1674 - Freunde der Ennox
Kurvenschnitt extrapoliert", berichtete die Frau. „Die Genauigkeit ist natürlich nicht besonders hoch, aber es ergibt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Sinuskurve, von der ein Halbbogen etwa 45 bis 55 Mystery - Jahren entspricht."
„Erstaunlich", gab Boris Siankow sofort zu. „Eine fabelhafte Entdeckung. Sie bedeutet, daß das ganze normale Energieaufkommen auf Mystery im elektromagnetischen Bereich im Rhythmus von etwa 50 Jahren schwankt."
„Nicht ganz, Boris." Nora Benn lächelte weise. „Es bedeutet, daß das Energieaufkommen des magnetischen Anteils an der Stelle schwankt, wo unsere Meßanlage steht. Aber ich weiß nicht, warum es schwankt. Oder wie die Werte anderenorts schwanken. Ich habe bisher keine Zeit gehabt, die entsprechenden Meßwerte zum Vergleich heranzuziehen, die auf der QUEEN LIBERTY gemacht worden sind."
„Das holen wir sofort nach." Boris Siankow sprang auf. Seine Augen funkelten wieder.
Der Marsianer sah einen Silberstreifen am Horizont. „An die Arbeit, Leute!"
Eine Stunde später lag die Vergleichsmessung der QUEEN LIBERTY vor. Auch sie war so gerafft und gedehnt worden, wie es Nora Benn mit ihrer Messung gemacht hatte.
Die elektrische Komponente war von der magnetischen getrennt worden. „Verblüffend", gestand der Nexialist. „Hier ist kaum noch eine Krümmung feststellbar.
Die Werte schwanken minimal im statistischen Bereich, aber sonst ist da nichts. Damit steht eins fest: Die Krümmung auf Noras Kurve rührt von etwas her, das weit draußen im All nicht oder nicht mehr meßbar ist."
„Weil es dort schon zu schwach ist", überlegte die Frau. „Denkst du dasselbe wie ich, Boris?"
„Natürlich", entgegnete der Wissenschaftler. „Es gibt nur eine Antwort, nur eine Erklärung. Es muß das Magnetfeld von Mystery sein. An so etwas verteufelt Einfaches habe ich nicht gedacht. Wir werden sofort mit weiteren Messungen diesen Verdacht erhärten. Wir müssen an verschiedenen Breitengraden ebenso messen wie in verschiedenen Höhen. Alle anderen Experimente können wir abbrechen. Wir haben eine heiße Spur, aber noch nicht den letzten Beweis."
In fieberhafter Eile wurden die Aufgaben neu verteilt. Von der QUEEN LIBERTY kamen weitere Teams hinzu für die Messungen in der Planetenatmosphäre und im Leerraum. 48 Stunden später ließ Boris Siankow alle Arbeiten einstellen. Die Beweise waren eindeutig und ließen keine Zweifel mehr zu.
Das Magnetfeld von Mystery pendelte. Etwa alle 45 bis 55 Jahre kippten die magnetischen Pole um. Der Nordpol wurde zum Südpol und umgekehrt. Damit hatte man eine einfache und doch verblüffende Antwort gefunden.
Ein Naturereignis bewirkte den Vermehrungszyklus der Ennox. Und noch dazu eins, das im ganz simplen normalenergetischen Bereich angesiedelt war.
Eine Antwort war gefunden worden. Daß damit neue Fragen auftauchten, war klar. Es waren die Fragen nach dem Wie und dem Warum.
Und noch etwas war erkannt worden. Die Ennox lebten in einer permanenten Gefahr.
Sie waren zwar unerreichbar für die Galaktiker, wenn sie sich auf ihrem Heimatplaneten aufhielten. Aber sie waren absolut verwundbar!
Boris Siankow teilte Homer G. Adams diese Bedenken natürlich mit.
Mit einer recht einfachen Maschine konnte theoretisch das Magnetfeld von Mystery stabilisiert werden. Die zwangsläufige Folge davon wäre, daß die Ennox verdammt schnell aussterben würden.
Es stimmte schon irgendwie. Es war besser, wenn man die Finger von Mystery und allem ließ, was mit diesen einmaligen Energiewesen zusammenhing.
*
Utan-Bao-K'ley wollte den Einbruch der Dunkelheit unbedingt abwarten, weil nur dann ein Beobachten des Experiments Amit dem bloßen Auge möglich war.
Die Anlage war aufgebaut. Sie bestand aus drei Projektoren zur Erzeugung von Holographien dicht über dem Boden einer mit bunten Blumen übersäten Wiese.
Drei Syntroniken hatten im Lauf des Tages unabhängig voneinander die Grundprogramme für die Holographien entwickelt. Da die Wissenschaftler und Techniker nur die eher dürftigen Berichte der Ennox über ihr energetisches Veego-Dasein besaßen, war man auf Spekulationen und Zufallsgeneratoren angewiesen. Das hatte zwangsläufig dazu geführt, daß jede der drei Syntroniken ein anderes Ergebnis erzielt hatte.
Aber das war natürlich von Utan-Bao-K'ley beabsichtigt gewesen.
Ronald Tekener stimmte dem Chefwissenschaftler zu, als dieser vorschlug, alle drei Projektoren gleichzeitig in Betrieb zu nehmen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die
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