1662 - Der Engelfresser
würden, Mr. Sinclair.«
»Dann können wir auch gleich zur Sache kommen.«
»Sie sagen es.«
»Mir geht es um die drei Leichen. Ich interessiere mich nicht dafür, wie sie ums Leben gekommen sind, das weiß ich ja. Ich möchte wissen, ob Sie bereits herausgefunden haben, um wen es sich handelt. Die Namen sind wichtig.«
»Ja, das sehe ich auch so, Kollege. Der Mann, der durch die Halswunden gestorben ist, heißt Alain Agato. Er stammt aus Ghana. Mehr wissen wir auch noch nicht.«
»Und die beiden anderen Leichen?«
»Sie hatten keine Papiere bei sich, aber das ist nicht tragisch gewesen. Ein Mitarbeiter hat gemeint, bei ihnen Hinweise auf die Rockerszene gefunden zu haben. Und zwar nicht auf die normalen Rocker, sondern auf eine Rockerbande.«
»Heils Angels? Bandidos?«, fragte ich.
»Nein, die auch nicht. Das ist wohl eine andere Gruppe. Eine kleinere, die sich erst im Aufbau befindet. Sie nennen sich die Höllenboten, das wissen wir.«
»Das passt.«
»Ja, Mr. Sinclair. Einige wenige Male sind sie aufgefallen, das war schon ungewöhnlich, wie ich den Protokollen entnehmen konnte.«
»Inwiefern?«
»Nun ja, es hat zwei Überfälle gegeben. Nicht mit Toten verbunden. Die Überfallenen wurden schwer verletzt liegen gelassen. Sie hatten Glück, dass man sie rechtzeitig genug fand, denn ihr Blutverlust ist enorm gewesen.«
»Blutverlust?«
»Genau. Der ist natürlich durch die Verletzungen entstanden, die man ihnen zufügte.«
»Dann war für die Kollegen alles klar?«
»Nein, war es nicht. Die Opfer hatten Blut verloren, aber es hat sich nicht um sie herum ausgebreitet. Das ist eben die Crux bei der Sache. Wo ist es geblieben?«
Ich wusste es, aber ich hielt mich mit einer Antwort zurück, was dem Kollegen Lester Cuti nicht so gefiel.
»Ich weiß ja, mit wem ich telefoniere. Ich kenne Ihren Job. Ich weiß, worum Sie sich kümmern. Und wenn ich über - die Leichen nachdenke und darüber, wie sie zu Tode gekommen sind, dann könnte man auf Vampire schließen.« Er lachte. »Das sage ich allerdings nur, weil ich mit Ihnen spreche, Mr. Sinclair. Bei einem anderen Menschen würde ich das nicht in Betracht ziehen. Was man von Ihnen hört…«
»Ja, ich weiß.«
»Und? Können Sie sich auf meine Schiene begeben?«
»Nein, Mr. Cuti. Das kann ich nicht. Es waren keine Vampire, die diesen farbigen Menschen getötet haben. Keine Gestalten, die ihre spitzen Zähne in die Hälse der Menschen schlagen, um ihnen das Blut auszusaugen. Das sage ich nicht, um Sie zu beruhigen, das sind die Tatsachen.«
Cuti schwieg in den folgenden Sekunden. Bis ich ihn leicht seufzen hörte. »Okay, das akzeptiere ich. Es macht die Sache nur nicht leichter.«
»Das mag wohl sein.«
»Werden Sie sich um den Fall kümmern?«
»Nein, bisher nicht offiziell. Aber wir werden uns schon um die Hintergründe kümmern. Es war wichtig, dass ich von Ihnen erfahren habe, zu welch einer Gruppe oder Bande sie gehören.«
»Dahin werden auch wir unsere Fühler ausstrecken.«
Das hatte ich mir gedacht. Lester Cuti musste so handeln. Er war Polizist. Er hatte einen Fall aufzuklären. Nur wollte ich nicht, dass er dabei in Todesgefahr geriet. Denn auch eine Begegnung mit den Halbvampiren konnte lebensgefährlich sein. Nicht alle hatten das Glück wie die Überfallenen.
»Nehmen Sie es bitte nicht persönlich, Mr. Cuti, aber ich denke, dass Sie uns den Fall überlassen, sollten.«
»Aha. Er läuft doch in eine bestimmte Richtung, in der Sie ermitteln.«
»Ja, das schon. Ich kann Ihnen jedoch versichern, dass wir keine echten Vampire jagen. Ich denke, dass sich mein Chef mit Ihrem in Verbindung setzt.«
»Ist gut.« Ohne Gruß unterbrach er die Verbindung. Er war sauer, was ich auch verstehen konnte.
Als ich auflegte, sah ich, dass Suko ins Büro gekommen war. Er hatte das Gespräch nicht mit angehört, und so setzte ich ihn mit wenigen Worten in Kenntnis.
»He, was ist das denn für eine Spur? Die uns hin zu den Rockern führt?«
»Zu den Höllenboten.«
»Kenne ich nicht.«
»Kann ich mir lebhaft vorstellen, ich habe den Namen bisher auch nicht gehört.«
Er nickte und sagte: »Gut, und was machen wir jetzt? Gehen wir auf Rockersuche?«
»Das könnte sogar hinkommen.« Ich lehnte mich zurück.
»Wichtig wäre es, wenn wir einiges über die Gruppe erfahren könnten. Kennst du jemanden, der sich da auskennt?«
»Nein«, erklärte ich. »Den kenne ich nicht. Ich habe den Namen Höllenboten auch zum ersten Mal gehört. Die haben
Weitere Kostenlose Bücher