1672 - Die Insel
Personengruppe.
Seefahrer. Allerdings besondere.
Piraten!
Ja, es hatte sie nicht nur in der Karibik gegeben, sondern auch in diesen Gewässern. Mir war auch bekannt, dass Piratenbanden ganze Inseln in Besitz genommen hatten. Zwar war diese hier zu klein, um sich da häuslich einzurichten, doch in der Vergangenheit hatten bestimmt andere Vorzeichen gegolten.
Geister von Piraten, die sich diese Insel ausgesucht hatten. Früher als lebende Personen und jetzt…?
Ich wollte nicht zu weit nach vorn denken, aber ich glaubte daran, dass ich der Wahrheit schon sehr nahe gekommen war. Um sie ganz zu erfahren, gab es nur eine Möglichkeit.
Ich musste auf die Insel und mich dort an Ort und Stelle umschauen. Mit diesem Vorsatz wollte ich die Kirche verlassen, doch in diesem Moment würde die Tür geöffnet und Suko erschien auf der Schwelle.
»Ah, du lebst noch?«
»Warum nicht?«
Er schloss die Tür. »Wir haben uns schon Sorgen gemacht.«
»Nicht zu Unrecht.«
Er streckte seinen Arm vor. »He, das hat sich gar nicht gut angehört.«
»Ich habe soeben einen Angriff von Piratengeistern hinter mir, nehme ich an.«
Suko schaute sich verdutzt um.
Ich wollte ihm die Unsicherheit nehmen und klärte ihn auf. Einige Male nickte er und gab mir auch recht, indem er sagte: »Etwas anderes hätte ich auch nicht angenommen.«
»Danke.«
»Moment, ich bin noch nicht fertig.« Er hob einen Arm an. »Wenn das wirklich alles so zutrifft, wie du es gesagt hast, warum greifen diese alten Piratengeister dann die Menschen hier an? Oder setzen ihre Kreuze in Brand?«
»Ich weiß es nicht.«
»Das haben sie doch früher nicht getan.«
»Stimmt. Aber es könnte doch sein, dass jetzt die Zeit für sie reif ist.«
Ich hob die Schultern.
Suko sprach weiter. »Möglicherweise ist der heutige Tag für sie ein besonderes Datum. Und dann darfst du nicht den Teufel vergessen. Piraten standen schon immer mit ihm auf gutem Fuß. Deshalb gehe ich davon aus, dass sie sich ihm verschworen haben. Ihm ihr Leben weihten, ihre Seele oder was auch immer. Das wäre ja nichts Neues.«
Ich hatte ihm zugehört und hielt kein Gegenargument in der Hand. Ich sagte nur: »Es muss etwas passiert sein, das diese Piraten wieder aktiv werden lässt.«
»Ja, die Veränderung der Insel. Sie bekommt Druck von unten. Ein riesiger Totenschädel, und auch der würde zu ihnen passen. Wir werden sehen. Aber die Zeit drängt. Wenn sie anfangen, wieder so zu werden wie früher, gibt es Tote. Dann fangen sie an zu morden und sie werden dabei keine Gnade kennen, denn sie sind dem Teufel oder der Hölle etwas schuldig. Die Seelen der Toten oder was auch immer.«
Ich konnte Suko nicht widersprechen, wies ihn jedoch darauf hin, dass wir nach Möglichkeit mehr über die Vergangenheit der Insel erfahren mussten.
»Wird nicht leicht sein, John. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen hier darüber informiert sind.«
Ich ging schon auf die Tür zu, als ich sagte: »Einen Versuch müssen wir trotzdem starten. Vielleicht gibt es irgendwelche alten Geschichten oder Legenden, die sich um die Insel drehen.«
»Das kann sein.«
Nach Sukos Antwort zog ich die Tür auf und verließ als Erster die kleine Kirche…
***
Wir wurden angeschaut, als hätte man uns für tot gehalten und wäre jetzt froh, dass dies nicht eingetreten war. Allerdings warteten nur zwei Personen auf uns. Es waren Lucy McMillan und der Pfarrer Liam Elroy. Beide schafften dann ein knappes Lächeln und wollten natürlich wissen, wie es bei mir gewesen war.
Ich wandte mich mit meiner Antwort an den Pfarrer. »Ich habe die Asche gesehen und kann Ihnen sagen, dass es ein ziemlich trauriger Anblick gewesen ist.«
»Ja, da stimme ich Ihnen voll und ganz zu.«
»Aber mir ist noch etwas aufgefallen. Es geht um das Kreuz am Altar.«
»Ja, ja - und?«, schnappte er.
»Das hat die andere Seite nicht verbrennen können. Es wurde trotzdem angegriffen und das Metall hat sich verbogen. Es hat eine andere Form bekommen.«
Elroy schloss erst mal die Augen. Dann sagte er stöhnend: »Es ist nicht zu fassen. Wie kann man nur so grausam sein? Und wer ist denn so grausam? Wissen Sie das?«
Ich hätte ihm einiges erzählen können, doch das ließ ich bleiben, weil ich ihn nicht noch mehr verunsichern wollte. Stattdessen stellte ich ihm eine Frage: »Was wissen Sie über die Insel, die man von hier aus sehen kann?«
Der Pfarrer staunte mich an. Nach einer Weile fragte er: »Was sollte ich denn über die Insel
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