichte ist dem merkwürdigen Umstand geschuldet, dass die Menschen alles aufbewahren müssen. Warum hat Petrus die Papyri nicht zerstört? Ich habe nie begriffen, was ihn davon abgehalten hat. Hätte er es getan, kein Mensch hätte je davon erfahren   …«
    Er seufzte und fuhr dann in einem Ton fort, dem seine Anspannung anzumerken war.
    »Seit vier Jahrhunderten wartet unsere Bruderschaft mit größter Geduld auf die passende Gelegenheit. Der Besitz des Kodex hat uns stark gemacht. Auch wenn wir ihn nicht der Öffentlichkeit zur Kenntnis bringen konnten, haben wir in vielen Ländern vorbereitende Maßnahmen für seine Enthüllung getroffen, in der Hoffnung, dass wir irgendwann wieder über die Formel verfügen würden. In Frankreich bin ich von meinen Brüdern dazu ausersehen worden, diesen Augenblick vorzubereiten. Die englische Revolution hätte uns beinah zum Erfolg geführt. Oliver Cromwell war unser Mann: Wären nicht die Steine in seinen Nieren gewesen, die seinen Tod verursachten – die Welt sähe heute anders aus. Aber   …«
    Gabriel öffnete den Mund, doch Fouquet kam ihm zuvor.
    »Bittet mich jetzt nicht, Euch den Inhalt des Kodex zu offenbaren. Im Augenblick müsst Ihr Vertrauen zu mir haben, das gleiche Vertrauen, das ich bewiesen habe, indem ich Euch unser Geheimnis enthüllte. Die Pflanzen, die wir für den Absud brauchen, wachsen in meiner neuen Orangerie. Nur noch ein paar Wochen, dann kann der Sud hergestellt werden; auchder Ort ist vorbereitet«, sagte er und zeigte auf das Schloss. »Von nun an ist alles möglich   … wenn Ihr mir vertraut.«
    Er trat näher an Gabriel heran. Wieder breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus.
    »So, Monsieur de Pontbriand, jetzt kennt Ihr die Hälfte Eures Erbes. Ihr wisst nun, welcher Sache André de Pontbriand sein Leben geweiht hatte. Möchtet Ihr die andere Hälfte kennenlernen? Sie wird Euch offenbaren, wie Ihr zum zweiten Mal sein Sohn werdet.«
    Nun erwiderte Gabriel Fouquets Lächeln. Die Männer standen sich gegenüber, nur noch als Silhouetten in der Finsternis zu erkennen.
    »Sprecht, Monsieur. Aber sagt, welcher Einsatz ist es wert, dass ein Sohn die Rache für seinen Vater aufschiebt?«
    »Gabriel, seht Euch um. Der Einsatz, das, worum es uns geht, das symbolisieren diese Mauern«, erklärte Fouquet und deutete mit der Hand auf die Dächer von Vaux, die im Mondlicht schimmerten.
    »Die Stunde naht. Folgt mir.«
    Schweigend ließen sie die Pappelallee hinter sich und gingen quer durch die Bäume den Hang hinauf.
    »Dieser Hügel wurde mit der Erde aufgeschüttet, die aus den Fundamenten des Schlosses stammt«, sagte Fouquet, als sie oben angekommen waren. »Nun seht nach links, und Ihr werdet verstehen.«
    Gabriel drehte sich um. Vor ihm zeigte sich im hellen Mondlicht das Schloss von Vaux, in einer Weise, wie er es noch nie gesehen hatte.
    Fouquet beobachtete ihn lächelnd.
    »Erstaunlich, nicht wahr? Niemand hat es je so gesehen, außer d’Orbay und mir. Das ist das wirkliche Schloss von Vaux.«
    So weit das Auge reichte, schienen sich, von oben betrachtet, die Dächer in allen Richtungen am Horizont zu verlieren,sie fassten das Schloss und die Wirtschaftsgebäude zu einer Einheit zusammen und gaben ihm ein vollkommen anderes Aussehen. Was Gabriel vor sich sah, war nicht mehr das protzige Schloss eines großen Herrn, sondern eine Stadt, eine neue Stadt.
    »Vaux ist das Symbol des

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