1671 - Chaos-Kämpfer
leichter gesagt als getan. Es würde Probleme geben, denn ich wusste nicht, wo ich mich befand. Auch hatte ich mich noch nicht richtig umgesehen. Wieder stand ich, präsentierte mich dabei als Zielscheibe und suchte nach einem besonderen Punkt, den ich angeben konnte.
Ich sah ihn nicht. In meiner Umgebung war es dunkel. Und jenseits des Parks sah ich nur einen hellen Schimmer. Wie konnte man mich finden? Es gab die Möglichkeit, dass ich weglief und den Rand des Parks erreichte, um dort mehr zu erkennen. Aber auch die Handyortung war möglich. Was brachte mir am meisten Zeit?
Was ging am schnellsten?
Die Antwort wurde mir abgenommen, denn nicht weit entfernt hörte ich das Geräusch von Tritten und drehte mich zur Seite. Die Gestalt war da und ich wollte schon meine Beretta anheben, als ich sah, dass es sich nicht um die Chaos-Kämpferin handelte, sondern um zwei Mädchen, die sich in dieser Nacht in der Gegend herumtrieben. Sie mussten etwas mitbekommen haben, standen jetzt so, dass sie den am Boden liegenden Mann sahen - und wurden von mir angesprochen und angeleuchtet.
»Bitte, bleiben Sie da, wo Sie sind. Sie müssen mir helfen.«
»Ist der tot?«, fragte eine dünn klingende Mädchenstimme.
»Nein, er lebt noch.«
Eine andere kreischte los. »Du bist der Killer!«
»Nein, ich bin Polizist!«
Ich hoffte darauf, dass diese Antwort sie zur Vernunft bringen würde, und tatsächlich standen sie da und bewegten sich nicht. Im Licht der Lampe erkannte ich, dass die beiden noch recht jung waren, und sie machten auf mich keinen nüchternen Eindruck. Bunt gefärbte Haare, bleiche Gesichter, dünne Lederkleidung. Mich interessierte nicht, was sie um diese Zeit hier suchten, ich wollte nur wissen, wo ich mich befand.
»Wie heißt der Park hier?«
Mit einer derartigen Frage hatten sie wohl nicht gerechnet. Ich erhielt eine spontane Antwort. Der Park hatte keinen Namen, aber man erklärte mir, wo er lag. Das reichte aus. Ich bedankte mich und alarmierte den Notarzt. Das Gelände war nicht so dicht bewachsen, als dass es von Wagen nicht befahren werden konnte. Jetzt ging es mir besser.
Die beiden Mädchen standen da und zitterten. Auch in der Dunkelheit war zu sehen, dass der Griff eines Messers aus Santos' Rücken ragte, und dieses Bild war nicht so leicht zu verkraften. Beide hatten ihre Fäuste gegen die Lippen gepresst.
Noch immer fürchteten sie sich vor mir und standen auf dem Fleck wie angewachsen. Ich erklärte ihnen noch mal, dass ich von der Polizei war, und fügte eine Warnung hinzu.
»Seht zu, dass ihr den Park hier so schnell wie möglich verlasst. Habt ihr das verstanden?«
Sie nickten.
»Dann ab mit euch.«
Die beiden rannten tatsächlich weg. Ich hoffte, dass sie dieser Frau nicht in die Arme liefen. Wenn ja, war es auch nicht weiter schlimm, weil sie jetzt unbewaffnet war. Wo trieb sie sich herum?
Vielleicht war sie geflohen, vielleicht auch nicht. Ihr Ziel jedenfalls hatte sie nicht erreicht, denn ich glaubte nicht, dass sie sich darüber freute, dass ich noch am Leben war.
Es war Wieder still geworden. Ich blieb in der Nähe des Mannes und war sehr achtsam. Mein Kreuz meldete sich nicht, und das sorgte bei mir für eine gewisse Beruhigung. Die Frau schien doch das Weite gesucht zu haben. Ich fragte mich, wie sie in dieser für sie so fremden Welt zurechtkommen würde. Im Moment dachte ich mehr an mich selbst und an den Ort, an dem ich mich befand.
Ich war gedanklich zur Ruhe gekommen und jetzt fiel mir ein, dass dieser Park nicht weit von dem Restaurant lag, in dem alles begonnen hatte. Ziemlich am Rand von London in Richtung Westen. Da hatte es damals diese namenlose Ansiedlung gegeben, in der auch Hector de Valois seine Spuren hinterlassen hatte. Die Frau zeigte sich nicht mehr. Nur das Messer war zurückgeblieben. Es ragte aus dem Rücken des Mannes.
Wir beide waren in diese Zeitströme hineingeraten, und das hatte nur so intensiv sein können, weil bei meinem Besuch in diesem Lokal mein Kreuz reagiert hatte. Ohne es wäre es möglicherweise nur bei diesem geisterhaften Besuch geblieben, so aber hatten sich die Verhältnisse geändert und jetzt stand ein Tor offen. Ich hörte die Sirene in der Ferne. Dann verstärkten sich die Geräusche und wenig später huschten die ersten Lichter durch den Park. Die Kollegen hatte ich bewusst nicht alarmiert, weil die Zeit mittlerweile drängte. Für mich war diese Nacht noch nicht vorbei, das stand fest.
Fragen wurden nicht gestellt. Der Arzt war
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