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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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dann zu seinem Sekretär um, der Sand über das letzte Blatt streute, damit die Tinte schneller trocknete. »Monsieur Roze, wir haben für heute genug gearbeitet. Lest das Geschriebene noch einmal sorgfältig durch, und denkt daran: Diese Bogen dürfen von niemandem sonst eingesehen und auch von niemand anderem als mir selbst geändert werden.«
    Mit einer Verbeugung packte Roze seine Schreibutensilien zusammen, schloss mit größter Vorsicht die Schreibmappe und ging rasch hinaus.
    Mazarin erhob sich und trat zu Colbert.
    »Und meine Handelspartner? Seid Ihr sicher, dass auch sie schweigen werden?«
    »Das kann ich ohne weiteres beschwören, Eure Eminenz, zumal die Geschäfte sich auch für sie als äußerst lukrativ herausgestellt haben.«
    »Und die Summe?«, fragte er leise, »die Gesamtsumme, Colbert, auf die sich mein Vermögen beläuft? Ist sie glaubwürdig?«
    Colbert seufzte.
    »Wir haben da schon einiges unter den Tisch fallen lassen, Eure Eminenz   … Aber Ihr könnt nichts verschenken, ohne dass die Beweise dieser Großzügigkeit Eurem Vermögen zugeschrieben werden. Doch im Großen und Ganzen glaube ich, dass unsere Aufstellung plausibel erscheint.« Sein Mund verzog sich jedoch schmerzlich, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss. »Natürlich nur, wenn sich unter den gestohlenen Schriftstücken keines befindet, dessen Fund ein Risiko darstellt. Die in den letzten Tagen an den Kirchenportalen angeschlagenen Verunglimpfungen sollten uns eine Warnung sein. Glücklicherweise hat die Sache keine weiten Kreise gezogen   … bis jetzt. Die es gelesen haben, haben nichts von dem Geschwätz verstanden; Maximilien Piton, der darin ebenfalls unlauterer Geschäfte bezichtigt wird, befindet sich für einige Wochen geschäftlich in Holland – ich werde ihn nach seiner Rückkehr aufsuchen   –, und Eure Garde hat die meisten Schmähschriften schon abgerissen und wird dies auch weiterhin tun, denn in manchen Vierteln der Hauptstadt tauchen immer noch welche auf, erst heute Morgen habe ich   …«
    Mazarin bebte vor unterdrückter Wut, fasste sich aber schnell wieder. Colbert konnte und durfte nichts vom Inhalt der verschwundenen Papiere wissen.
    »Gewiss, gewiss«, sagte er und winkte ab. »Doch wir brauchen Ergebnisse. Kommt Ihr mit Euren Ermittlungen voran?«
    »Wir machen Fortschritte, Eure Eminenz. Unsere Ermittlungen könnten aber wesentlich schneller vorangehen, wenn wir wüssten, wonach wir eigentlich suchen.«
    »Das tut nichts zur Sache«, entgegnete Mazarin verärgert. »Ihr müsst die Diebe finden, darauf kommt es an. Ihr habt es soeben selbst gesagt: Es sind dieselben Halunken, die auch die Schmähschriften verfasst haben und das Volk gegen mich aufzuwiegeln versuchen. Da, wo sie sich verstecken, werdet Ihrauch die Papiere finden! Doch kommen wir zu unserem eigentlichen Thema zurück: mein Vermögen. Die Gesamtsumme bleibt ein Problem.«
    »Nicht, wenn es keine Prüfung der Buchhaltung und der Devisengeschäfte gibt.«
    »Die darf es auf keinen Fall geben!«, wetterte Mazarin.
    »Keine Sorge, die wird es auch nicht geben, Eure Eminenz.«
    »Und wenn es meinen Feinden in den Sinn kommt, das Testament anzufechten? Die Rechtmäßigkeit eines Testaments kann bestritten werden: Ich weiß das, denn ich selbst habe bestimmte Klauseln des Testaments von Ludwig XIII. vom Obersten Pariser Gerichtshof annullieren lassen! Und ich habe im Parlement nicht nur Freunde.« Der Kardinal schritt unruhig im Saal auf und ab. »Ich habe dort eigentlich nur Feinde, wenn man es recht bedenkt.«
    »Monsieur Fouquet ist der Generalprokurator des Parlements«, rutschte es Colbert heraus.
    Mazarin überhörte es geflissentlich, warf ihm aber einen verzweifelten Blick zu.
    »Vielleicht, Eure Eminenz, habe ich ein Mittel, diese unerträglichen Zweifel zu beseitigen«, erklärte Colbert mit einem undurchsichtigen Lächeln. »Ein Mittel, das Euer Testament unanfechtbar machen und jegliche Untersuchung hinsichtlich der Herkunft Eures Vermögens unterbinden wird, so dass niemand Eure Verfügungen aufheben kann und die Zukunft Eurer Familie gesichert ist.«
    »So redet endlich, Colbert!«, rief Mazarin mit bebender Stimme.
    »Ihr braucht nur all Eure Reichtümer zu verschenken. Auf diese Weise besitzt Ihr nichts mehr, man kann Euch nichts wegnehmen, und wenn man einen Prozess anstrengen will, dann gegen jemand anders.«
    Mazarin erbleichte.
    »Habt Ihr jetzt vollkommen den Verstand verloren?!«
    Schwankend hielt er sich an der

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