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1682 - Das Blutschiff

1682 - Das Blutschiff

Titel: 1682 - Das Blutschiff Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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besonders stolz auf ihren Wachhund war. Er lag Tag und Nacht auf der Lauer und hätte längst anschlagen müssen, was aber nicht geschehen war. Das kam ihm schon seltsam vor, denn einen tiefen Schlaf hatte das Tier normalerweise nicht.
    Er wollte nicht in der Hütte nachschauen und war froh, das Haus passiert zu haben, als sich plötzlich alles veränderte.
    Es gab die Stille nicht mehr.
    Sie war von einem bestimmten Laut unterbrochen worden, und der gefiel ihm ganz und gar nicht.
    Mike hielt an. Er lauschte nach vorn, denn von dort war das Stöhnen aufgeklungen. Über seinen Rücken rieselte ein kalter Schauer. Er hielt den Atem an. Auf seine Stirn legte sich ein dünner Schweißfilm. Die Folge eines Adrenalinstoßes, der durch seinen Körper gefahren war.
    Mike Lester konzentrierte sich auf das Stöhnen. In der sonstigen Stille war schlecht zu schätzen, woher es kam und wie weit dieser Mensch, der es von sich gegeben hatte, entfernt war. Es konnte von dort gekommen sein, wo sich das Haus mit der Räucherei befand. Das war gar nicht so abwegig.
    Er wartete noch einige Sekunden, weil er sichergehen wollte. Wie von selbst glitt seine rechte Handfläche über den Griff des Fischmessers, das er in seine Scheide gesteckt hatte, die am Hosengürtel befestigt war.
    Das Stöhnen blieb. Und es konnte nur von einem Menschen stammen, der sich in großer Gefahr befand. Für Mike Lester gab es kein Halten oder Taktieren mehr. Er machte sich auf den Weg und legte den Rest der Strecke sehr schnell zurück. Das Gebäude vor ihm hatte eine lange und eine schmale Seite. Zwei Kamine ragten aus dem flachen Dach hervor. Aus ihnen quoll zu dieser Zeit kein Rauch. An der Längsseite war das Stöhnen aufgeklungen. Daran gab es nichts mehr zu zweifeln. Er lief noch schneller und leuchtete mit der Lampe. Der Strahl reichte aus, um das zu sehen, was er lieber nicht gesehen hätte.
    Auf der Erde lag ein Mann, und Mike Lester musste nicht noch mal hinleuchten, um zu erkennen, mit wem er es zu tun hatte. Es war Larry Elmhurst, der Besitzer der Räucherei. Ein Mann um die sechzig Jahre, der den Betrieb von seinem Vater übernommen hatte. Jetzt ging es ihm richtig dreckig.
    Mike blieb nicht länger stehen. Er wollte den Mann so schnell wie möglich erreichen, und schon beim Zulaufen auf ihn sah er das Blut, das nicht nur eine Lache auf dem Boden bildete, sondern auch im Gesicht des Mannes zu sehen war. Larry war schwer verletzt. Das hatte er sich bestimmt nicht selbst zugefügt. Und plötzlich sah Mike Lester die Aussagen seiner Mutter mit ganz anderen Augen an.
    Da war doch jemand gekommen. Er hatte es auf Larry abgesehen und ihn überfallen. Neben dem Verletzten sank Mike Lester in die Knie. Er hörte seinen eigenen scharfen Atem, der das Stöhnen des Verletzten beinahe übertönte. Bisher hatte er nur Blutspritzer in dessen Gesicht entdeckt, jetzt leuchtete er den ganzen Kopf an und ließ das Licht auch gegen den Hals strahlen.
    Ihn traf beinahe der Schlag!
    Was er sah, hatte er noch nie in seinem Leben zu Gesicht bekommen. Es sei denn in einem Actionfilm.
    Jemand hatte die Kehle des Mannes regelrecht eingerissen, und es war ein Wunder, dass er noch lebte…
    ***
    Bisher war Mike Lester mit extremen Situationen in seinem Leben stets zurechtgekommen. Das konnte er nun vergessen. Er kniete neben dem Mann und hatte das Gefühl, gar nicht mehr richtig in der Welt zu sein. Was hier passiert war, das konnte er nicht begreifen. Das war einfach zu irreal.
    Larry Elmhurst lag halb auf der Seite. So konnte er den Körper an der Hauswand abstützen. Die Haut in seinem Gesicht war totenbleich und mit einigen roten Flecken bedeckt. Der Mund stand offen, und nur deshalb war das Stöhnen zu hören gewesen. Hinzu kam noch etwas: Mike sah es, als er in die Augen leuchtete. Es war der Blick, der ihn so erschreckte, denn es war nicht mehr der Blick eines normalen Menschen, sondern der eines Sterbenden, und das traf Mike tief. Er dachte daran, dass er vor zwei Tagen noch mit Larry über den Ausbau seiner Räucherei gesprochen hatte. Larry brauchte einen Arzt, und das so schnell wie möglich. Nur gab es hier im Ort keinen. Der nächste wohnte mehr als zehn Kilometer entfernt. Dort war die Gegend dichter besiedelt, und so kamen mehr Patienten zu ihm.
    Ausgerechnet jetzt hatte Mike sein Handy zu Hause gelassen. Es wäre so wichtig gewesen, aber er wollte nicht aufgeben und sprach Larry Elmhurst an.
    »Bitte, du musst hier bleiben. Ich werde dafür sorgen, dass ein

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