1674 - Attacke der Grausamen
Ich schloss die Tür auf und wir schoben uns über die Schwelle. Das Fester war geschlossen, es hatte sich nichts verändert. Ich schloss die Tür und sah, dass Purdy Prentiss zum Bad ging. Ich bewegte mich nicht von der Stelle, was Purdy Prentiss auffiel, denn sie blieb im Zimmer. Dabei schaute sie mich an und sah aus, als wollte sie mir eine Frage steuert, wobei sie sich noch nicht traute.
Das war auch gut so. Ich wollte zunächst mal ungestört sein, denn mir war etwas aufgefallen. Kennen Sie das Gefühl, das einen überkommt, wenn man in einem leeren Zimmer steht und doch das Gefühl hat, dass hier etwas anders war? Dass jemand dem Zimmer einen Besuch abgestattet hat und dann verschwunden ist, aber trotzdem so etwas wie eine Spur hinterlassen hat?
So erging es mir. Ich hatte den Eindruck, dass jemand in diesem Raum gewesen war. Hinweise darauf gab es nicht. Ich sah keine Fußabdrücke, keine Schmutzspuren. Aufgeräumt war das Zimmer noch nicht. Es sah genauso aus, wie wir es verlassen hatten.
Es waren nur Sekunden verstrichen, aber Purdy Prentiss hatte schon bemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmte. Sie trat auf mich zu und blieb nach zwei Schritten stehen.
»Gibt es irgendwelche Probleme, John?«
Ich hob die Schultern kurz an. »Das weiß ich auch nicht so recht.«
»Und wieso?«
Ich runzelte die Stirn. »Es mag dir zwar komisch vorkommen, aber ich werde den Eindruck nicht los, dass wir während unserer Abwesenheit Besuch bekommen haben.«
»Bitte?« Purdy Prentiss drehte sich auf der Stelle. Sie breitete dabei die Arme aus. »Ich sehe nichts, ich spüre nichts und muss mich ein wenig wundern, John.«
»Das steht außer Frage, Purdy. Ich kann dir auch nur sagen, was ich fühle.«
»Gut. Und jetzt?«
Das war eine Frage, auf die ich keine Antwort wusste. Ich ließ mich von der Schlussfolgerung aber nicht abbringen. Dieses Gefühl verschwand nicht. Ich versuchte mich dagegen aufzulehnen, aber es war nach wie vor da.
Die Staatsanwältin krauste die Stirn. »Was machen wir jetzt?«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Auch nicht davon, wer uns besucht haben könnte?«
»So ist es.«
»Aber nicht dieses Untier.«
Ich hob die Schultern. »Wer weiß denn, in was wir hier hineingeraten sind?«
»Klar, das weiß keiner. Ich gehe mal ins Bad und mache mich ein wenig frisch.«
»Tu das.«
Als Purdy die Tür hinter sich zugezogen hatte, ging ich mit kleinen Schritten zum Fenster, baute mich davor auf Und schaute nach draußen. Das Zimmer lag an der hinteren Seite des Hauses. So fiel mein Blick über Gärten und Wiesenstücke, streifte auch den Himmel, und ich entdeckte nichts, was ungewöhnlich gewesen wäre. Von diesem Flugmonster war erst recht nichts zu sehen.
Hatte ich mich denn so getäuscht?
Das wollte und konnte ich nicht glauben. Da war dieses berühmte Bauchgefühl, das mich eigentlich noch nie im Stich gelassen hatte. Jetzt war es wieder da, aber einen konkreten Hinweis auf einen unangemeldeten Besucher entdeckte ich nicht. Purdy blieb länger im Bad. Ich erwog, in London anzurufen, aber meine Gedanken wurden gestört. Was es genau war, konnte ich nicht sagen, es war mehr ein Gefühl, nicht unbedingt allein zu sein, obwohl Purdy noch nicht zurückgekommen war. Ich drehte mich um.
Im nächsten Moment glaubte ich tatsächlich, zu Eis zu werden, denn vor mir stand jemand.
Es war eine Person, die ich kannte und mit der ich im Traum nicht gerechnet hatte. Myxin, der Magier!
***
Das war die Überraschung pur. Ich starrte ihn an und sah, dass er aussah wie immer. Er hatte sich um keinen Deut verändert. Sein Gesicht zeigte noch immer die blassgrüne Haut, auf der keine Falte zu sehen war. Er trug den dunklen Mantel. Aus den Armen schauten die Hände mit den langen Fingern hervor und der strichdünne Mund zeigte ein angedeutetes Lächeln.
Er sagte nichts und wollte wohl abwarten, bis ich meine Überraschung verdaut hatte.
»Nun ja«, sagte ich, »jetzt weiß ich ja, wer das Zimmer zwischendurch besucht hat.«
»Das ist richtig, John. Ich wollte mit euch sprechen. Aber das Zimmer hier war leer.«
»Klar. Nicht ohne Grund. Wir mussten uns um ein Flugmonster kümmern, das hier schon seine Zeichen gesetzt hat. Vielleicht weißt du mehr darüber?«
Myxins Mund verzog sich säuerlich. Er nickte mir zu und sagte mit leiser Stimme: »Ich denke, dass ich dir mehr darüber sagen kann.«
»Schön, ich bin gespannt.«
Er schüttelte seinen recht großen Kopf und sagte mit leiser Stimme: »Sie stammen nicht
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