1678 - Das Selbstmord-Haus
Das kannten wir nicht von ihm. Ärgerlich zu sein, das hätte ich unterschrieben, aber sauer auf seine Klubfreunde war mir neu.
»Dann können wir nur darauf hoffen, dass die Conollys etwas erreichen.«
Für uns war es der letzte Satz. Wir standen auf und verließen das Büro unseres Chefs.
»Da wird aber gemauert«, meinte Suko.
»Das kann schon sein.«
»Banker sind ja ein Volk für sich. Da gibt kaum einer die Schuld an der Krise zu. Besonders hier in London.«
»Wo auch ein Tempel steht, den wir finden müssen.«
Suko nickte und öffnete die Tür zum Vorzimmer. »Ich gehe nicht davon aus, dass es ein religiöser ist. Vielleicht ein Tempel des Gottes Mammon. Wer kann das schon wissen…?«
***
Die Conollys hatten Glück gehabt. Judy Kerr war zu Hause und sie hatte auch nichts gegen einen spontanen Besuch einzuwenden. An die Party konnte sie sich noch gut erinnern und auch an die Unterhaltung mit Sheila. Da war es um Mode gegangen. Das Haus der Kerrs lag weiter südlich. Es stand in einem kleinen Park, der von einem Zaun umfriedet wurde. Ein schmaler Weg wand sich zum Haus hin. Die Strecke wurde von den Blätterdächern mächtiger Platanen beschattet. In der Mitte des gepflegten Rasens drehte sich ein Sprenger und verteilte Wasser.
Breite Fenster im Erdgeschoss. Durch helle Sprossen wirkten sie etwas kleiner. Eine Zufahrt, die vor dem Haus und einer geräumigen Doppelgarage endete. Der Wagen der Conollys - Sheilas Golf - passte nicht in diese Umgebung. Als die beiden ausstiegen, stand Judy Kerr bereits an der Tür. Sie hatte die Hände in die Seiten gestemmt und lächelte ihnen entgegen. Mrs. Kerr war älter als Sheila. Um die fünfzig Jahre, das dunkle Haar war kurz geschnitten. Hellwache Augen blitzten hinter einer Brille. Bekleidet war die Frau mit einem schlichten dunkelroten Leinenkleid. An den Füßen trug sie keine Schuhe.
»Das ist aber nett, dass Sie mich mal besuchen.«
»Das hatten wir ja auf der Party so verabredet«, sagte Sheila und reichte der Frau ihre Hand.
»Das stimmt. Ja, ja, kommen Sie erst mal rein. Wir können gleich durch auf die Terrasse gehen. Bei dem Wetter sollte man nicht im Haus bleiben. Dort können wir auch etwas trinken.«
Um die Terrasse zu erreichen, musste man nicht erst durch die Zimmer gehen. Das war zwar möglich, aber es gab auch einen schmalen Flur, der kürzer war. Durch eine ebenfalls schmale Tür traten sie ins Freie und damit auf die weitläufige, mit Bruchsteinen bedeckte Terrasse, wo ein großer Sonnenschirm für Schatten sorgte, denn die nächsten Bäume standen doch weit entfernt. Bequeme Stühle mit Polstern luden zum Sitzen ein. Zwei Liegen standen auch bereit. So konnte es sich jeder nach seiner Fasson gemütlich machen.
Drinks ohne Alkohol lagen auf Eis und die Augen der Hausherrin blitzten, als sie fragte: »Jetzt bin ich aber gespannt, was dieser sympathische Überfall zu bedeuten hat.«
Die Conollys hatten sich unterwegs abgesprochen, dass Sheila erst mal reden sollte. Sie trank von ihrem Cocktail und sagte dann: »Ich möchte mich noch mal dafür entschuldigen, dass wir so überfallartig erschienen sind.«
»Ach, das macht doch nichts.«
»Es geht eigentlich um einen Rat.« Sheila schaute Bill an. »Oder was sagst du?«
»Genau.«
»Und Sie haben uns ja gesagt, dass Ihr Mann zu Hause ist. Deshalb haben wir gedacht, mit ihm ein paar Worte zu wechseln.«
»Gern!« Das Lächeln verschwand aus Judy Kerrs Gesicht. »Es ist nur so, dass sich mein Mann im Moment nicht wohl fühlt. Er hat sich hingelegt. Er war auch nicht in der Bank.«
»Ist er krank?«
»Das kann ich Ihnen nicht mal genau sagen, Sheila. Jedenfalls fühlt er sich alles andere als wohl. Das kam wie angeflogen, hat er mir gesagt. Er ist auch nicht mehr der Jüngste. Ich bin ja dafür, dass er weniger arbeitet, aber Sie wissen ja, wie das mit den Männern ist. Sie fühlen sich oft unentbehrlich.«
Sheila nickte. »Ja, das kann ich gut nachvollziehen.«
Bill fragte: »Aber im Haus ist er?«
»Ja. In seinem Arbeitszimmer. Er hat es sogar verdunkelt. Mal sehen, wann er sich wieder besser fühlt. Er hat auch-beinahe die ganze Nacht durchgearbeitet. Da kann so etwas schon mal vorkommen. Aber wenn Sie mir bitte sagen, um was es Ihnen geht, kann ich Ihnen vielleicht helfen.«
Sheila lächelte. »Da haben Sie recht.«
»Es darf nur nicht um komplizierte Geldanlagen gehen. Da muss ich gleich passen.«
»Nein, nein, das ist es nicht.«
»Das beruhigt mich.«
»Ja«, sagte Sheila
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