1672 - Die Insel
dachte mehr darüber nach, warum sich die Bewohner an der Kirche versammelt hatten. Das war sicherlich nicht ohne Grund geschehen. Nur konnte er sich nicht vorstellen, welcher Grund sie aus ihren Häusern getrieben hatte.
McMillan konnte nur sehen und hörte nicht, was da gesprochen wurde. Er wollte auch nicht länger aus dem Fenster schauen, zog sich wieder zurück und schloss das Fenster. Er hatte den Griff soeben herumgedreht, da zuckte er zusammen, denn plötzlich hatte er das Gefühl, nicht mehr allein zu sein.
Er konnte es sich nicht erklären, aber er wollte auch nicht einfach darüber hinweggehen. Er riss sich zusammen und drehte sich langsam um. Nichts zu sehen.
Er nahm sich vor, zur Kirche zu gehen und mit seiner Tochter zu sprechen. Rick McMillan kam nicht mal zwei Schritte weit, da stoppte ihn die Stimme aus dem Unsichtbaren.
»Willst du weg?«
Der Mann riss die Augen auf. Er hielt tatsächlich an und drehte seinen Kopf in die verschiedenen Richtungen, ohne jedoch etwas erkennen zu können. Da war nichts. Es hielt sich niemand in diesem Zimmer auf, und doch war er angesprochen worden. Weitergehen oder stehen bleiben? Er ging einen Schritt vor. Dagegen hatte der unsichtbare Besucher etwas.
»Nicht doch, mein Freund. Du gehörst jetzt mir! Du bist ein Verräter und wirst auch den Tod eines Verräters sterben. Du hättest uns nicht stören sollen. Du und deine Tochter - ihr habt einen Fehler begangen, für den ihr beide bezahlt. Wir sind die wahren Herren und nicht ihr. Das werden wir euch beweisen.«
Die ersten Schauer der Furcht rannen über den Körper des Mannes. Er hatte den Eindruck, von eiskalten Fingerspitzen berührt zu werden, die keine Stelle auf seiner Haut ausließen. Aber er riss sich trotzdem zusammen und rief mit halblauter Stimme:
»Wo bist du?«
»Immer in deiner Nähe.«
»Dann zeig dich!«
»Keine Sorge, das werde ich auch. Aber dann, wann ich es will, hörst du?«
Rick McMillan glaubte, die normale Welt verlassen zu haben. Er befand sich in irgendeinem Vakuum, aus dem er aus eigener Kraft nicht herauskam. Dann brach bei ihm der Damm. Die Wut überlagerte die Angst, und er ging mit schnellen Schritten auf die Tür zu. In kurzer Zeit hatte er die Entfernung überbrückt, zerrte die Tür auf und tauchte ein in den schmalen Flur, der recht düster war, weil dort keine Lampe leuchtete.
Er wollte zur Treppe, dann nach unten laufen und das Haus verlassen. Doch er erreichte die Treppe nicht, denn in seinem Rücken hörte er ein Fauchen. Eigentlich hätte ihn das Geräusch nicht stören sollen, aber er drehte sich trotzdem um. Die Flammensäule war aus dem Nichts erschienen. Er sah das Feuer wie eine zuckende Figur vor sich, die einen Tanz aufführte und nicht verschwand. In diesem Feuermantel glaubte er, einen menschlichen Umriss zu erkennen, doch das war ihm jetzt egal. Er dachte nur an Flucht und daran, sein Leben zu retten. Erneut wirbelte er auf dem Absatz herum. Jetzt sah er die Treppe wieder vor sich. Schmale und recht hohe Stufen, die nicht einfach zu laufen waren. Aber Rick hatte Routine und würde die Treppe locker schaffen.
Vor dem Betreten der Treppe gab er sich Schwung. Eine Hand lag auf dem Geländer, um sich abstützen zu können, wenn es hart auf hart ging. Gleich drei Stufen nahm er auf einmal. Er schaute nicht zurück. Auf seinem Rücken spürte er die Peitsche der Angst, die sich noch verstärkte, als er das scharfe Lachen hörte, das geradewegs aus dem Flammenumhang kommen musste.
Wie gesagt, die Stufen waren eng und auch hoch. Rick McMillan konnte nicht so auftreten, wie er es sich gedacht hatte, und dann passierte ihm das, was er auf jeden Fall hatte vermeiden wollen. Beim Auftreten geriet er auf die Kante einer Stufe, knickte nach vorn weg und verlor den Halt. Er kippte nach vorn, hielt sich trotzdem am Geländer fest, was nichts brachte. Er hatte das Gefühl, seine Hand würde einfach weggerissen. Er rutschte weiter, spürte noch die drittletzte Stufe unter seiner Sohle, dann warmes mit dem Gleichgewicht vorbei.
Bäuchlings schlug er auf. Der Schrei stieg aus seiner Kehle. Er schlug mit dem Gesicht gegen den harten Boden, hörte etwas brechen und bekam mit, dass seine Nase deformiert wurde und das Blut hervorschoss.
Bewusstlos wurde Rick McMillan nicht. Er lag flach auf dem Boden. In seinem Kopf drehte sich alles, und jeder Gedanke war mit einem neuen Schmerzstoß verbunden. Sein Gehör hatte nicht gelitten. Und deshalb vernahm er auch das leise Lachen,
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