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1671 - Fluchtpunkt Mars

Titel: 1671 - Fluchtpunkt Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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den du siehst, ist jedoch nicht Kylk Myneon. Soll ich Alarm geben?"
    „Nein. Was ist mit der Kleidung des Kerls?"
    „Die Farbe der Jacke ist anders. Das Gesicht weist deutliche Unterschiede auf."
    „Beides hat nichts zu sagen. Ein Taschenspielertrick. Leite eine sofortige Überprüfung der Identität dieses Ertrusers ein. Halt, warte. Laß dir eine Viertelstunde Zeit."
    „Einverstanden."
    Adams nannte sein neues Flugziel, und als er in einer Entfernung von knapp einem halben Kilometer zum City Garden Hotel landete und ausstieg, dauerte es nicht lange, bis Amber am Gleiter auftauchte. Er drückte Adams ein kleines Päckchen in die Hand. „Ein wenig Maskerade für dich, Homer."
    „Danke."
    Adams kehrte in den Gleiter zurück und veränderte sein Gesicht mit ein paar Bioplastteilen. Ihre Haltbarkeit belief sich auf ungefähr eine Stunde. Das reichte. Die restlichen, nicht benötigten Teile schob er in das Päckchen zurück und ließ es in seiner Jackentasche verschwinden. „Gib mir Rückendeckung", wies er den Hanse-Spezialisten an.
    Owo Amber nickte und verschwand im Schatten zwischen mehreren Bäumen der Orionallee. „Jetzt bin ich aber mal gespannt", murmelte der bucklige Mann und machte sich auf den Weg. „Was für einen Grund hast du für diese Heimlichtuerei, Myneon?"
    Adams erreichte das Hotel und trat ein. Beim Pförtnerroboter erkundigte er sich nach dem auffälligen Gast. Die Maschine maß seine Zellkernstrahlung an und identifizierte ihn trotz seiner Maskerade. „Die Ertruser sitzen im Restaurant", lautete die Antwort. Es waren also mehrere. Amber hatte nur von Myneon gesprochen.
    Adams streckte seinen Körper ein wenig, damit man den Buckel nicht so offensichtlich bemerkte. Er ging in das Restaurant und blickte sich unauffällig um. Hinter einem Raumteiler entdeckte er die Schatten zweier Sichelkämme.
    Das mußten sie sein.
    Er winkte einem der Servos und bestellte ein Getränk.
    Dann eilte er lautlos hinüber zum Raumteiler und nahm auf der vorderen Seite an einem kleinen Tischchen Platz. Das halblaute Gemurmel der beiden Ertruser drang an seine Ohren.
    Der Terraner erstarrte.
    Er erkannte Myneon sofort an der Stimme. Sie besaß einen recht hellen Klang. Die andere Stimme wirkte dröhnender und voller. Auch sie war ihm geläufig.
    So ist das also, dachte er. Sie treffen sich hier in aller Öffentlichkeit und unterhalten sich ohne Abschirmung. Das würde sonst zu sehr auffallen. Während wir uns noch die Köpfe darüber zerbrechen, wie Myneon spurlos aus dem Archiv verschwinden kann und seine Stelle von einem anderen Ertruser eingenommen wird, findet hier eine wichtige Unterredung statt.
    Der zweite Ertruser war Firud Kasom, der Galaktische Rat von Ertrus und mit inzwischen 225 Jahren einer der Veteranen auf der politischen Bühne.
    Aufmerksam lauschte Adams den Worten hinter der spanischen Wand; den Wein, den der Servo ihm lautlos brachte, trank er in winzigen, unhörbaren Schlucken. Eine halbe Stunde ungefähr saß er reglos auf seinem Platz. Sein Buckel begann zu schmerzen, und das Gespräch verflachte sichtlich. Es war höchste Zeit zu verschwinden. Adams trank aus und verließ das Restaurant. Mit hastigen Schritten kehrte er zu dem Gleiter zurück.
    Amber folgte ihm noch immer wie ein Schatten. Am Einstieg trafen sie zusammen. „Syntron, was ist mit dem Ertruser aus dem Archiv?"
    „Die zuständige Dienststelle des Ordnungsdienstes von Terrania hat ihn abgeholt und erkennungsdienstlich behandelt. Aratus Fernor gibt an, sich einen Scherz erlaubt zu haben. Mit Myneons Wissen und Hilfe. Er gehört zum Stab des Anwalts."
    „Danke. Da kann man wohl nichts machen. Man wird ihm wohl eine Ermahnung verpassen und ihn dann laufenlassen."
    „Das geschieht automatisch."
    „Natürlich."
    Langsam, fast andächtig löste Adams die künstlichen Hautteile von seinem Gesicht und stellte den ursprünglichen Zustand wieder her. Er berichtete Amber die Einzelheiten des Gesprächs, das er belauscht hatte. „Wir haben eine Waffe in der Hand, und wir werden sie medienwirksam einsetzen", meinte der Hanse-Chef abschließend. „Kylk Myneon und sein Troß werden sich noch wundern."
    Trotz des Erfolges hatte Adams jedoch das merkwürdige Gefühl, irgend etwas übersehen zu haben.
     
    *
     
    Ilmas Poll sagte, daß der Gedanke an einen Vergleich mit dem Schwärm und seiner Verdummungswelle ein Irrsinn sei, sozusagen ein Gedanke, der in dem aktuellen Zusammenhang mit den Ertrusern am weitesten an den Haaren

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