1669 - Der Kyberklon
beschloß, sich dem Ultimatum des Vatachh zu beugen und Shaft zu verlassen. Es gab hier ohnehin nichts mehr zu tun.
Obwohl der Abzug unter den wachsamen Augen der Gish-Vatachh geschah, gelang es - von diesen unbemerkt -, MM auf Shaft zurückzulassen und im Orbit eine Nachrichtensonde auszusetzen, die nur auf galaktische Raumschiffe und deren Funkimpulse reagieren sollte.
Am 16. November startete die FORNAX mit ihren drei Begleitschiffen zum Flug über die 25 Millionen Lichtjahre in den Sektor Borgia.
Zum Abschluß spielte MM eine Aufzeichnung ab, in der sich Zerberus persönlich an Rhodan wandte. „Wenn du von Trantar kommst, Shaft erreichst und diese Nachricht erhältst, werden wir bereits zurück auf der BASIS sein", sprach der cholerische Kosmologe mit der silbergrauen Mähne aus dem Holo. „Eigentlich wollten wir bis zu eurem Kommen auf Shaft bleiben und die Verabredung mit euch klar einhalten. Aber ich dachte, es sei vorerst klüger, einem Konflikt mit den Gish-Vatachh aus dem Wege zu gehen. Ich bin deswegen natürlich sehr verärgert! Aber wer kann schon sagen, wie sie sich bei einer Fortsetzung unseres Tabuvergehens gebärdet hätten? Seis drum."
Ceribo grinste kurz, als sei ihm noch etwas eingefallen. „Eines wäre zu den Gish-Vatachh noch nachzutragen. Sie haben keinen Fuß auf Shaft gesetzt. Offenbar betrachten sie den Planeten auch für sich als Tabuwelt. Das könnte von Bedeutung für unsere weiteren Forschungen sein. Um die drei Wissenschaftler tut es mir natürlich leid.
Wir konnten nichts für sie tun. Aber vielleicht erwartet uns wenigstens auf der BASIS die Nachricht, daß sie, wenn auch mit negativer Strangeness geschlagen, wohlbehalten auf Mystery angekommen sind. Wir haben alle erarbeiteten Daten zurückgelassen. Der MM-Roboter kann sie euch kurzweilig darbieten. Vielleicht gewinnt ihr, zusammen mit den Erkenntnissen von Trantar, neue Perspektiven, vielleicht könnt ihr herausbekommen, was es mit den Sampler-Planeten auf sich hat. Macht’s gut, Perry."
MM vermerkte später anhand der von der Orbitalen Funkortungssonde erhaltenen Daten, daß die Quappenschiffe noch vierzehn Tage im Raum über der Verbotenen Welt kreuzten, bevor sie endlich abzogen. Sie hatten in dieser Zeit keine Anstalten unternommen, Shaft selbst aufzusuchen. Sie hatten den Planeten strikt gemieden. Sie waren seitdem, seit Ende November, nicht wiederaufgetaucht. „Ich möchte, daß du mir über die Passage mit den Gish-Vatachh detaillierte Informationen zusammenstellst, MM", forderte Perry Rhodan nach dem Ende der Berichterstattung von dem Roboter. „Wenn es Aufzeichnungen der Verhandlungsgespräche gibt, möchte ich sie hören."
*
Jagomir Fremon war seiner Chefin nicht gram, daß sie ihn nicht mit dem Technikertrupp zum Flug nach Shaft mitgeschickt hatte. Denn dies verschaffte ihm die gewünschte Gelegenheit, zum erstenmal mit Mila allein zu sein.
Zwar waren sie nicht ungestört, denn der Gemeinschaftsraum war trotz des Alarmzustandes gerammelt voll. Jeder wollte die Multivisions. Übertragung über die Forschungsergebnisse der Zerberus-Expedition miterleben und bei diesem ersten Kennenlernen des Planeten Shaft via Holo live dabeisein.
Mila und Jagg mußten sich mit einem Stehplatz neben einem der Notausgänge zufriedengeben. Und das war der springende Punkt für ihn: Nadja hatte ihre Schwester nicht begleitet.
Wenn Jagg sich jedoch erhofft hatte, daß Mila ohne Beisein ihrer Zwillingsschwester gelöster sein würde, irrte er sich gewaltig. Sie wirkte eher noch gehemmter als im Beisein Nadjas. Wann immer er sie, mehr oder weniger zufällig, berührte, versteifte sie sich geradezu oder zuckte erschrocken zurück.
Vielleicht war dies aber auch ein positives Zeichen. Dann nämlich, wenn sie für ihn Gefühle entwickelte und davor zurückschreckte. Das mußte er herausfinden! „Was für eine trostlose, unfreundliche Welt", sagte Mila fröstelnd, als sie die Bilder von einer Landschaft mit karger Vegetation und insgesamt wüstenartigem Charakter zu sehen bekamen. „Trantar war da in vielen Punkten viel abwechslungsreicher."
„Auf Shaft ist nicht Endstation", sagte er scherzhaft. „Du brauchst dich hier ja nicht niederzulassen."
Sie wechselte aufs andere Bein und entfernte sich damit aus seiner Nähe. „Du hast ja recht, Jagg", stimmte sie zu. „Wir sind ja auf Saira, dieser Kolonie im Yolschor-Sektor, groß geworden, und der Planet war eigentlich noch ungastlicher. Wir haben dort einige Jahre lang
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