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1668 - Die Türme von Canaxu

Titel: 1668 - Die Türme von Canaxu Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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kamen, desto häufiger passierten sie jene charakteristischen kleinen Senken, in denen die Wurzel wuchs. Es wurden immer mehr, Niisu hielt mindestens zehnmal an. In diesem Gebiet saß die Frucht kurz unter der Oberfläche, so daß beim Graben kaum Zeit verlorenging. Statt einer einzigen konnte man bis zu einem Dutzend am selben Platz finden. Auch ließen die Früchte den Nomaden nicht in tiefen Schlaf verfallen, sondern stachelten im Gegenteil seinen Eifer an.
    Kurz vor dem Ziel stießen sie auf eine gerade Rinne im Sand. Atlan bestieg die nächstbeste Erhebung: So weit der Blick reichte, zog sich die Rinne dahin. Es sah aus wie eine tiefe, zwanzig Meter breite Schleifspur, und sie war ganz sicher nicht natürlichen Ursprungs. Mit zusammengekniffenen Augen untersuchte er die Ränder. Es hätte ihn sehr überrascht, Reifenspuren oder dergleichen vorzufinden. So weit war die Zivilisation der Trepeccos nicht, und vielleicht würde sie niemals so weit kommen.
    Die letzte Stunde folgten Niisu und Atlan dem Lauf der Rinne, weil dort die meisten Unebenheiten platt gewalzt waren. Man sparte Kraft auf diese Weise. Der Arkonide konnte Erholung brauchen. „Dahinten ist es!" rief Niisu. „Sieh, Atlan!"
    Vor ihm öffnete sich ein kreisrunder Talkessel von gut drei Kilometern Durchmesser und etwa fünfzig Metern Tiefe. Eine scharfe Kante trennte den Kessel vom Rest der Steppe. In der Luft lag permanenter Rauchgestank, allein um die Insekten abzuwehren, und dort unten tummelten sich kreuz und quer, durcheinander und übereinander viele tausend Trepeccos. Gleichzeitig mit Atlan und Niisu traf auf der anderen Seite des Talkessels ein neuer Trupp Nomaden ein. Drei Dutzend Personen, schätzte Atlan. Dazu die Leute, die sie heute morgen gesehen hatten...
    Das Wichtigste aber war der Turm, genauer das, was einmal ein Turm werden sollte: In der Höhe maß die Konstruktion rund sechzig Meter, was in diesem Fall etwa fünfzehn Stockwerken entsprach. Die Breite schätzte der Arkonide auf dreihundert Meter. Das meiste bestand aus grob behauenem Stein und Lehm, nur die Grundkonstruktion war aus Holzbohlen gezimmert. Dennoch war es nicht mehr als ein leicht erhöhtes Fundament. Die Türme, die an anderen Teilen des Planeten standen, waren aber viermal so hoch wie breit.
    Umgerechnet auf diesen Fall, hätte das 1200 Metern entsprochen. War den Trepeccos klar, daß sie ihr Werk niemals vollenden konnten? Daß sie schon jetzt die Grenze erreicht hatten? Denn mehr, so wußte Atlan, ließ sich ohne Stahlskelett und festen Beton nicht erreichen. Holz und Lehm gaben schlechtes Baumaterial ab.
    Holz? Hier in der Steppe?
    Atlan betrachtete das aberwitzige Gebilde mit einer Mischung aus Triumph und Zweifel. Und das sollte die „große Sensation" von Canaxu sein? Dieser Turm, der jederzeit zusammenbrechen konnte? Die Ausgeburt eines kranken Hirns, zum Scheitern verurteilt?
    Hoch über dem Turm hing die 100-Meter-Kugel der LAIRE, Myles Kantors Schiff. Die Trepeccos waren kaum abgelenkt und störten sich nicht daran. Daß sie noch zu klarem Denken imstande waren, bezweifelte Atlan sehr.
    Niisu schlug ihm von hinten auf die Schulter. „Gehen wir!" rief er. „Und vergiß nicht, daß du mir verpflichtet bist."
    „Ich denke daran."
    Was Atlan in seiner Miene sah, war nicht Freude - es war grimmige Entschlossenheit.
    Du weißt doch, was er sucht, nicht wahr?
    Ja, antwortete Atlan in Gedanken. Seinen Feind, den er erwähnte.
    Er wird ihn gefunden haben
     
    7.
     
    Myles Kantor war ein Wissenschaftler, dem man oft Genialität nachsagte. Arno Kalup war so einer gewesen, Geoffry Abel Waringer in besonderem Maß und auch der verschollene Sato Ambush. All diese Leute hatte ein Hauch des Geheimnisvollen umgeben.
    So, wie es heute bei ihm selbst der Fall war: Kantor, der Unsterbliche. Viel zu jung, um über Erfahrung zu verfügen. Und doch sahen die Leute zu ihm auf wie zu einem Übermenschen. Er selbst wußte, daß das Unfug war. Seine Erkenntnisse verdankte er harter Arbeit, nicht schöpferischen Augenblicken, die er nach Belieben steuern konnte.
    Wie ein Schlafwandler strich Kantor durch die Zentrale des Kreuzers. Den Kurs überließ er seinem Kommandanten; statt dessen blickte er auf den Turmstumpf, der sich inmitten des Talkessels erhob. In seinen Ohren schrillte Cessie Briehms Protest. Doch er hatte kurzerhand entschieden, den Landevorgang einzuleiten.
    Zumindest mit der LAIRE, die über die beste Ausrüstung verfügte. Es war ein kleines Schiff, bemannt

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