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1668 - Wolfsnacht

1668 - Wolfsnacht

Titel: 1668 - Wolfsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Danach durfte ich zu Jane. Es lief das gleiche Ritual ab, ich streifte mir die Kleidung über und dachte daran, dass ich den Arzt bewusst nicht nach Janes Befinden gefragt hatte, weil ich mir ein eigenes Bild machen wollte. Mein Mund war schon etwas trocken, als ich auf ihr Bett zuging. Jane Collins lag da, wie ich sie bei meinem letzten Besuch verlassen hatte. Sie schien sich in der Zwischenzeit überhaupt nicht bewegt zu haben. - Ich beugte mich über sie. Keine Reaktion. Sie sah mich nicht, sie bemerkte mich nicht, und ich musste sie einfach berühren. Mit den Fingerspitzen strich ich zart über ihre Wangen, dann beugte ich mich noch tiefer und hauchte ihr einen Kuss auf die Lippen.
    »Du wirst wieder gesund«, flüsterte ich ihr zu. »Ja, du schaffst es. Das musst du mir versprechen…«
    Eine Antwort erhielt ich nicht. Auch kein Zeichen, kein schlichtes Zucken oder etwas in dieser Richtung. Sie lag wie eine Tote im Bett.
    Hinter mir hörte ich ein Geräusch. Ich drehte den Kopf. Diesmal betrat nicht Justine Cavallo das Krankenzimmer, sondern der junge Arzt. Er nickte mir zu, sagte ansonsten nichts. Erst als ich mich zu ihm umdrehte, hob er fragend die Brauen.
    »Hat es Sinn, eine Frage zu stellen, Doktor?«
    »Versuchen Sie es.«
    »Gut. Ich war schon gestern hier bei Miss Collins. Hat sich an ihrem Zustand etwas verändert?«
    »Wie haben Sie unsere Patientin denn gestern erlebt?«
    »So wie heute.«
    »Dann ist alles so geblieben.«
    Ich nickte. »Klar, das sehe ich, doch es könnte sein, dass sich ihre Werte verbessert haben.«
    »Leider nicht.«
    Ich nickte und suchte nach Worten für meine nächste Frage. Mir fiel nichts Schlaues ein, aber ich hakte trotzdem nach. »Könnten Sie mir denn sagen, wann Sie das künstliche Koma aufheben?«
    »Ja, kann ich.«
    Jetzt war ich ganz Ohr, doch die Antwort klang leicht enttäuschend. »Wenn wir sicher sein können, dass sie über den Berg ist. Das ist leider noch nicht der Fall. Noch kämpft sie.«
    »Verstehe.« Ich nickte. »Gibt es denn einen Anlass, Hoffnung zu haben?«
    Der Arzt sah Jane kurz an und meinte: »Das würde ich bejahen. Die Patientin hat sich stabilisiert. Es geht zwar alles sehr langsam, doch wir haben Hoffnung. Sie hat eine gute Konstitution. Das muss ich schon sagen.«
    »Danke, das gibt mir Hoffnung.«
    »Sie leben nicht in einer Partnerschaft? Oder sehe ich das falsch, Mr Sinclair?«
    »Nein. Aber Jane Collins ist eine sehr gute Freundin von mir. Wir kennen uns schon lange und sind durch dick und dünn gegangen. Die Sorgen, die ich mir um sie mache, hätte sie sich auch um mich gemacht, wenn ich hier liegen würde.«
    »Das kann ich verstehen.«
    Ich drehte mich noch mal dem Bett zu und flüsterte Jane etwas ins Ohr, was der Arzt nicht unbedingt zu hören brauchte. Danach verließ ich mit ihm zusammen das Krankenzimmer.
    »Wenn sich etwas verändert - egal, ob positiv oder negativ, rufen Sie mich bitte an.«
    Ich schrieb ihm meine Handynummer auf. »Da bin ich Ihnen sehr verbunden.«
    »Keine Sorge, Mr Sinclair. Alles wird so geschehen, wie Sie es wünschen. Und machen Sie sich keine Gedanken.« Er legte mir eine Hand auf die Schulter. »Ihre Freundin ist bei uns in den besten Händen.«
    »Das glaube ich Ihnen jetzt.«
    Wenig später hatte ich die Klinik verlassen und stand an einem leeren Taxistand. Mir blieb keine andere Wahl. Ich musste meinen Job antreten und wusste, dass ich mit meinen Gedanken mehr bei Jane Collins sein würde. Zum Glück lag nichts an, aber wissen konnte man es nie.
    Dann sah ich einen Wagen kommen. Der Fahrer hatte mich gesehen, musste zuerst noch seine Fuhre loswerden. Dann rollte er auf mich zu und stoppte neben mir. Als ich ihm mein Ziel nannte, zuckte er leicht zusammen, gab aber keinen Kommentar ab.
    Wir fuhren los, und als wenig später das Yard Building vor mir auftauchte, hatte mich der Alltag wieder.
    Jane Collins aus meinen Gedanken verbannen konnte ich allerdings nicht…
    ***
    Auf dem Flur traf ich meinen Chef, Sir James Powell. Sofort blieb er stehen, um mir eine Frage zu stellen.
    »Wie geht es Jane Collins?«
    »Ich glaube, dass sie über den Berg ist.«
    »Aber Sie wissen es nicht.«
    »Ich gebe nur das wieder, was der Arzt gesagt hat. Wie ich Jane kenne, wird sie es schaffen.«
    »Na, das freut mich.«
    »Liegt sonst etwas an, Sir?«
    »Ja, ich hörte, dass Suko mit einer Frau ein Telefonat geführt hat. Eine dienstliche Sache wohl. Um was es genau geht, werden Sie von ihm selbst erfahren.«
    »Danke,

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