1672 - Die Insel
tuckerten durch Nebelstreifen an diesem Eiland vorbei und wurden durch die langsame Fahrt zu einem Spielball der Wellen.
Aber auch jetzt gab es keine fremden Wesen, die uns angegriffen hätten. Suko hielt sich so nahe wie möglich an der Außenseite des Schädels, die einfach nur glatt war. Es gab hier keinen Sandstreifen, der dazu einlud, an Land zu gehen.
»Vielleicht hat es gar keinen Sinn, wenn wir die Insel umrunden«, meinte Lucy. »Man will uns nicht. Wir müssen einfach alles so lassen, wie es ist.«
»Warten Sie mal ab«, sagte ich, »noch haben wir die Insel nicht umrundet.«
Und es war gut, dass wir den Weg nahmen, denn als wir uns der Rückseite näherten, da gab es zwar auch noch den Totenschädel, aber seine Haltung war eine andere geworden.
Nach vorn stand er hoch. Nach hinten aber war er weggekippt, und zwar so weit, dass auch der obere Rand der Knochen von den Wellen überspült wurde.
»Was soll das denn bedeuten?«, fragte Lucy, die das Phänomen auch gesehen hatte. Ich holte wieder meine Lampe hervor, um den Rand der Insel genauer anzuleuchten. Zwar gab es noch die Nebelstreifen, aber die waren nicht so dicht, als dass sie den Strahl verschluckt hätten. Vor uns lag die normale Insel, und zwar die Rückseite, und ich wandte mich an Lucy McMillan.
»Wenn Sie die Insel kennen, wissen Sie vielleicht, wo man an dieser Seite an Land gehen kann.«
Sie überlegte nicht lange und nickte heftig. »Ja, das kann ich Ihnen sagen.«
»Super. Und wo?«, fragte der Steuermann Suko.
»Wir müssen noch etwas fahren. Da erscheint dann ein Sandstreifen, der wie eine breite Zunge aussieht. Ich bin manchmal mit meinem Vater dort an Land gegangen, weil er mir ja die ganze Insel zeigen wollte.«
»Gut, dann machen wir das doch.«
Das Meer stand auf unserer Seite. Es verhielt sich ruhig und schlug keine schweren Brecher gegen das Boot.
Dann schimmerte links von uns etwas Helles durch. Sofort reagierte Lucy.
»Das ist die Stelle. Mein Gott, es ist alles so, wie ich es kenne. Dort können wir die Insel betreten.«
Suko gab keine Antwort. Er musste sich konzentrieren, um das nicht so leichte Landemanöver durchziehen zu können. Schon länger hatten wir gesehen, dass die Insel einen Bewuchs zeigte. Krüppelbäume und Strauchwerk wuchsen bis dicht ans Ufer heran. Es gab auch so etwas wie eine Düne, die mit sperrigem Gras bewachsen war. Suko hatte das Boot gedreht. Noch mal bekam es den nötigen Schub und fuhr auf den Sandstreifen zu, der wirklich mit einer breiten Zunge zu vergleichen war. Es war ein tolles Geräusch für uns, als der Kiel über den Sandboden rutschte. Suko hatte den Außenborder eingeholt.
Lucy McMillan stieg als Erste über den dicken Wulst und trat in den weichen Sand, in dem sie ihre Fußabdrücke hinterließ.
Auch Suko und ich kletterten auf den Sand. Der Außenborder war eingeholt, sodass wir das Boot noch einen Meter weiter auf die Sandzunge ziehen konnten. Dort lag es sicher und konnte von keinen Wellen mehr geholt werden.
Wir fühlten uns gleich besser, als wir wieder normalen Boden unter den Füßen hatten.
»Jetzt sind Sie an der Reihe, Lucy«, sagte ich.
»Wieso?«
»Sie kennen sich hier aus. Ich denke, dass wir zu einer kleinen Besichtigungstour starten können. Und es gibt ja auch so etwas wie ein Ziel.«
»Sie meinen den Leuchtturm?«
»Genau den.«
Lucy hatte sich noch nicht entschieden. »Nun ja, wenn Sie wollen, dann können wir. Aber ich sage Ihnen schon jetzt, dass der Leuchtturm leer ist. Da werden Sie nichts finden.«
»Abwarten.«
Es war alles gesagt worden, und so machten wir uns auf den Weg, der kein Spaziergang werden würde, daran glaubte ich fest. Unsere Gegner waren zwar noch nicht zu sehen, aber unser Eindringen mussten sie bemerkt haben.
Wir nahmen Lucy bei dem rechten flachen Aufstieg in die Mitte. Hin und wieder warf, ich meinem Kreuz einen Blick zu, aber es tat sich nichts. Der Leuchtturm rückte immer näher. Wir waren froh, dass uns noch das Tageslicht begleitete, so waren irgendwelche Angreifer schneller zu entdecken. Über uns trieb der Wind die Wolken auf die Küste zu, uns schlug er nur in die Gesichter. Und dann wurde alles anders. Gleichzeitig hörten wir die Stimme. Es war so etwas wie eine Begrüßung. Nur die Worte konnten keinem von uns gefallen.
»Willkommen in der Hölle!«
***
Wir blieben auf der Stelle stehen und schauten uns an.
»Da hat jemand gesprochen, nicht?«, flüsterte Lucy.
Ich nickte.
Suko war etwas zur Seite
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