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1682 - Das Blutschiff

1682 - Das Blutschiff

Titel: 1682 - Das Blutschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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kleinen Hafen. Er war aber nichts für irgendwelche Segler, die hier anlegten, um ihre Mannschaft zu entlassen oder irgendwelche Waren zu bringen und andere mit an Bord zu nehmen.
    Oder war es kein Schiff? Hatte der Nebel sie so getäuscht, dass sie sich etwas eingebildet hatte?
    Daran wollte Kathy nicht glauben. Innerhalb dieser grauen Suppe gab es die Konturen, die auf dem Wasser blieben und sich nicht bewegten. Ja, sie nicht, aber sie sah andere Bewegungen. Und als ihr dies bewusst wurde, hielt sie den Atem an. Es waren die Bewegungen von Personen. Das sah sie genau. Innerhalb der Nebelsuppe fanden sie ihren Weg und es dauerte nicht lange, bis sie die graue Wand verlassen hatten und an Land gingen.
    »Nein…«
    Mehr konnte die alte Frau nicht sagen. Sie hielt den Atem an, sie wollte es nicht glauben. Das war nicht zu fassen! Da gab es Personen, die das Schiff verlassen hatten und an Land gingen!
    Kathy zählte nach.
    Sechs waren es.
    Der Begriff Piraten kam ihr in den Sinn. Aber deren Zeit war längst vorbei und die modernen Piraten enterten Schiffe an der Küste Afrikas oder Asiens. Was taten die hier?
    Kathy Lester war nicht von gestern, sie wusste genau, was in der Welt ablief. Schließlich las sie Zeitung, und besonders das Fernsehen war ihre Informationsquelle. Wer so heimlich von See her ein Land betrat; der führte nichts Gutes im Schilde. Davon ging sie einfach aus. Der hatte etwas zu verbergen, sonst würde er sich anders verhalten.
    Sie verließ ihren Platz nicht und behielt weiterhin den Strandabschnitt im Blick. Dort hatten sich die sechs Typen versammelt. Sie standen dicht beisammen und sprachen miteinander. Hin und wieder deuteten sie zu den Häusern hin, die vor ihnen lagen. Nur wenige Sekunden vergingen, dann hatten sie offenbar einen Entschluss gefasst und setzten sich in Bewegung.
    Ihr Ziel war das kleine Küstendorf.
    Die sechs Gestalten hatten eine Reihe gebildet und gingen darauf zu. Niemand zeigte eine Unsicherheit. Sie bewegten sich, als wären sie hier zu Hause. Die Nacht schluckte alle Geräusche, und Kathy Lester hatte Zeit, sich auf die Gestalten zu konzentrieren. Dass es keine normalen Seeleute waren, stand für sie fest. Die hätten sich anders benommen und einen Hafen angelaufen. Und auch das nicht bei Nacht und Nebel. Es mussten Menschen sein, die etwas Besonderes vorhatten, und das konnte nichts Gutes bedeuten. So war der Gedanke an einen Überfall sofort vorhanden. Sie kamen immer näher!
    Das Herz der alten Frau schlug schneller. Sie dachte daran, dass ihr Haus eines der ersten war, das sie erreichen würden. Sie musste nach oben gehen und ihren Sohn wecken! Sie wollte es, aber sie schaffte es plötzlich nicht mehr, sich aus ihrem Sessel zu erheben. Ihr Körper schien mit Bleigewichten gefüllt zu sein. So blieb sie sitzen und starrte weiterhin durch die Scheibe.
    Das Fenster war gekippt, um frische Luft ins Haus zu lassen. So würde sie die Ankommenden auch bald hören können. Möglicherweise auch ihre Stimmen, aber da musste sie passen, denn die sechs Personen sprachen nicht miteinander. Sie alle waren dunkel gekleidet. So konnten sie sich besser durch die Nacht bewegen. Sie blieben unauffällig, und nur ihre Gesichter schimmerten hell. Es gab auch Hunde im Ort. Keines der Tiere meldete sich. Sie schienen tief und fest zu schlafen.
    Ich muss meinem Sohn Bescheid geben! Immer und immer wieder kam ihr der Gedanke, aber die Ausführung schaffte sie nicht. Und so blieb sie sitzen mit einem Gesichtsausdruck, der einer Maske glich. Ihre Augen traten weit vor, weil sie sie aufgerissen hatte.
    Es gab keine breite Straße im Ort, sondern nur Wege. An ihnen lagen die Häuser. Die letzten standen etwas erhöht, weil das Gelände leicht anstieg. Und dann geschah das, womit Kathy Lester schon gerechnet hatte. Die sechs Personen hatten sich kurz besprochen. Wenig später trennten sie sich und gingen in verschiedene Richtungen weg. Ihre Ziele waren die einzeln stehenden Häuser. Auch auf Kathy Lesters Haus kam jemand zu.
    Es war ein Mann, der leicht schwankend ging, was an dem Weg liegen konnte, der nicht geradeaus verlief. Man musste um Steine herumgehen, um sich der Haustür zu nähern. Die Schwiegertochter hatte es als Steingarten bezeichnet und bewusst diese Hindernisse aufgebaut.
    Der Mann wollte zur Tür.
    Kathy bewegte sich nicht. Sie sah allerdings auch, dass er einen Blick auf das Fenster gerichtet hatte, hinter dem sie saß, und jetzt fürchtete sie, dass sie gesehen worden war.

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