1686 - Kugelfest und brandgefährlich
Industriehafens. Zwischen den Containern und ihnen stand ein kantiger Klotz auf Rädern.
Beide hatten ihn zur selben Zeit entdeckt. Karina sprach ihren Partner sofort darauf an.
»Kann das unser Ziel sein?«
»Möglich. Damit kann man zumindest etwas abtransportieren. Wir werden uns die Ladung anschauen.«
»Okay.«
Beide waren noch angespannter. Karina fühlte sich von einer gewissen Kälte durchrieselt. Sie sah es als ein Vorzeichen an, denn so wie jetzt musste es nicht bleiben.
Wenige Meter weiter wurde ihre Sicht frei. Keine Stahlwände behinderten sie mehr.
Sie konzentrierten sich auf den Lastwagen und dort besonders auf das Fahrerhaus. Es war zu dunkel, um erkennen zu können, ob sich hinter den Scheiben jemand aufhielt. Aber sie wussten, dass sie von dort beobachtet werden konnten.
Zwischen dem Ende der Containerreihen und dem LKW blieben sie stehen. Sie schauten sich an. Jeder von ihnen dachte nach – und bevor sie sich hatten entscheiden können, passierte es.
Beide hörten das Geräusch.
Es passte nicht hierher. Es war wie der Klang eines Fremdkörpers, und es war nicht weit von ihnen entfernt aufgeklungen. Allerdings nicht dort, wo der Lastwagen stand.
Wladimir hatte die richtige Idee. Er trat von Karina weg und schaute zu dem Container hoch, der als Letzter in einer der beiden Reihen stand.
Und dort sah er die Gestalt.
Für einen Moment war er überrascht, dann riss er seine Waffe hoch und feuerte schräg nach oben auf die Gestalt, die sich blitzartig zurückzog und den Kugeln so entging.
Auch Karina reagierte. Beide wussten jetzt, wo sich das Phantom aufhielt. Wenn sie die dunkle Gestalt stellen wollten, mussten sie sie in die Zange nehmen.
Sie wollten sich trennen und waren schon beinahe unterwegs, als etwas anderes eintrat und sie überraschte. Ein paar Meter vor ihnen sahen sie die Gestalt an der Seite eines Containers. Sie turnte dort praktisch am Rand entlang und es sah aus, als wollte sie auf diesem schmalen Rand fliehen.
Sie tat es nicht.
Ein Sprung und sie fiel dem Boden entgegen. In ihrer rechten Hand hielt sie eine kurzläufige Maschinenpistole.
Sie wollte es wissen, und Golenkow lachte auf. Er konnte nicht begreifen, dass sich das Phantom in eine derartige Situation begab. Das war völlig daneben.
Und doch tat sie es.
Golenkow schoss. Er feuerte seine Kugeln ab, als sich die Gestalt noch in der Luft befand.
Und Wladimir war ein hervorragender Schütze. Das Phantom wurde bestimmt zweimal in der Luft getroffen, erst dann erreichte die Gestalt den Boden. Sie prallte nicht mit dem Bauch oder dem Rücken zuerst auf, sondern landete auf den Beinen und federte sogar noch für einen winzigen Moment nach.
Dann brach das Phantom zusammen und blieb reglos liegen …
***
Karina und Wladimir schauten sich an. Beide hätten vor Freude lachen oder in die Luft springen können, aber sie taten nichts. Standen einfach nur da und schauten auf die Gestalt, die einige Meter von ihnen entfernt reglos auf dem Boden lag.
Schließlich musste Karina etwas sagen. »Das ist das Phantom. Wir haben es geschafft.«
»Kaum zu glauben.«
»Das Bild lügt nicht.«
»Ja, stimmt.« Wladimir wischte mit dem Handrücken Schweiß von der Stirn. Er machte den Eindruck eines Mannes, der nicht fassen konnte, was er geleistet hatte.
Das Gesicht der Gestalt war nicht zu sehen. Ebenso dunkel wie die Kleidung war auch die Strickmütze, die den Kopf bedeckte und nur zwei Löcher für die Augen frei ließ.
»Ich schaue sie mir an«, sagte Wladimir.
»Aber sei vorsichtig.«
»Warum?«
»Ich traue der Killerin alles zu.«
»Ich mir auch.« Golenkow lächelte seiner Partnerin zu. »Zwei Kugeln, zwei Treffer.«
»Habe ich gesehen.«
»Dann sollte ja alles klar sein.«
Karina wollte ihren Freund nicht bevormunden. Deshalb tat sie nichts mehr. Aber sie würde aufpassen und ging einige Schritte nach links, um bessere Sicht zu haben. Eigentlich hätte sie zufrieden sein müssen. Endlich ein Erfolg nach dieser langen Jagd. Seltsamerweise war sie es nicht. In ihr steckte eine gewisse Unruhe, und sie stellte auch fest, dass ihr Herz schneller klopfte. Die Coolness, auf die sie so stolz gewesen war, hatte sie verlassen.
Wladimir stand neben der Gestalt. Er schaute auf sie nieder. Dabei sah er, dass sie ihre kurzläufige Maschinenpistole nicht aus der Hand gegeben hatte. Selbst im Tod hielt sie die Waffe noch eisern fest.
Von dem Gesicht war nichts zu sehen. Ebenso wie von den Haaren. Alles war unter der
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