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1676 - Im Gravo-Kubus

Titel: 1676 - Im Gravo-Kubus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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man reden können. Einige seiner Begleiter hingegen, ebenfalls sehr intelligent, waren der erschreckenden Marotte verfallen, die Wirklichkeit in Stücke zu zerteilen, ja sogar zu zerstören, um sie ergründen zu können. Sie nannten das Forschung. Und noch andere, die großen, mit der bunten Bemoosung der Schädel, waren blindwütige Aktionisten gewesen, lediglich auf Handlung versessen, selbst wenn dabei Leben zu Schaden kam.
    Es waren diese Galaktiker gewesen, die mehrere Noman-Draken getötet hatten, wie Nosrein sich mit Schaudern erinnerte.
    Nun, die Ereignisse waren vergangen. Jetzt war wieder Ruhe auf dem Planeten, und so würde es bleiben, abermals über so viele Generationen hinweg, daß keiner der Noman-Draken sich erinnern konnte, wann genau das Ereignis stattgefunden hatte. Es würde eingehen in den Mythos der Noman-Draken; wenn Nosrein Pech hatte, dann würde sein Name auf ewig mit ausgerechnet diesem Ereignis verbunden bleiben. Dabei hätte es Nosrein viel mehr zu schätzen gewußt, wenn ihm sein großes Unterfangen geglückt wäre - der beträchtlichen Anzahl von logischen Beweisen, daß es ein göttliches Schöpferwesen geben mußte, einen weiteren Beweis hinzuzufügen.
    Auf Noman waren 147 solcher Gottesbeweise überliefert, die immer wieder diskutiert, durchdacht und auf strikte philosophische Logik überprüft wurden. Wer als Noman-Drake in die Überlieferung eingehen wollte, der mußt entweder in einem der bekannten Beweise einen logischen Fehler nachweisen oder - höchste aller Ehren - der Zahl der vorhandenen Beweise einen weiteren hinzufügen.
    Nosrein hatte eine beträchtliche Zeit seines Lebens darauf verwandt; er steckte nun mitten in einer äußerst spannenden Phase seines Lebens, einem neuen, epochalen Beweis auf der Spur.
    Sein Gebiet war die formale Logik, nach strengen Regeln, und zur Zeit untersuchte er die Frage, ob es einen logischen Unterschied zwischen den Begriffen „wahr" und „beweisbar" gab. Die Konsequenzen aus diesen Untersuchungen, die er ganz allein in seinem Geist vollführte, waren himmelsstürmend. Denn: Gab es einen Satz, der zwar „wahr" nicht aber „beweisbar" war, oder umgekehrt eine beweisbare Aussage, die nicht wahr war, dann brach die gesamte philosophische Logik mit weltallbetäubendem Getöse in sich zusammen.
    Nosrein war gerade damit beschäftigt, nach den Regeln seiner formalen Logik den Satz zu bilden: „Dieser Satz ist wahr und nicht beweisbar", als er durch ein Phänomen am Himmel aus seinen Gedanken gerissen wurde.
    Er brauchte nur einen Blick in die Höhe zu werfen, um zu begreifen, daß die Zeit der Leiden und Prüfungen für sein Volk noch nicht beendet war.
    Hoch über dem Land zog, eingehüllt in einen feurigen Schimmer, ein Phantom seine Bahn.
    Die Eigenheit dieses Feuers, die eigentümliche Bahn, die das Gebilde im Dunkel beschrieb - all dies machte auf den ersten Blick klar, daß es sich um kein natürliches Phänomen handeln konnte.
    Sofort stiegen die bösen Erinnerungen an die Galaktiker in Nosrein auf. Sie waren in Himmelsfahrzeugen auf Noman herabgestiegen, die Gebote der Planetarier schlichtweg ignorierend, nach denen es verboten war, ihre Welt anzufliegen.
    Mehr noch: Trotz eindringlicher Warnung vor unabsehbaren Konsequenzen für den Zusammenhalt des Kosmos hatten die Galaktiker versucht, den Ort des Gleichgewichts zu erreichen. Trotz des Widerstandes der Noman-Draken hatten sie das geschafft. Als wollten sie die schrecklichsten Alpträume der Noman-Draken Wirklichkeit werden lassen, waren sie sogar so dreist gewesen, in den heiligen Ort selbst vorzudringen.
    Zuerst hatte das einer der sechsgliedrigen Galaktiker getan, danach eine ganze Meute der großen Sichelmoosträger. Wie nicht anders zu er-warten gewesen war, waren wenigstens diese Tabu-Brecher der gerechten Strafe nicht entgangen: Der Ort des Gleichgewichts hatte sie verschlungen.
    Daß danach der Himmel nicht eingestürzt und die Sterne nicht erloschen waren, das war ganz bestimmt nicht das Verdienst der Galaktiker gewesen; die Schicksalsmächte selbst mußten eingegriffen haben, um das Gleichgewicht zu wahren.
    Und nun kehrten die Störenfriede zurück...
    Nosrein hatte seinen Gedanken kaum in seiner ganzen Tragweite begriffen, als auch schon Drolphyn herangestürzt kam. „Sie sind wieder da!" äußerte er in der Frequenz, die höchste Aufgeregtheit ausdrücken sollte. „Das kann ich sehen", antwortete Nosrein niederfrequent und reckte den Kopf in die Höhe.
    Der Kurs der

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