1662 - Der Engelfresser
dass du sie kennst.«
»Das ist nicht ganz richtig.«
»Aber…«
»John kennt sie. Er hat sie mir mal beschrieben und das habe ich nicht vergessen.«
»Sag schon, wer er ist.«
»Ich hoffe, dass ich mich irre«, flüsterte Bill mit einer zittrigen Stimme.
»Das ist eigentlich zu grausam. Eine solche Begegnung wünscht man seinem schlimmsten Feind nicht.«
»Sag es schon, Bill!«
»Ich glaube, dass diese Gestalt kein anderer als Matthias ist. Ja, dieser Stellvertreter des Höllenherrschers Luzifer.«
Sheila konnte damit nicht viel anfangen. Und doch ging sie davon aus, dass sich in ihrem Garten einer der mächtigsten Gegner der anderen Seite aufhielt. Vor der nächsten Frage zitterte sie und hatte starke Angst. Sie presste sie hervor.
»Was ist mit Johnny?«
»Das weiß ich nicht. Aber ich muss zu ihm. Ansonsten können wir für ihn nur noch beten…«
***
Suko und ich waren nicht lange bei unserem Chef gewesen. Er hatte sich alles angehört und war ebenfalls der Meinung gewesen, dass hier etwas Neues entstand.
»Das musste ja so kommen«, hatte er gesagt. »Mallmanns Erbe ist von jemandem übernommen worden.«
»Wir hätten es gern vernichtet«, sagte ich, »aber das hat selbst die Cavallo nicht geschafft. Die Halbvampire haben einen neuen Anführer, und das kann nicht gut sein. Wie ich diesen Matthias kenne, will er durch sie in der normalen Welt seine Zeichen setzen. Und ich fürchte, dass es ihm auch gelingen wird.«
»Weiter, John.«
»Er schlägt zwei Fliegen mit einer Klappe. Er ist auf beiden Seiten aktiv. Ich habe erlebt, wie er in meiner Wohnung einen Engel tötete. Er hat ihn verbrannt, und ich gehe davon aus, dass dieser Engel nicht der Einzige sein wird, dem dieses Schicksal widerfährt.«
»Was wollen Sie dagegen unternehmen?«
Diesmal antwortete Suko. »Wir sind leider gezwungen, an zwei Fronten zu kämpfen, was nicht leicht sein wird.«
Sir James nickte. »Das weiß ich. Aber tun Sie alles, um Schlimmeres zu verhindern. Da ist es sogar legitim, wenn Sie diese Blutsaugerin mit ins Boot holen. Ich will auf keinen Fall, dass die Gegenseite zu sehr erstarkt. Und der Begriff der neuen Hölle gefällt mir auch nicht.«
»Wir werden alles versuchen, Sir.«
»Das ist auch wichtig, Suko.«
Es war alles gesagt worden. Wir hatten schon optimistischer das Büro unseres Chefs verlassen, und das sah uns Glenda an, als wir ihr Vorzimmer betraten.
»Und?«, fragte sie und reichte uns einige Fotos, die ihr zugeschickt worden waren. Keiner von uns warf einen Blick darauf.
Suko beantwortete zuerst Glendas Frage. »Es sieht nicht gut aus. Neues konnten wir nicht erfahren, aber du kannst dir vorstellen, dass Sir James nicht begeistert ist. Dieses Erscheinen des Engelfressers ist ein böses Omen für die nahe Zukunft.«
»Ja, das denke ich auch«, erwiderte sie leise. »Wie schon mal gesagt, wenn ich euch helfen kann, dann tue ich es gern.«
»Klar.«
Ich hatte mich aus dem Gespräch herausgehalten und dafür die Bilder betrachtet. Es waren die Aufnahmen vom Ort des Verbrechens. Mein Blick fiel auf drei Tote. Ein Mann lag etwas abseits. In Großaufnahme war sein Kopf zu sehen und auch die beiden Verletzungen an den Halsseiten. Da hatten die Halbvampire das Blut geleckt, bevor sich Justine vom Rest bedient hafte.
Auch Suko trat an mich heran, um sich die Aufnahmen anzuschauen. Er runzelte die Stirn, als er sah, welch ein Drama sich dort abgespielt hatte. Die beiden anderen Toten lagen in seltsam verrenkten Haltungen auf der Erde. Ihnen waren die Genicke gebrochen worden. Das hatte Justine getan. Sie hatte nicht gewollt, dass diese beiden noch mehr Unheil anrichteten.
Ich tippte mit der Fingerspitze auf die Toten. »Wer sind sie, Suko?«
»Ich kenne sie nicht.«
»Das ist klar. Mir sind sie ebenfalls unbekannt. Ich würde nur gern ihre Namen herausfinden, um dann mit den Nachforschungen beginnen zu können.«
»Gute Idee.«
Ich wandte mich an Glenda. »Weißt du, wer die Untersuchungen leitet?«
»Klar.« Sie sagte mir den Namen des Kollegen.
»Okay, dann setze ich mich mal mit ihm in Verbindung. Kann durchaus sein, dass sie die Toten identifiziert haben.«
Ich stiefelte in mein Büro. Einige der Aufnahmen nahm ich mit. Ich kannte nicht alle Kollegen bei der Metropolitan Police. Derjenige, den ich sprechen wollte, hieß Lester Cuti.
Man stellte mich zu ihm durch, und ich hörte ihn lachen, kaum dass er meinen Namen gehört hatte.
»Das habe ich mir gedacht, dass Sie mich anrufen
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