1679 - Mandragoros Geisterfrau
und nicht mal zwei Sekunden später brach es aus ihm hervor. Er würgte das aus, was in seinem Innern steckte.
Es war kein normales Erbrochenes, sondern ein dicker grüner Strahl, wahrscheinlich noch vermischt mit Blut. Es sah eklig aus, als die Lache auf seine Knie klatschte und sich dann auf der Couch verteilte. Einfach widerlich.
Es war ein Kampf, den Phil Quentin ausfocht. Was immer in seinem Innern gesteckt hatte, es musste einfach raus.
Immer wieder wurde der Mann geschüttelt. Es sah aus, als hätte er Schläge bekommen, die ihn mal nach vorn und dann wieder zurück trieben.
Die Masse brach nicht mehr als Strahl aus seinem Mund hervor. Sie war aber noch vorhanden und sickerte jetzt als breiteres Rinnsal über seinen Unterleib. Die würgenden Geräusche hatten nachgelassen. Andere drangen an die Ohren der Zuschauerinnen. Ein Luftholen, das nach Verzweiflung klang. Unterlegt durch ein Röcheln.
Dann war es vorbei. Oder fast, denn nur noch das saugende Luftholen des Mannes war zu hören.
Quentin hatte es geschafft, sitzen zu bleiben. Nur schwankte er jetzt vor und zurück. Den Kopf hielt er dabei nach links gedreht, um die beiden Zeuginnen anschauen zu können. Sein Gesicht sah schlimm aus. Noch schlimmer die Augen. Der Blick darin war gebrochen, sodass bei Maxine und Carlotta schreckliche Gefühle aufstiegen. Sie ahnten Schlimmes, und das Vogelmädchen wollte schon etwas sagen, doch es war zu spät. Plötzlich brach der Blick des Mannes. Man konnte behaupten, dass er starb oder gestorben war, denn langsam kippte er nach hinten und blieb bewegungslos liegen. Maxine Wells hielt es nicht mehr an ihrem Platz. Sie lief an den Rand der Liege und beugte sich nach vorn, um den Mann zu untersuchen. Kurze Zeit später richtete sie sich wieder auf und drehte sich so, dass sie das Vogelmädchen anschauen konnte. Mit leiser Stimme gab die Tierärztin ihren Kommentar ab. »Er ist leider tot…«
Carlotta schluckte und nickte. Sie wusste nicht mehr, was sie sagen sollte, aber sie ahnte Schlimmes…
***
Eine geraume Weile verstrich, ohne dass eine der beiden auch nur ein Wort sagte. Sie hingen ihren Gedanken nach und auch die Blicke der Frauen waren leer. Bis sich Carlotta einen Ruck gab und dem Toten die Augen schloss. »So, mehr kann ich nicht für ihn tun.«
Carlotta wischte den kalten Schweiß von der Stirn. Der Tod des Mannes hatte sie mitgenommen, das Zittern konnte sie nicht unterdrücken und sie dachte immer nur daran, was der Mann kurz vor seinem Ende erbrochen hatte.
»Was ist das für ein Zeug, Maxine? Kannst du mir darauf eine Antwort geben?«
»Nein, noch nicht.«
»Aber das ist nichts, was ein Mensch in sich hat. Eine grüne Masse! Da muss sich etwas verwandelt haben. Oder was meinst du?«
»Ja, das könnte so gewesen sein.«
»Und wer hat das getan?«
»Vielleicht ist deine Geisterfrau daran nicht ganz unschuldig. Hier hat jemand bewiesen, wozu er fähig ist, und das ist mir bisher ein großes Rätsel.« Maxine trat neben ihren Schützling und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Was hast du denn noch gesehen?«
»Keine Ahnung, Max. Nur diese komische Erscheinung. Als ich Quentin fand, war er ja bewusstlos. Aber ich kann dir nicht sagen, ob die Geisterfrau dafür verantwortlich war. Das musst du mir glauben.«
»Keine Sorge, ich glaube dir jedes Wort. Aber ich denke auch über die Hintergründe nach und kann nur sagen, dass da etwas im Gange ist, das uns noch ziemlichen Ärger bereiten kann.«
Carlotta nickte, bevor sie mit leiser Stimme sagte: »Das glaube ich auch. Könnte ich richtig liegen, wenn ich dir sage, dass die Natur zurückgeschlagen hat? Quentin gehörte ja zu den Leuten, die ein Stück ursprünglicher Natur zerstören wollten, und das hat die andere Seite nicht akzeptiert.«
»Aber wer verbirgt sich dahinter?«
»Das weiß ich nicht.«
Carlotta war skeptisch. »Wirklich nicht?«
»Ich muss noch nachdenken. Oder traust du dieser Geisterfrau eine solche Tat zu?«
Sie hob die Schultern an. »Ich weiß es nicht…«
»Und was ist mit deinem Verdacht?«
Carlotta lächelte. »Du scheinst mich ja gut zu kennen.«
»Und ob. Ich lebe ja lange genug mit dir. Zudem haben wir gemeinsam schon einiges erlebt, und da ist mir ein bestimmter Gedanke gekommen.«
»Lass mich raten. Mandragoro?«
Die Tierärztin sagte zunächst nichts. Dann gab sie es durch ein Nicken zu.
»Der Umwelt-Dämon also.« Carlotta schloss für einen Moment die Augen, als wollte sie sich das Bild dieser Gestalt
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