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1661

1661

Titel: 1661 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denis Lépée
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Prunksaal betraten, an dessen Wänden eine beträchtliche Anzahl kostbarer Gemälde hing.
    »Großartig«, murmelte er ergriffen.
    Mit einem geheimnisvollen Lächeln auf den Lippen gab Jabach dem Oberintendanten zu verstehen, dass er sich nicht unnötig mit diesen Bildern aufhalten sollte. Nachdem er sich vorsichtig umgesehen hatte, schob er den sprachlosen Fouquet zu einer verborgenen Tür neben einem gewaltigen Kamin, der von zwei aus schwarzem Stein gehauenen Kolossen getragen wurde. Nachdem er die Tür durch einen geheimen Mechanismus einen Spaltbreit geöffnet hatte, hielt der Bankier inne und drehte sich zu Fouquet um. Sein Lächeln war plötzlich erstarrt.
    »
Monsieur le surintendant,
es ist mir unangenehm, so zu Euch zu sprechen, doch auf das Wohl meiner Familie bedacht, muss ich Euch bitten, strengste Verschwiegenheit über das zu bewahren, was Ihr nun zu sehen bekommt. Könnt Ihr mir diese Gewähr geben? Ihr wisst um die Niedertracht der Menschen und um die unzähligen Bosheiten, die aus purem Neid herumerzählt werden«, erklärte er und bat dann seinen Gast in den geheimen Raum hinein.
    »Keine Angst, Monsieur Jabach«, entgegnete Fouquet in freundlichem, aber kühlem Ton. »Ich werde bestimmt niemandem etwas davon erzählen. Dazu habe ich weder die Zeit noch die Lust, und wenn ich jemals diesen Charakterfehler gehabthaben sollte, so hätten mich die Jahre, die ich selbst böswillig verleumdet worden bin, auf immer davon abge…«
    Wie vom Blitz getroffen blieb er stehen. Vor ihm, nur durch den indirekten Schein riesiger bronzener Kandelaber erhellt, erstreckte sich die wundervollste Gemäldegalerie, die man sich nur vorstellen konnte.
    »Herr im Himmel   …«
    Tizian, Giorgione, Correggio, Raphael, Bellini, Leonardo da Vinci   … Je mehr wertvolle Gemälde der Oberintendant zu sehen bekam, umso mehr schien sich in seinem Kopf alles zu drehen. Der Kunstsammler gluckste vor Vergnügen.
    »Sicher versteht Ihr jetzt den Sinn meiner Worte, Monsieur Fouquet. Und Ihr seht auch, wie groß mein Vertrauen ist: Nur sehr wenige Menschen haben je dieses Paradies betreten. Viele haben meine Sammlungen gesehen, doch fast niemand diese Schätze. Hier habt Ihr mein ganzes Leben vor Augen, die Quintessenz dessen, was für mich die höchste Freude bedeutet. Seit dem Tag, an dem ich, geführt von Van Dyck, vor 25   Jahren durch die Tür eines ähnlichen Kabinetts in London geschritten bin, lebe ich nur dafür, die in meinen Augen schönsten Bilder an mich zu bringen. Sehen Sie Tizians ›Grablegung‹ und seine ›Jünger in Emmaus‹?« Er zog den Oberintendanten vor die beiden Gemälde. »Jahrelang war ich hinter ihnen her. Sie gehörten dem unglücklichen Karl I. von England, der, wie Ihr wisst, auf dem Schafott endete. Ich habe sie 1650 bei der Versteigerung seiner Kunstsammlung erworben. Könnt Ihr Euch etwas Vollkommeneres vorstellen?«
    Mit angehaltenem Atem ging Fouquet von einem Gemälde zum anderen. Er konnte sich von dem Anblick nicht losreißen.
    »Danke, Monsieur Jabach«, sagte er endlich und drehte sich zum Hausherren um. »In dieser geballten Schönheit steckt eine herzerwärmende Kraft. Eure Privatsammlung ist ein Hort der Hoffnung für den, der noch an den Menschen und seineFähigkeit glaubt, gegen die niederen Instinkte anzukämpfen.« Er breitete die Arme aus, als wollte er die Gemälde umarmen. »Wie soll man bei einem so großartigen Anblick nicht an die heilige, unumstößliche Wahrheit glauben? Wahrscheinlich war es sehr klug von Euch, Euch vor der Geltungssucht gehütet und Euren Garten stattdessen im Verborgenen zum Blühen gebracht zu haben.«
    Jabachs schwarze Augen blitzten, nichtsdestotrotz lächelte er.
    »Ich sehe, Ihr seid ein wahrer Kunstliebhaber. Ich denke, es war die richtige Entscheidung, Euch hierherzuführen. Gesegnet seien die Orte, wo die Großen dieser Welt noch gelassen reden können. Ihr müsst wissen, dass ich einen Grundsatz habe«, erklärte er dann, »der nur in diesem Raum gilt. Ich habe mir geschworen, hier drinnen absolut freimütig zu sein.« Er schaute dem neugierig gewordenen Oberintendanten fest in die Augen. »Seid Ihr einverstanden, dass wir uns daran halten, bis wir wieder durch diese Tür hinausgehen?«, fragte der Bankier und deutete auf die schwere Holztür, die er hinter ihnen geschlossen hatte.
    Fouquet nickte wortlos.
    »Sehr gut. Ihr glaubt also, dass ich diese Strategie der Diskretion selbst gewählt habe. Nun, dem ist mitnichten so. Sie wurde mir

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