1675 - Der Kopfjäger
einigen Zeugen gesehen worden war.
Hinter mir hörte ich Glenda etwas flüstern, was ich nicht verstand. Auch sie war vom Anblick der Kreatur überrascht. Sie sah aus wie ein Mensch, aber sie war keiner. Auf mich wirkte die Gestalt wie jemand, der aus zahlreichen Teilen zusammengesetzt worden war, um in dieser neuen Form weiter zu leben.
Man hätte ihn auch als einen Alien bezeichnen können. Was immer man zu ihm sagte und wie man ihn einstufte, für mich war es das Produkt eines scheußlichen Experiments. Vielleicht die Folge einer falsch angewandten Gen-Technik, da war alles möglich.
Mir war jetzt klar, dass die Personen, die ihn zu dem gemacht hatten, was er jetzt war, nicht wollten, dass sein Aussehen publik wurde. Und jeder, der ihn bewusst gesehen hatte, musste aus dem Weg geräumt werden.
Wie reagierten die beiden Männer vor Suko?
Sie taten zunächst nichts und ließen Suko gehen. Wahrscheinlich wollten sie, dass er ihnen den Rücken zudrehte, was er bestimmt nicht tun würde. Suko zeigte, wie cool er reagieren konnte, und befahl ihnen, die Waffen wegzulegen. Sie taten es nicht.
»Dann schieße ich dem Neuen eine Kugel in den Schädel. Dann hat es den Kopfjäger gegeben.«
Sie schauten sich an.
Noch gab es einen freien Raum zwischen ihnen und Suko. Das wussten sie und das wollten sie auch ausnutzen.
Zuerst duckten sie sich, dann huschten sie in verschiedene Richtungen weg. Sie rissen die Waffen herum, sie zielten auf Suko, der sich zwischen ihnen und dem Kopfjäger entscheiden musste.
Er stieß die Kreatur nicht weg und feuerte hinter ihr hervor. Auch ich schoss. Den Mann vor mir hatte ich zur Seite gestoßen und war einen Schritt in den Gang getreten, um freies Schussfeld zu haben.
Das Krachen der Schüsse erfüllte das Haus. In einem Action-Film hätte es nicht anders sein können. Wir waren tatsächlich schneller und hatten auch die besseren Positionen. Die beiden Männer zuckten zusammen. Die Einschläge der Geschosse stießen sie zurück. Sie prallten gegen die Wand, die auch Blutspritzer abbekam. Die Killer selbst gaben, ebenfalls Schüsse ab, die ungezielt waren und die man mehr als Reflexe bezeichnen konnte.
Die Kugeln hieben in die Wand und eine schlug in die Decke ein. Danach passierte nichts mehr. Die Echos verklangen und man hätte von einer tödlichen Stille sprechen können.
Der Kopfjäger war noch da. Suko hatte ihn gegen die Wand geschleudert. Ob er getroffen war, sahen wir nicht. Suko würde sich um ihn kümmern, während ich mit Schrecken daran dachte, dass es noch einen dritten Killer gab. Er war zuletzt zwar waffenlos gewesen, doch das war keine Garantie dafür, dass er nichts unternahm. Ich fuhr herum - und sah ihn am Boden. Er war von keiner Kugel getroffen worden und trotzdem hatte man ihn ausgeschaltet. Das war Glenda Perkins gelungen. Sie hatte ihm die Beretta über den Kopf gezogen und ihn ins Reich der Träume geschickt. Jetzt stand sie neben ihm wie eine Statue und war bleich im Gesicht geworden. Ich nickte und lächelte ihr zu. »Gut gemacht.« Das Lob musste ich einfach loswerden.
»Ist schon okay«, flüsterte sie.
Danach ging ich dorthin, wo sich Suko befand. Er hatte die beiden Killer untersucht, schaute mich an und schüttelte den Kopf.
»Tot?«
Suko nickte. »Ja, wir haben sie mehrmals getroffen.« Er hob die Schultern. »Die hätten uns wirklich gnadenlos abgeknallt.«
»Ja.« Allmählich legte sich auch bei mir der Stress. Ich wollte mich um die Kreatur kümmern, die auf dem Boden hockte und mit dem Rücken an der Wand lehnte. Dazu kam ich nicht mehr, denn ausgerechnet in diesem Augenblick meldete sich mein Handy. Auf dem kleinen Display erschien keine Zahl. Ich ahnte schon, wer etwas von mir wollte.
Meinen Namen musste ich nicht sagen. Sir James meldete sich und forderte mich auf, ihn nicht zu unterbrechen.
»Wo immer Sie sich aufhalten, John, es scheint bekannt geworden zu sein. Sie werden gleich Besuch bekommen. Ein Hubschrauber ist bereits unterwegs.«
»Wissen Sie denn, was hier los war?«
»Das können Sie mir später erklären. Wichtig ist, dass Sie noch am Leben sind.«
»Ja, das sind wir.«
»Ich habe mit bestimmten Leuten einen Kompromiss geschlossen. Lassen Sie den Hubschrauber landen. Oder gehen Sie aus dem Haus. Ich habe mir versichern lassen, dass Ihnen nichts geschehen wird. Die Besatzung will nur eine bestimmte Person. Sie wissen, von wem ich rede?«
»Ja.«
»Lebt sie noch?«
»Ja.«
»Dann kümmern Sie sich nicht mehr um sie.
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