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1672 - Die Insel

1672 - Die Insel

Titel: 1672 - Die Insel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gegangen, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Ich spürte, wie Lucy nach meiner Hand griff. »Sind die denn unsichtbar?«
    »Ja, das scheint so. Sie können diese Gestalten als Geister ansehen.«
    »Aber sie töten doch!«
    »Leider.«
    »Und dann gibt es noch das Feuer.«
    Ich wollte ihr ebenfalls zustimmen. Dazu kam ich nicht mehr, denn die Stimme war so etwas wie die Ouvertüre gewesen, nun begann das wahre Drama. Das heißt, wir waren nicht direkt involviert und standen auch nicht im Mittelpunkt. Weiter vor uns und nicht weit vom Leuchtturm entfernt fing es an zu flackern. Blasse Flammen erschienen wie aus dem Nichts. Sie huschten über den Boden, ohne Rauch abzusondern, kreisten, suchten sich neue Stellen aus.
    Sie schraubten sich in die Höhe und wuchsen so weit, bis sie die normale Größe eines Menschen angenommen hatten.
    Wir schauten nur zu. Etwas anderes war nicht möglich. Aber wir sahen uns bald von mehreren Flammensäulen umgeben, die sich allerdings nur vor uns aufhielten, wo sie so etwas wie einen Halbkreis bildeten. Sie standen auch nicht dicht zusammen. Zwischen ihnen gab es noch genügend Raum, sodass für uns Fluchtwege offen blieben.
    »Sie sind ja doch da!«, flüsterte Lucy. »Ja, die Mörder meines Vaters! Einer ist wie alle und ich hasse sie.«
    Ich wollte nicht, dass sie etwas Unüberlegtes tat, und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
    »Bitte, Lucy, denken Sie jetzt nicht an Ihren Vater, sondern mehr an sich selbst.«
    »Warum?«
    »Sie wollen doch überleben.«
    »Ja, schon. Und wie soll ich das schaffen?« Sie tippte mit der Faust gegen meine Brust.
    »Wie wollen wir das schaffen?«
    »Uns wird schon etwas einfallen.« Das war von mir leicht dahingesagt, denn bis jetzt war mir noch nichts eingefallen und ich durfte die andere Seite auf keinen Fall unterschätzen. Aber ich fragte mich auch, woher die Stimme gekommen war. Gab es etwa ein Wesen, das über allem schwebte?
    »Wir sind da!«
    Erneut hallte uns die Stimme entgegen, aber es war nicht zu erkennen, woher sie gekommen war.
    Suko, der noch immer leicht über uns stand, meldete sich. »Im Feuer tut sich was!«
    Sofort schauten Lucy und ich hin. Er hatte recht. Die Flammen blieben zwar an den gleichen Stellen stehen, aber die Veränderung war trotzdem vorhanden. Sie begann in ihrem Innern. Was wir da zu sehen bekamen, war wirklich kaum zu fassen, denn innerhalb der zuckenden Flammensäulen bildete sich etwas hervor. Lucy McMillan sah es ebenso wie Suko und ich. Sie stand unbeweglich auf der Stelle. Die Hände hatte sie zu Fäusten geballt und sie links und rechts gegen ihr Kinn gedrückt.
    »Mein Gott, das - das - sind ja Menschen.«
    »Ja, das sind es«, bestätigte ich.
    »Und wie ist das möglich?«
    »Ich weiß es nicht, Lucy. Ich habe wirklich keine Ahnung. Ich hoffe jedoch, dass wir eine Erklärung bekommen.«
    Es stellte sich noch immer die Frage, ob es möglich war, dass sich tatsächlich Menschen in diesem Flammeninnern aufhalten konnten. Oder waren es noch immer Geister?
    Zudem wunderte ich mich über die Kleidung dieser Gestalten. Dass sie überhaupt bekleidet waren und das Zeug nicht vom Feuer gefressen wurde, darüber machte ich mir keine Gedanken mehr, ich wunderte mich nur ein wenig darüber, wie sie angezogen waren, und hatte den Eindruck in einer Szene des Films Fluch der Karibik zu stehen. Denn diese Gestalten sahen tatsächlich aus wie Piraten oder wie eben die Menschen in dem Film.
    Zerrissene Hemden. Manche Oberkörper waren auch frei. Tätowierungen schimmerten bläulich. Ohrringe schimmerten golden. Auf manchen Köpfen saßen Hüte und verdeckten teilweise Gesichter, die zum Fürchten aussahen. Ein Pirat konnte sich nur auf eine rechte Hand verlassen. Die linke war durch einen Haken ersetzt worden. Natürlich fehlte auch der Mann mit der Augenklappe nicht, und es gab keinen unter ihnen, der nicht bewaffnet war.
    Degen, Säbel, lange Messer, Enterhaken, da kam schon einiges zusammen. Und es gab auch einen Anführer. Es war wohl derjenige, der gesprochen hatte. Er stand etwas erhöht, der Leuchtturm befand sich in seinem Rücken. Der Mann trug auf seinem Kopf einen Dreispitz. Seine Jacke stand offen. Zwischen den beiden Schößen malte sich die nackte Haut ab. Auf seiner Brust wuchsen die dunklen Haare wie dichte Wolle. Sein Gesicht war bleich. Im Gegensatz zu den meisten Piraten aus seiner Mannschaft wuchs bei ihm kein Bart. Die Flammen ließen es zu, dass sein knochiges Gesicht zu sehen

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