1671 - Chaos-Kämpfer
eine Ärztin, die sich sofort um den Mann kümmerte. Sehr präzise gab sie ihre Anweisungen. Die beiden Helfer schoben die Trage heran, bevor sie Dan Santos behutsam in die Höhe hoben. Das Messer musste im Rücken bleiben. Ich sah den besorgten Blick der Ärztin und stellte ihr eine Frage, die sicherlich schwer zu beantworten war.
»Kann er es schaffen?«
»Ja, da fragen Sie mich was. Ich weiß es nicht. Das Messer steckt tief. Ich weiß nicht, ob innere Organe verletzt sind. Das wird sich noch herausstellen.« Sie wusste, wer ich war, und deshalb fragte sie: »Kennen Sie den Täter?«
»Ja, aber er ist mir entkommen.«
»Werden Sie ihn finden?«, fragte sie nach einem tiefen Atemzug.
»Ich hoffe es.«
»Dann drücke ich Ihnen die Daumen.«
»Danke, das kann ich gebrauchen.«
Sie sagte mir noch, in welche Klinik der Mann geschafft wurde, dann stieg die Ärztin wieder in den Wagen, der vorsichtig anfuhr.
Ich blieb zurück und fühlte mich schlecht. Hinter meiner Stirn spürte ich einen unangenehmen Druck. Gewonnen hatte ich nichts. Ich stand allein in der Dunkelheit neben einem fremden Wagen, den ich als fahrbaren Untersatz benutzen konnte. Mein eigenes Auto parkte noch in der Nähe des Lokals.
Wie ging es jetzt weiter?
Mich in den BMW zu setzen und nach Hause zu fahren war nicht mein Ding. Mitternacht war längst vorbei, aber es war noch nicht zu spät, um einer bestimmten Person einen Besuch abzustatten, denn für die Vampirin Justine Cavallo war die Nacht wie für andere Menschen der Tag.
Sie hatte mich erst auf die Spur gebracht, und von ihr wollte ich erfahren, welchen Anstoß es gegeben hatte. Vielleicht ergab sich dann eine Spur, die mich zum Ziel brachte.
So klein der Park auch war, es gab trotzdem einen Weg, der hindurchführte. Auf ihn lenkte ich den BMW und geriet bald in eine bekanntere Gegend, denn das Restaurant Darkroom war schnell gefunden. Dort stand auch mein Rover. Ich wechselte das Fahrzeug. Meine Gedanken drehten sich um die Frau aus der Vergangenheit und ich fragte mich, wo sie jetzt wohl steckte. Eine Antwort fand ich nicht, und so setzte ich meine Hoffnung auf Justine Cavallo, denn ich hatte das Gefühl, dass sie mir einiges verschwiegen hatte…
***
Die große Stadt London schluckte mich wieder, aber zu dieser Zeit kam ich gut durch. So hatte ich Mayfair bald erreicht und auch die kleine Straße, in der die Cavallo lebte. Sie hatte sich bei Jane Collins einquartiert, und das schon seit langer Zeit, sodass man es beinahe als normal ansehen konnte.
Ich hatte einen Parkplatz halb schräg auf dem, Gehsteig gefunden. Wenige Meter musste ich zu Fuß gehen und bewegte mich durch die Stille der Nacht. Jane Collins war aus dem Krankenhaus wieder entlassen worden. Auch sie war durch einen Messerstich schwer verletzt worden. Dank ihrer eisernen Konstitution und auch dank der ärztlichen Kunst hatte sie die Verletzung überstanden. Ich besaß keinen Schlüssel zum Haus und wollte ganz normal schellen, was nicht mehr nötig war. Justine Cavallo hatte mich bereits gesehen und öffnete mir die Tür. Wahrscheinlich hatte sie am Fenster gesessen und in die Nacht geschaut, die ja ihre Zeit war.
»Da bist du ja!«
Ich runzelte die Stirn. »Hört sich an, als hättest du mich erwartet.«
»Habe ich auch.«
»Aha. Und wieso?«
»Weil ich dich kenne.«
Ich beließ es bei dieser Erklärung und schob mich in den Flur. Sofort dachte ich an Jane Collins und fragte, wie es ihr ging.
»Sie schläft. Es ist alles in Ordnung. Schließlich hat sie eine gute Wächterin zur Seite.«
Das stimmte in diesem Fall, denn zwischen der Cavallo und uns war so etwas wie ein Burgfrieden geschlossen worden. Zudem verfolgten wir oft genug die gleichen Interessen.
»Willst du nach oben gehen oder hier unten bleiben?«
»Bei dir ist es mir zu ungemütlich.«
»Bitte, dann bleibe hier. Du kennst dich ja aus. Soll ich Jane wecken und ihr sagen, dass du hier bist?«
Ich wehrte ab. »Lass es sein. Sie würde sich nur Gedanken machen und versuchen wollen, mitzumischen.«
»Es ist deine Entscheidung.«
Ich ging in die Küche. Hier kannte ich mich aus wie in meiner eigenen Wohnung. Es lag schon eine harte Zeit hinter mir. Ich brauchte einen Moment der Entspannung. Zugleich sehnte ich mich nach einem frischen Kaffee.
Dann saß ich am Tisch und lauschte den Geräuschen der Kaffeemaschine. Irgendwie fühlte ich mich abgeschlafft. In einer Situation wie dieser merkt man mal wieder, dass man nur ein Mensch ist und
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