1674 - Attacke der Grausamen
aber diese Wesen habe ich dort noch nicht gesehen. Sie müssen in einem Teil existiert haben, der auch…«
»Mir unbekannt war«, vollendete Purdy den Satz.
»Dann können wir nur darauf hoffen, dass sich Myxin mal wieder zeigt und uns aufklärt.«
»Du gehst davon aus, dass er Bescheid weiß?«
»Und ob ich davon ausgehe. Wenn sich jemand auskennt, dann ist es der kleine Magier.«
»Hätte er uns denn nicht warnen können?«
»Frag mich was Leichteres. Ich weiß es einfach nicht.«
Ein Hüsteln unterbrach unser Gespräch. Wir drehten uns um und sahen den Konstabler mit drei Decken kommen, die er gefaltet über seinen Arm gelegt hatte. Als er den Körper des Toten und die zahlreichen Wunden sah, wurde er noch blasser. Ich gab ihm die Erklärung. »Man hat ihm sein Blut genommen.«
»Und warum?«
»Das müssen wir noch herausfinden.«
Purdy nahm dem Mann die Decken ab. Es war keine schöne Aufgabe, die drei Körper mit ihren Totenköpfen in die Garage zu transportieren, aber was sollten wir anderes tun? Hier liegen lassen konnten wir sie nicht.
Orson Gilmore schlöss die Tür. Dabei fragte er: »Und wie geht es nun weiter? Gibt es überhaupt ein Weiter?«
»Das wollen wir doch hoffen«, erwiderte die Staatsanwältin. »So leicht geben wir nicht auf.«
»Aber wir hier in Dalbury sind noch nicht aus dem Schneider. Oder liege ich da falsch?«
»Leider nicht, Mr Gilmore. Ich denke, dass die großen Probleme noch auf uns zukommen werden. Sie waren nur die Opfer, wir aber müssen die Täter haben.«
»Rechnen Sie denn damit, dass es noch mehr Opfer geben kann?«
Ich nahm kein Blatt vor den Mund. »Ja, damit rechne ich. Sie haben gesehen, was mit den Männern passierte. Ich kann mir vorstellen, dass es für die andere Seite so etwas wie ein Test gewesen ist. Der große Angriff steht noch bevor.«
Der Konstabler ging einen Schritt zurück. Das Gehörte zu glauben fiel ihm offenbar ziemlich schwer. Er schluckte ein paar Mal, dann fragte er mit leiser Stimme: »Was kann man dagegen denn tun?«
»Es wird sich ergeben.«
Er hatte mich verstanden. »Das heißt mit anderen Worten, dass Sie sich selbst noch nicht sicher sind.«
»Ja, das heißt es.«
Der Konstabler konnte nichts mehr sagen. Er blickte sich nur verunsichert um. Purdy Prentiss war damit beschäftigt, Unterlagen zu durchsuchen, die sie bei den Toten gefunden hatte. Man hatte ihnen die Ausweise gelassen und so erfuhren wir ihre Namen und auch Anschriften.
Sie hießen Ray Miller, Frank Zacharias und Gordon Füller.
»Kennst du einen der Namen, John?«
»Nein, sorry.«
»Nun ja, jetzt sind sie wenigstens nicht mehr so anonym.« Viel weiter brachte uns das nicht. Es war auch nicht nötig, dass wir noch länger hier im Hof blieben, und betraten das Büro.
Ich schloss die Tür und sah, dass der Konstabler eine Schublade aufzog.
»Sie werden vielleicht Verständnis dafür haben, dass ich einen kleinen Schluck brauche.«
»Sicher. Ist es Whisky?«
»Sehr guter sogar.«
»Könnte ich dann auch ein Glas haben?«
Orson Gilmore konnte nach langer Zeit wieder lächeln. »Das ist die wahre Medizin, wenn einem Menschen etwas so Schreckliches auf den Magen schlägt.«
»Ich würde auch nicht ablehnen«, sagte Purdy Prentiss.
»Okay, dann hole ich drei Gläser.«
Gilmore stellte sie nebeneinander und versorgte sie mit einem kräftigen Schluck. Das war schon ein Doppelter bis Dreifacher, aber den konnten wir brauchen.
»Worauf trinken wir denn?«, fragte er.
»Auf dass alles gut geht«, erklärte die Staatsanwältin:
»Ja. Das meine ich auch.«
Wir stießen an. Ich musste gestehen, dass der Konstabler nicht übertrieben hatte. Der Whisky war ausgezeichnet. Er kratzte nicht und man konnte den Eindruck haben, flüssiges Getreide zu trinken.
Ich trank das Glas nicht leer und stellte es ab. Es ging weiter. Es musste auch weitergehen, aber wie, das war die große Frage, auf die wir keine Antwort wussten.
»Was kann man denn tun?«, fragte der Konstabler, dem die Sorge ins Gesicht geschrieben stand und dort tiefe Falten hinterlassen hatte. Die Antwort gab Purdy Prentiss. »Ich weiß nicht, was man tun kann, Könstabler. Um es ganz klar zu sagen, wir sitzen momentan am kürzeren Hebel.«
Der Mann starrte in sein Gas. »Wird sich das je ändern?«, flüsterte er.
»Man kann es nur hoffen.«
Er stellte sein leeres Glas weg. »Und was ist mit den Menschen hier? Sie sind doch ahnungslos. Sie haben nicht den leisesten Verdacht. Das ist doch alles grausam.
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